Elektroschrott

Nachhaltige Computertechnik

von Redaktion

Neuer Rosenheimer Pop-Up-Store verkauft wiederaufbereitete IT-Geräte

Rosenheim – Wenn man den Laden von Onur Oezdikmen betritt, springt einem direkt die kleine grüne Pflanze ins Auge, die symbolisch auf einer Computertastatur angebaut wurde. Das ungewöhnliche Empfangsmotiv verdeutlicht dabei direkt die zwei wichtigsten Themen für den Rosenheimer Geschäftsführer: Technik und Nachhaltigkeit.

Zauberwort
„Refurbishing“

Der neue Pop-Up-Store „IT-Welt24.de“ an der Kaiserstraße 14 ist daher übersichtlich gehalten und zeigt gleich auf den ersten Blick die neue Geschäftsidee. „Refurbishing“ oder „Remarketing“ nennt es der Fachmann und sucht noch nach einem passenden deutschen Ausdruck für die Überholung und Instandsetzung von gebrauchter IT-Technik.

Nach fünf Jahren im Online-Handel wagt Oezdikmen ein neues Konzept und setzt auf die Entwicklung eines nachhaltigen, saisonalen Elektrogeschäfts. Die Idee des gebürtigen Rosenheimers: „IT-Ware ist ein Wintergeschäft. Wir wollen dann in den Städten auftauchen, wenn die Leute vermehrt zu Hause sitzen und über ein neues technisches Gerät nachdenken. Dann können sie zu uns in den Laden kommen und ein passendes Angebot finden.“

Bei diesem Angebot handelt es sich vorwiegend um aussortierte Laptops und Computer von größeren Unternehmen. Diese werden nach dem Motto „aus Alt mach Neu“ bereinigt und mit aktuellen Komponenten ausgestattet. Danach ist das Modell bereit zum Wiederverkauf.

Ein Konzept, das laut der Pressestelle der Stadt Rosenheim in der heutigen Zeit dringend benötigt wird. Denn die Zahlen an Elektroschrott stiegen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Allein am Rosenheimer Wertstoffhof kamen in diesem Jahr bisher 830 Tonnen zusammen. Das sind schon jetzt 85 Tonnen mehr als noch 2016. Die größte Problematik bei IT-Geräten seien dabei in erster Linie die Schadstoffe wie giftiges Quecksilber oder leicht entzündliches Lithium, die in den meisten Akkus von elektronischen Geräten enthalten sind. Die Aufbereitung von alter Technik könne dementsprechend durchaus helfen.

Zusätzlich zum „Refurbishing“ ist auch das gesamte Prinzip des Computer-Outlet-Stores auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Denn der Plan sieht vor, den Rosenheimer Laden nur bis zum 31. Januar zu betreiben, solange die Nachfrage am größten ist. Im Frühjahr wird die Fläche dann geräumt und sich wieder auf den Online-Handel konzentriert. So sollen keine unnötigen Ressourcen verschwendet werden. Das ganze System wird bei positiver Bilanz auf bis zu 20 Stores in ganz Bayern ausgeweitet.

Den ersten umfunktionierten Laden in der Kaiserstraße übernimmt ab Februar wieder der bisherige Mieter, der Rosenheimer Friseurladen Ricotta. „Das Geschäft hier war ein absoluter Zufall, weil wir den Friseur hier gut kennen“, meint Oezdikmen, „eigentlich wollen wir in Zukunft lieber in Eisläden rein, die im Sommer ihre Saison haben und im Winter leer stehen“.

Die diesjährige Wintersaison sei allerdings erst einmal ein suboptimaler Zeitpunkt für den Schritt in den Einzelhandel. Denn das neue Geschäft eröffnete erst kurz nachdem die bundesweit verschärften Corona-Maßnahmen für den November angekündigt wurden. Auch wenn damit jetzt nur noch vier Personen gleichzeitig in den Laden gelassen werden können und „kein Mensch auf der Straße vorbeigeht“, wird der Store mindestens bis Ende Januar bestehen bleiben. Denn für Onur Oezdikmen steckt bereits jetzt zu viel Arbeit in der Idee, als dass er sie noch einmal verschieben könnte. „Ein halbes Jahr Planung und 25000 Euro Startkapital aus unserem Online-Handel waren für das Geschäft hier notwendig. Jetzt wollen wir auch wissen, ob das Konzept funktioniert.“ Korbinian Sautter

Der Rosenheimer IT-Müll steigt an

Elektromüll am Wertstoffhof

2020 gesamt: 890 Tonnen (Hochrechnung)

Davon IT-Geräte: 332 Tonnen

2019 gesamt: 830 Tonnen

Davon IT-Geräte: 314 Tonnen

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