Rosenheim – In der CoronaKrise gehen viele Schulen neue Wege. Das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Seit Montag wird ein Teil der Schüler in der Städtischen Galerie Rosenheim unterrichtet.
Bayerns Schüler haben in der Corona-Krise schon einiges mitgemacht: Mittlerweile gilt für die Jahrgangsstufen ab der elften Klasse Mindestabstand. Weil das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium diesen nicht in den Klassenzimmern umsetzen kann, zieht die zwölfte Jahrgangsstufe in die Städtische Galerie. Zwischen Skulpturen von Erika Maria Lankes und Bildern von Fried Stammberger lernen sie seit gestern den neuen Stoff in Fächern wie Mathematik, Englisch und Deutsch.
Homeschooling
vorerst keine Option
Grund für dieses unübliche Klassenzimmer ist die Verordnung des Rosenheimer Gesundheitsamtes, das die Schulleiter aus Stadt und Landkreis Rosenheim am Freitag vor den Schulferien erreicht hat. Wird der Mindestabstand nicht eingehalten, müssen die Klassen zwischen Präsenz- und Online-Unterricht wechseln. Für Schulleiterin Brigitte Würth war das keine Option, wie sie auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mitteilte: „Die zwölfte Klasse musste schon im vergangenen Schuljahr abiturrelevanten Unterricht im Homeschooling lernen.“ Doch Mindestabstand sei bei ihnen nicht möglich. Für die fünf Gruppen kommen nur vier Räume infrage: Die Mensa, die Turnhalle und zwei Zeichensäle – ein Raum fehlte. „Ich habe Monika Hauser-Mair als Leiterin der Städtischen Galerie angefragt. Sie war begeistert von der Idee.“ Auch die Nähe zur Städtischen Galerie sei ein großer Vorteil, erklärt Würth. Sie selbst unterrichtet in der zwölften Klasse. In enger Zusammenarbeit zwischen Hausmeister, Medienwarten und Lehrern konnte die Schulleiterin die Idee realisieren.
Der Plan sei bei den Schülern auf große Zustimmung gestoßen. „Wir Schüler bedanken uns bei der Stadtgalerie Rosenheim für die Unterstützung, dass sie es uns in dieser schwierigen Zeit ermöglicht, weiterhin in Präsenzform zu lernen“, so Jahrgangsstufensprecher Frederick Schinner.
Die Anfrage des Gymnasiums kam der Städtischen Galerie mehr als gelegen: „Wir wollen für die Bürger da sein“, erklärt Monika Haus-Mair. Im „Lockdown light“ darf die Institution eh keine Besucher empfangen, da kann der größte Saal mit fast 90 Quadratmetern auch mal zum Klassenzimmer werden, völlig kostenfrei – der Städtische Bauhof brachte rund 30 Einzeltische und Stühle. Die Corona-Krise ist alles andere als einfach für die Einrichtung: „Aber wir ziehen uns seit Monaten immer selbst raus aus dem Tief.“ So etwa auch mit dem Transit-Art-Festival. Hauser-Mair ist überzeugt: „Kulturelle Bildung hört eben nie auf.“ Bis einschließlich Ende November können die Schüler hier sein. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht klar. Erst einmal ist aber eine Lösung gefunden.
Anders handhabt das Ignaz-Günther-Gymnasium die Umsetzung der Maßnahmen: Ein Teil der Jahrgangsstufe elf wird noch bis Ende der Woche in Quarantäne sein, wie Schulleiter Dieter Friedel mitteilte. Deshalb werde die gesamte Jahrgangsstufe im Homeschooling bleiben. Die zwölften Klassen wechseln distanzbedingt zwischen Distanz- und Präsenzunterricht. In den unteren Klassen finde, so Friedel, der Sportunterricht wieder geschlechter-gemischt im Klassenverbund statt. Was den Religionsunterricht anbelangt, organisierten sich die Lehrer untereinander. „Wir hatten bisher gute Erfahrung mit dem Online-Unterricht.“ Die Aufteilung in verschiedene Klassenräumen habe nur einen scheinbaren Vorteil.
Am Karolinen-Gymnasium setzt Schulleiterin Sigrid Rechenauer auf Präsenzunterricht, und das „so lange wie möglich.“ Umsetzbar sei das durch die großen Räume. In fünf Gruppen werde die zwölfte Stufe etwa in der Aula mit Belüftungsgeräten, der Mensa und im über 100 Quadratmeter großen Musiksaal unterrichtet.
Neue Konzepte
bedeuten Aufwand
Die Jahrgangsstufe elf kann in die angestammten Klassenzimmer des Abiturientenjahrgangs. Jeweils zwei gegenüberliegende Räume dienen einem Kurs. Den Lehrern stehe es frei, ob sie zwischen den Räumen pendeln oder den Unterricht digital übertragen. Das neue Konzept sei ein organisatorischer Aufwand gewesen. Aber Rechenauer zeigt sich optimistisch: „Das können wir gut auf längere Sicht durchführen.“ Am Montag sei auch die letzte Klasse aus der Quarantäne zurückgekommen.