„Wie ein Phönix aus der Asche“

von Redaktion

Faschingsgilde Rosenheim bläst trotz Corona keine Trübsal – Auszeit für kreative Pause

Rosenheim – Die Corona-Pandemie hat der närrischen Zeit einen Riegel vorgeschoben. Das bedeutet nicht nur das Aus für den Faschingsball im Kultur- und Kongresszentrum. Auch heute zum Faschingsbeginn, am 11. November um 11.11 Uhr, würde die Gilde eigentlich mit ihrem neuen Programm aufwarten. Zumindest das Training lief noch weiter, bis selbst das dem „Lockdown light“ zu Opfer fiel. Unterkriegen lässt sich die Rosenheimer Faschingsgilde davon aber nicht.

Ein anstrengendes
Jahr für die Mitglieder

Doch bis die Entscheidung fiel, dauerte es Wochen, gar Monate. Die Gardetänzer behielten stets die Zahlen des Infektionsgeschehens im Blick – keine einfache Zeit für sie. „Wir saßen immer auf heißen Kohlen, es war ein ewiges Hin und Her“, erinnert sich Thomas Stadler (34). Seit insgesamt elf Jahren ist er Mitglied in der Gilde. Mittlerweile ist er selbst Trainer, zuständig für den Gardemarsch. Beim Fasching ist er in seinem Element. „Der Fasching ist das Beste, was mir passiert ist.“

Dann die Entscheidung des Wirtschaftlichen Verbands: Der Fasching wird auf Eis gelegt. Zwar ein Schock für die Gilde, doch er war zu erwarten, meint Stadler. Für gewöhnlich bereiten sich der Gardebetreuer und seine Tänzerinnen über Monate hinweg auf die eine Zeit im Jahr vor: „Wir sind beschäftigt mit unseren Kostümen, den Auftritten und vor allem dem Motto.“ Gerade Letzteres ist ein großes Geheimnis. Was für diese Saison geplant war, will Stadler da selbstverständlich nicht verraten. Von der coronabedingten Absage lässt er sich nicht die Stimmung verderben, Er ist sich sicher: Es wird 2022 wieder einen Fasching geben, vielleicht auch in abgespeckter Version. „Auf den freuen wir uns umso mehr.“

Zwei-Jahres-Turnus nicht ungewöhnlich

Bis dahin ließe er und sein Team sich nicht unterkriegen. Der Auszeit kann er auch etwas Positives abgewinnen: „Wir werden die kreative Pause nutzen.“ Immerhin gebe es auch Gilden, die nur alle zwei Jahre auftreten. „Dann können wir wie Phönix aus der Asche steigen.“ Für die nächsten Auftritte habe er schon viele Ideen. Immerhin sei die Faschingsgilde die regionale Entertainmentbranche, mit Mitgliedern aus Stadt und dem Landkreis. „Wir stehen für eine Tradition, die einfach zur Stadt dazugehört.“ Auf die Gardemitglieder würde jetzt eigentlich das letzte Trainingsdrittel warten, zweimal die Woche jeweils zwei Stunden, Eine Einheit wäre für den traditionellen Part mit dem Prinzenpaar, die andere für den Showteil gedacht. Ab September begännen in der Regel mehrstündige Workshops für den Feinschliff beim Ein- und Ausmarsch. Denn jeder Schritt müsste für den großen Auftritt sitzen, weiß auch Daniela Biebl, mit 31 Jahren ist die Rosenheimerin das dienstälteste Gardemädchen. Heuer wäre ihre fünfte Saison gewesen. Am Tag vor jedem Training wäre sie nun immer noch einmal die Choreografie durchgegangen, hätte sich Aufnahmen angeschaut, um sich die Abläufe in Erinnerung zu rufen. Durch die konkrete Absage des Faschings sei das Training erst einmal heruntergefahren worden, so Biebl. Übrig geblieben seien Überbrückungstermine von zwei drei Trainingseinheiten im Monat. Doch auch hier machte Corona einen Strich durch die Rechnung. „Aber auch wenn das Training ausfällt, pflegen wir den Kontakt zueinander.“ Denn: „Fasching ist für uns einfach mehr als ein Hobby.“

Wie eine
zweite Familie

So empfindet das auch Bianca Klement (26). Als Gardemajor ist sie für die Tänzerinnen beim Marsch verantwortlich. „Die Garde ist für mich wie eine zweite Familie.“ Natürlich hätten sie und die anderen auf ein paar wenige Auftritte gehofft. Aber sie schaut schon wieder nach vorn: „Wir versuchen, fit zu bleiben.“ Große Hoffnung setzt sie auf eine mögliche Lockerung im Dezember: „Vielleicht können wir da ja schon wieder trainieren, natürlich coronakonform.“

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