Rosenheim – Eine eingesperrte Frau im Baumarkt, Jugendliche, die im Nepomukbrunnen badeten oder ein Mann, der für eine Mutprobe ein Messer verschluckt hat: Hauptkommissar Robert Maurer (50) hat in den vergangenen drei Jahren über zahlreiche kuriose Polizeieinsätze berichtet. Und dafür Presseanfragen aus ganz Deutschland bekommen.
Zehn Jahre Leiter
der Wiesn-Wache
Robert Maurer ist ein Frühaufsteher. Jeden Tag wacht er um 6 Uhr auf, macht sich einen Kaffee und verschafft sich einen Überblick über die Einsätze des vergangenen Tages. Die, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung sein könnten, fasst er zusammen. Er schreibt über Unfälle, Diebstähle und Brände. Manche Berichte gestaltet er humorvoll, bei anderen bleibt er ernst. „Ich habe über die Jahre ein Gefühl dafür entwickelt“, sagt er. Hin und wieder habe es schon Beschwerden gegeben, die positiven Rückmeldungen aber überwiegen. „Ich finde es wichtig, dass die Polizei nicht nur über die ernsten Themen berichtet“, sagt Maurer. Begründet damit, warum er vor einigen Jahren beispielsweise einen Bericht über einen Radfahrer geschrieben hat, der nackt durch die Stadt gefahren ist.
Doch Maurer ist nicht nur für die Presseberichte zuständig. Er leitet Einsätze der Rosenheimer Dienststelle, hat 2010 die Sicherheitswacht ins Leben gerufen und war zehn Jahre lang Leiter der Wiesn-Wache. „Die Arbeit dort kann man schwer beschreiben und hat mit der normalen Polizeiarbeit nichts zu tun“, sagt er. Man brauche „eine dicke Haut“, müsse mit „Beleidigungen umgehen können.“
Es sind Dinge, mit denen Robert Maurer schon lange klar kommt. Auch weil er mittlerweile fast 30 Jahre lang im Beruf ist. Und das, obwohl der 50-Jährige eigentlich eine Karriere als Außenhandelskaufmann anstrebte. „Ich hätte fast zugesagt“, erinnert er sich. Doch irgendwie habe er sich nicht vorstellen können, „jeden Tag nur im Büro zu sitzen“. Also bewirbt er sich bei der Polizei – einfach so. Er wird genommen, besteht seinen Einstellungstest mit „Ach und Krach“. Es folgt eine zweijährige Ausbildung in Eichstätt, danach ein Anstellungslehrgang in Nürnberg.
Von dort geht es für Maurer weiter nach München. Hier arbeitet er zwei Jahre für die Bereitschaftspolizei, wird unter anderem auf dem Flughafen München-Riem eingesetzt. „Dort hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit dem Bürger“, sagt er. Auch das sei etwas, was man „erst einmal lernen muss.“
Ein schöner und vielschichtiger Beruf
Doch irgendwann zieht es Maurer zurück in die Heimat. Er will näher bei seiner Familie sein, hat keine Lust mehr auf das ständige Autofahren. Er bewirbt sich für die Polizeidirektion Rosenheim und bekommt stattdessen eine Stelle in Bad Wiessee. „Ich musste erst mal auf die Karte schauen, weil ich keine Ahnung hatte, wo das liegt.“ Trotz einer anfänglichen Enttäuschung stellt er schnell fest, dass ihm die Arbeit in der Gemeinde taugt. Sieben Jahre später ist er immer noch dort. „Ich habe dort wahnsinnig viel gelernt“, sagt er.
Doch der Wunsch, näher an der Heimat zu sein, bleibt. Schließlich bekommt er eine Zusage für eine Stelle in der Polizeiinspektion Rosenheim. Maurer sagt zu. Bereut hat er seine Entscheidung auch 19 Jahre später noch nicht. „Ich könnte mir keinen schöneren und vielschichtigeren Beruf vorstellen“, sagt er. Dafür nimmt er sogar das frühe Aufstehen in Kauf. Jeden Tag um 6 Uhr morgens. Anna Heise