Kolbermoorerin rettet jungen Igel

von Redaktion

Kunststofffäden verursachen tiefe Schnittwunden – Nach OP überwintert er bei Patin

Kolbermoor/Bruckmühl – Die Kolbermoorerin Brigitte Schindler ist überglücklich: Der Igel, den sie in ihrem Garten entdeckte, hat überlebt. Nach einer Operation in einer Bruckmühler Tierarztpraxis geht es dem Igel wieder gut. Nachdem er in der Praxis aufgepäppelt wurde, überwintert das etwa einjährige Tier jetzt bei einer Patin im Mangfalltal.

Aber von vorne: Brigitte Schindler entdeckte den Igel völlig zurückgezogen in ihrem Garten. Nachdem sie ihn mit Katzenfutter versorgt hatte, wollte sie ihn von den grünen Kunststofffäden befreien, die an seinen Beinchen festhingen. „Allerdings rollte er sich sofort ein. Er muss große Schmerzen gehabt haben.“ Daraufhin fuhr sie mit dem Igel in die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Dr. Mager & Dr. Radzey nach Bruckmühl. „Ob er das überlebt, wissen wir nicht“, habe man ihr dort gesagt.

Fäden stammen
von Meisenknödel

Tierärztin Dr. Tanja Radzey stellte fest, dass sich die grünen Kunststofffäden – von einem Meisenknödel – bis auf die Knochen in eines seiner Vorder- und eines seiner Hinterbeinchen gefressen hatten. Er wurde narkotisiert und die Tierärztin entfernte die Fäden, versorgte die Wunden und nähte sie wieder zu.

Daraufhin wurde er in der Praxis aufgepäppelt und gesund gepflegt. Hat sie diese Art von Verletzungen öfter? „Zwei- bis dreimal im Jahr schon.“ Noch häufiger passiere es hingegen, dass den Igeln Beine fehlen – „das komme von Mährobotern“, sagt sie. Wenn man die Tiere nicht findet, verenden sie. Denn sie verkriechen sich, wenn sie Schmerzen haben, so die Veterinärin. Ein Glücksgriff, also den Brigitte Schindler in ihrem Garten hatte, andernfalls wäre auch der Kolbermoorer Igel gestorben.

Der ist jetzt bei einer Igel-Patin, die sich um ihn kümmert. Vermittelt wurde die Patin vom Tierschutzverein Bruckmühl und Umgebung, mit der Radzey eng zusammenarbeitet. In der Bruckmühler Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Dr. Mager & Dr. Radzey werden die Tiere ehrenamtlich versorgt – kurz: Schindler sind für die Igel-OP keine Kosten angefallen. Eine Igelstation gibt es in Bruckmühl nicht mehr. Deshalb werden kranke oder unterernährte Igel in Pflegestellen betreut. In so einer Station überwintert auch der Kolbermoorer Igel – jetzt muss er noch zunehmen, damit er über den Winter kommt. Wenn er aus dem Winterschlaf im Frühjahr erwacht, soll er nach Kolbermoor zurück. Nach Hause in Brigitte Schindlers Garten.

Damit die stacheligen Säugetiere gesund und munter bleiben: Das rät der Tierschutzverein Bruckmühl

Damit Igel gut durch den Winter kommen, sollten Zwei- bis Dreijährige um die 1000 Gramm auf die Waage bringen, etwa einjährige Tiere mindestens 500 Gramm. Im Garten von Julia Grundmann vom Tierschutzverein Bruckmühl leben gleich mehrere Igel. Sie hat beispielsweise Futternäpfe versteckt – „die Katzen finden die nicht, Igel aber schon“, sagt Grundmann. Und wenn abends mal der Napf leer ist, schieben die stacheligen Säuger ihn durch die Gegend. Ganz nach dem Motto „mehr!“

Folgende Tipps hat sie parat, damit sich die Igel auch in anderen Gärten wohlfühlen:

• Wasserschalen aufstellen

• trockenes oder feuchtes Katzenfutter bereit stellen

• Laubhaufen liegen lassen und erst im späten Frühjahr wegräumen

• Stellen im Garten „verwildern“ lassen

• Schlupflöcher in Gartenzäunen lassen – Igel wandern gerne herum.

Wer sich als Pate für Igelchen engagieren möchte – oder weitere Informationen rund um die Säugetiere benötigt, schaut unter

www.tierschutzverein-bruckmuehl.de.

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