Rosenheim – Die Kaiserstraße in Rosenheim soll einen Fahrradschutzstreifen bekommen. Das haben die Mitglieder des Ausschusses für Verkehrsfragen und Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) jetzt einstimmig beschlossen. Doch nicht überall stößt die Nachricht auf Begeisterung. Denn durch den geplanten Schutzstreifen gehen neun Stellplätze verloren.
Grüne und ÖDP
stellen Antrag an OB
Dieter Major ist sauer. „Wir haben schon jetzt zu wenig Parkplätze.“ Vor zwei Jahren hat er seinen Bio-Hanfladen in der Kaiserstraße eröffnet, hatte von Anfang an mit der schwierigen Parkplatzsituation zu kämpfen. Dass die wenigen Parkplätze, die es in der Kaiserstraße gibt, jetzt auch noch wegfallen sollen, dafür hat der Geschäftsführer kein Verständnis. „Die Situation ist schon jetzt nicht zumutbar. Mit dem Fahrradschutzstreifen wird es noch schlimmer“, sagt Major.
Der Grund für Dieter Majors Unmut ist die Entscheidung, die in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV gefallen ist. Die Stadtratsfraktion der Grünen und ÖDP-Stadtrat Horst Halser hatten in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) gefordert, dass die Parkplätze in der Kaiserstraße, zwischen Ludwigsplatz und Ellmaierstraße, zugunsten eines einseitigen, wenn möglich beidseitigen, Fahrradschutzstreifens aufgelöst werden. Die Enge und das starke Verkehrsaufkommen in der Kaiserstraße behindern und gefährden die Radfahrer, heißt es in dem Antrag. Verschärft werde die Situation, so die Grünen, durch die Sperrung der Schönfeld- und Ellmaierstraße und den daraus resultierenden Umgehungsverkehr durch die Kaiserstraße. Eine Lösung müsse her.
Die Verwaltung nahm sich der Sache an, stellte schnell fest, dass ein beidseitiger Schutzstreifen aufgrund der Fahrbahnbreite nicht möglich ist. Sie schlug vor, einen einseitigen Schutzstreifen in Richtung stadtauswärts zwischen Ludwigsplatz und der Einmündung Am Salzstadel einzurichten. Dadurch würden allerdings sowohl die Stellplätze am Fahrbahnrand auf der Ostseite der Kaiserstraße entfallen, als auch die Lade- und Liefermöglichkeiten.
Für Dieter Major ein weiterer Kritikpunkt. „Ich weiß nicht, wie das mit den Lieferungen funktionieren soll“, sagt er. Niemand habe Lust darauf, einen halben Kilometer in den Laden zu laufen, um die Waren abzuladen. „Wenn ich dann auf dem Fahrradschutzstreifen parke, ist der nächste Zirkus vorprogrammiert“, sagt er. Doch auch hier scheint es eine Lösung zu geben. „Liefer- und Lademöglichkeiten bestehen auf der anderen Straßenseite in der Parkbucht“, teilt die Verwaltung mit. „Der Fahrradschutzstreifen ist ein absoluter Gewinn für die Kaiserstraße“, sagte Stadtrat Robert Metzger (SPD). Der Fraktionsvorsitzende der CSU, Herbert Borrmann, schlug sogar vor, den Radschutzstreifen noch weiter in Richtung Ludwigsplatz auszuweiten. Dadurch würde ein „geschlossenes Radnetz“ entstehen.
Diese Erweiterung ist laut Oberbürgermeister Andreas März aber nur mit einem Umbau der Gehwegnase möglich. Das sei auch finanziell ein Mehraufwand. März versprach zu überprüfen, was ein solcher Umbau kosten würde. Nicht ganz zufrieden mit dem Vorschlag der Verwaltung zeigte sich der Fraktionsvorsitzende der AfD, Andreas Kohlberger. Auch aus Sorge um den Lieferverkehr. Er schlug vor, die Tempo-20-Zone auch auf die Kaiserstraße auszuweiten. „Dann würden die Radfahrer nicht gefährdet werden“, sagt er. Zustimmung gab es von Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU). Und auch die Polizei befürwortet den Vorschlag: „Grundsätzlich würde dadurch die Verkehrssicherheit erhöht werden“, teilt der Medienbeauftragte Robert Maurer mit.
Erneute
Unterschriftenaktion?
Ob es letztendlich eine Tempo-20-Zone geben wird, bleibt abzuwarten. Fest steht, der Fahrradschutzstreifen kommt. Es sei denn, es wird wieder eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Parkplätze ins Leben gerufen. Denn bereits vor acht Jahren sorgte der geplante Wegfall der Parkplätze bei den Anliegern und Geschäftsinhabern für Ärger. Der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands, Gerhard Buluschek, hatte im Jahr 2012 über 1200 Unterschriften zum Erhalt der Stellplätze gesammelt. 700 der Unterzeichner kamen aus dem Landkreis, 530 aus der Stadt. Dieter Major vom Bio-Hanfladen jedenfalls könnte der Erste sein, der seinen Namen auf die Liste setzt – sollte es eine erneute Unterschriftenaktion geben.