Rosenheim – Tampons, Binden, Menstruationstassen: Damenhygieneartikel sind oft teuer und nicht immer griffbereit. Aus diesem Grund möchte Ricarda Krüger (Bündnis für Rosenheim) diese Produkte kostenlos in allen öffentlichen Toiletten der Stadt anbieten. Doch die Stadträte haben andere Pläne. Eine Männerdiskussion über eine Frauenangelegenheit.
Weder Notstand noch
Versorgungsengpass
Etwas schmunzeln musste Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU) schon, als er feststellte, dass an der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses lediglich Männer teilnahmen, diese aber eine Entscheidung treffen mussten, „die die Damen betrifft“. Davon abgehalten, seine Meinung kundzutun, hat es ihn trotzdem nicht. Es gebe weder einen „Notstand“ noch einen „Versorgungsengpass“. Den Vorschlag von Ricarda Krüger, kostenlose Hygieneprodukte in allen öffentlichen Damentoiletten auszulegen, halte er deshalb „für übertrieben“.
Anders schätzte Robert Multrus, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/UP, die Situation ein. Er halte den Antrag für sinnvoll, glaube aber, dass eine Umsetzung schwierig werden könnte. Er befürchte Vandalismus und verstopfte Toiletten, schlug vor, kostenlose Damenhygieneartikel probeweise in öffentlich genutzten städtischen Gebäuden zur Verfügung zu stellen. Die Stadt wiederum sprach von „vielen offenen Fragen“. So sei die Produktpalette der Damenhygieneprodukte relativ groß, „da Frauen sehr unterschiedliche Anforderungen während ihrer Periode haben“. Es stelle sich also die Frage, welche Produkte beschafft werden sollten, „um eine möglichst hohe Anzahl von Frauen anzusprechen“. Auch könne die Verwaltung weder eine Aussage über die Kosten treffen, noch darüber, wie viele Tampons und Binden letztendlich pro Gebäude benötigt würden. Vorgeschlagen werde deshalb, die kostenlose Abgabe von Damenhygieneartikeln an den weiterführenden Schulen anzuregen, indem in den jeweiligen Sekretariaten künftig „Tampons und Binden bevorratet werden“. Derzeit werde dies bereits an zwei Mittelschulen und der Realschule für Mädchen so gehandhabt. Das Amt für Schulen, Kinderbetreuung und Sport solle die Schulleitungen in den Schulleitergesprächen bitten, an allen weiterführenden Schulen entsprechend vorzugehen. „Dadurch ist eine einwandfreie Aufbewahrung sichergestellt“, teilt die Verwaltung mit. Nachteilig sei lediglich, dass die Schülerinnen bei den Mitarbeiterinnen im Sekretariat nachfragen müssen. Da dort aber auch Pflaster oder Mund-Nasen-Schutzmasken erhältlich sind, dürfte bei den Schülern jedoch „eine gewisse Gewöhnung vorliegen, im Sekretariat um etwas zu bitten“. Und für den Fall, dass es den jüngeren Mädchen doch peinlich ist, nach einem Tampon oder einer Binde zu fragen, haben sich die Mitarbeiterinnen der Realschule für Mädchen etwas Besonderes einfallen lassen: „Wir haben ein Codewort“, sagt Schulleiterin Magdalena Ramm.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Franz Opperer, lobte das Vorgehen an den Schulen. Er wünschte sich aber auch eine ähnliche Umsetzung in den öffentlich genutzten Gebäuden der Stadt. Hier wolle die Verwaltung die Beschaffung von Automaten prüfen. Sobald die Kosten für die Aufstellung und Bewirtschaftung geklärt seien und der Preis für die Nutzerinnen annehmbar sei, könne hierzu entschieden werden.
Automaten zwischen
200 und 400 Euro
Eine Frau, an die sich die Stadt bezüglich dieser Fragen wenden könnte, ist Rhoda Fideler. Die 36-Jährige hat lange Zeit als Krankenschwester gearbeitet. Vor zwei Jahren beschloss sie, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. „Frauen sollten nicht mehr darunter leiden, wenn sie unerwartet ihre Periode bekommen“, sagt Fideler. Also beschloss sie, Firmen und Schulen in Deutschland mit Damenhygiene-Automaten zu beliefern. „Damit haben Frauen eine schnelle und hygienisch einwandfreie Lösung.“ Die Kosten für die Automaten variieren zwischen 200 und 400 Euro. Einige sind batteriebetrieben, andere laufen mit Strom. Die Preise sind einstellbar und funktionieren über Münzeinwurf.
Ob sich die Verwaltung von diesem Konzept überzeugen lässt, wird sich zeigen. Fest steht, dass der Antrag von Ricarda Krüger zwar einstimmig abgelehnt wurde, es kostenlose Damenhygieneartikel in den Schulen aber trotzdem bald geben könnte. Für Frauen immerhin ein kleiner Gewinn – trotz einer komplett männlichen Besetzung im Haupt- und Finanzausschuss.