Wenn das Lesen Probleme bereitet

von Redaktion

Diplom-Psychologin Inken Sievers therapiert Kinder im Arbeitskreis Legasthenie

Rosenheim – Was, wenn Kinder sich mit dem Schreiben, Lesen oder Rechnen auffallend schwerer tun als ihre Mitschüler? Die Situation ist nicht aussichtslos: Die Diplom-Psychologin Inken Sievers arbeitet für den gemeinnützigen Verein Arbeitskreis Legasthenie (AKL) Bayern in Rosenheim und therapiert Kinder mit Lese-Rechtschreib- und Rechenschwäche.

Schwerstarbeit, sich Dinge zu merken

Sie verwechseln die Buchstaben „b“ und „d“ oder schreiben das Wort „spielen“ beharrlich ohne „e“. Solche Fehler machen viele Kinder am Anfang, wenn sie gerade Lesen und Schreiben lernen, erklärt Inken Sievers. Der Unterschied zwischen den in der Rechtschreibung „normal begabten“ und den „weniger begabten“ Kindern ist, dass die Kinder ohne Lese- und Rechtschreibschwäche diese Fehler nach einer gewissen Zeit nicht mehr machen. „Die Kopplung zwischen dem Laut und dem Buchstaben muss ganz fest sein“, erklärt Sievers. Bei Legasthenie-Kindern ist diese Verbindung oft nicht automatisiert. „Für sie ist es Schwerstarbeit, sich diese Dinge zu merken.“

Inken Sievers rät Eltern, derartige Auffälligkeiten bei ihren Kindern ernst zu nehmen. „Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind trotz intensiven Übens in seiner Lernentwicklung nicht vorankommt, sollten sie in einem ersten Schritt das Gespräch mit der Lehrkraft suchen“, empfiehlt die Psychologin. Der zweite Schritt sei die Abklärung, etwa durch einen Schulpsychologen, beim Arbeitskreis Legasthenie oder beim Kinder- und Jugendpsychiater, wo das Kind auf Legasthenie oder Dyskalkulie getestet werden kann. Bei dem Arbeitskreis Legasthenie Bayern handelt es sich um einen eingetragenen, gemeinnützigen Verein und anerkannten Träger der Freien Jugendhilfe. Der Verein berät Eltern kostenfrei und unverbindlich und bietet bayernweit Legasthenie- und Dyskalkulietherapie an.

Die Therapie bewirkt bei den meisten Kindern nicht nur, dass sie ihre Fähigkeiten deutlich verbessern können; sie profitieren vor allem auch davon, dass ihre seelischen Nöte gelindert werden. „Durch die Erfolgserlebnisse, die die Kinder in der Therapie erleben, wächst ihr Selbstvertrauen. Ängste werden abgebaut und die Kinder entwickeln sich in ihrer Persönlichkeit weiter“, erklärt die Psychologin.

Mit passenden Übungen könnten sich die Mädchen und Jungen weiterentwickeln und Strategien erarbeiten, mit den Schwächen umzugehen. „Je intelligenter die Kinder sind und je besser sie von ihrer Umwelt unterstützt werden, desto besser können sie ihre Schwäche kompensieren.“

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