Rosenheim – Die Corona-Krise hat das gewohnte Leben ausgebremst. Doch Notfälle gibt es nach wie vor: Wenn es in Rosenheim brennt, muss die freiwillige Feuerwehr ausrücken. Was sich seit dem Ausbruch des Virus für die Floriansjünger verändert hat.
Hygienekonzepte
an Lage angepasst
„Mit dem ersten Aufflamen der Pandemie haben wir unsere Konzepte für die Feuerwehren der Stadt Rosenheim angepasst“, erklärt Hans Meyrl, Kommandant und Stadtbrandrat. Und die beginnen schon im Einsatzfahrzeug: Dort ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung Pflicht. Aber wie sieht es mit dem Mindestabstand aus? „Wir wollen die Personalstärke im Fahrzeug so gering wie möglich halten und nur mit der tatsächlich notwendigen Standardbesatzung unterwegs sein.“ Um sich aufzuteilen, gebe es nicht genügend Einsatzwagen. Auch auf das Privatfahrzeug auszuweichen mache wenig Sinn.
Die Einsätze selbst müssten die Einsatzkräfte unter verstärkten Hygieneregeln durchführen. Beim Retten einer Person komme zur normalen Schutzkleidung eine Schutzbrille und Einmalhandschuhe hinzu. „Je nach Verletzungsmuster benötigen wir auch einen kompletten Schutzanzug.“ Die Feuerwehr sei solche strengen Vorgaben schon gewohnt, etwa bei Gefahrgut: Dort tragen die Kräfte sogar einen gasdichten Vollschutzanzug.
Ansonsten gelten die bisherigen Standards: Jede Besatzung werde gewohnt für den Einsatzbericht dokumentiert, allerdings mit noch höherer Dringlichkeit. „Da war die Feuerwehr hygienetechnisch schon ein Stück voraus.“
Doch das Vereinsleben geriet aus den Fugen: Alle Veranstaltungen, bis hin zur 160-Jahr-Feier, mussten abgesagt werden. Die Übungen könnten nur noch mit Blick auf die Sieben-Tages-Inzidenz (Zahl der Infizierten pro 100000 Einwohner binnen sieben Tagen) stattfinden. Erst unter einem Wert von 50 könnte man drüber nachdenken, die Übungen wieder anzugehen, früher allerdings nicht. „Ich will keinen meiner Leute gefährden“, erklärt der Kommandant. Zumindest im September konnte kurzfristig etwas Normalität einkehren: In getrennten Gruppen waren kleine Übungen möglich. „Mittlerweile kommt man nur zur Feuerwehr, wenn es einen Einsatz gibt“, so Mario Zimmermann, stellvertretender Kommandant und Stadtbrandinspektor. Die Vereinsmitglieder hätten dafür größtes Verständnis, dennoch sei es schade.
Übungen
sind essenziell
Wie wichtig die regelmäßigen Übungen sind, wissen er und Meyrl: Für ein paar Monate sei es zu verkraften, auf die Treffen zu verzichten. „Aber auf lange Sicht könnte es Probleme bereiten, dass wir Neuerungen, etwa in den Abläufen, nicht mehr weitergeben könnten.“ Die Führungskräfte pflegten regen Kontakt, auch die Mitglieder würden regelmäßig informiert. Vielleicht, so Meyrl, könnte man in Zukunft auch Videokonferenzen nutzen. „Es ist elementar, dass wir unsere Frauen und Männer bei der Stange halten. Sonst könnte man die Einsatzbereitschaft gefährden.“ Im Jahr habe die freiwillige Feuerwehr gut 900 Einsätze, daran ändere auch die Corona-Krise nichts.