Rosenheim/Haag – Seien Sie ehrlich: Wenn Sie das Wort Blockflöte hören, dann denken Sie doch auch sofort an mehr oder weniger schräge Töne unter dem Christbaum. Doch jenseits von dem gibt es im Bereich Blockflöte noch eine ganz andere Welt – und die hat das junge Haager Blockflötenduo, bestehend aus Leni Hoffmann (15) und Victoria Zellner (feiert am Samstag ihren 15. Geburtstag), bereits für sich erobert.
„Ich spiele Sachen, die sich die meisten gar nicht vorstellen können“, erklärt Victoria. Die Fachleute allerdings schon: In Freiburg wurde das Haager Duo vor Kurzem mit dem Sonderpreis der Irino Foundation Tokyo „Beste Interpretation eines zeitgenössischen Werks“ ausgezeichnet. 300 Preisträger von „Jugend
musiziert“ waren dort vorstellig (siehe Infokasten).
Crème de la Crème
war vertreten
„Es war die Crème de la Crème vertreten“, beschreibt Vater Bernhard Zellner den Wettbewerb. Ihm sei das im Vorfeld gar nicht so bewusst gewesen, aber als ihn andere Teilnehmer fragten, wer seine Tochter in Choreografie unterrichtet und wer mit ihr die Sprachausbildung macht, erkannte er, auf welch hohem Niveau hier gespielt wurde. „Wir haben für das alles nur eine: unsere Frau Schreier“, verkündete er stolz. Bei
ihrer Musikpädagogin, die selbst am Mozarteum in Salzburg und an der Hochschule für Musik in München studiert hat, lernen die beiden Flötistinnen seit 2018.
Victoria hat bereits mit fünf Jahren auf der alten Blockflöte ihrer Mutter vor dem Spiegel die ersten Töne geübt. Leni begann im Kindergarten bei der Musikeinführung mit einer Melodica. Heute spielt die 15-Jährige auch noch Querflöte, Alt-und Tenorsaxofon und Ukulele – je nach Laune mal lieber das eine oder das andere Instrument.
Victoria bringt sich gerade selbst das Klavierspielen bei. Außerdem kann sie Gitarre und Saxofon spielen. „Manchmal übe ich jeden Tag, manchmal gar nicht“, verrät sie. Den ganzen Tag proben, das liegt ihr nicht.
Ausdauer ist trotzdem gefragt bei dem Duo – und die haben die Gymnasiastinnen, die in Gars in die neunte Klasse gehen: Unabhängig voneinander besuchten sie zunächst die musikalische Früherziehung in Haag, lernten dann weiter bei Flötenlehrerin Clara Philippzig und kamen schließlich im Jahr 2018 gemeinsam zu Christine Schreier.
Die Musikpädagogin erklärt: „Es ist absolut nicht ungewöhnlich, dass Schüler über das Grundschulalter
hinaus Blockflöte lernen möchten, da es wie jedes andere Instrument unerschöpflich ist, es zur Perfektion zu bringen. Natürlich nur wenn es gelingt den Schüler für das Instrument über das Anfängerstadium hinaus zu begeistern und zum historischen und zeitgenössischen Blockflötenrepertoire hinzuführen.“
Choreografie
einstudiert
Und das scheint ihr vortrefflich zu gelingen – ihre beiden Haager Schülerinnen waren sofort begeistert von dem zeitgenössischen Stück „Articulator VI“ von Agnes Dorwarth. Dafür studierten sie eigens eine Choreografie ein und trugen das Werk bei dem Wettbewerb auswendig vor.
„Beim „Articulator VI“ geht es nicht nur um das Beherrschen des Instruments, sondern auch darum, Geräusche und Sprechlaute während des Spielens mit einfließen zu lassen“, erklärt Schreier. Leni erinnert sich: „Als ich zu Hause begann, das Stück zu proben, kam meine Mutter mit großen Augen in mein Zimmer und fragte: ‚Was tust du da?‘“
Die Komposition ist wirklich nicht alltäglich und mit Worten auch fast gar nicht zu beschreiben. Zum Glück haben aber Bernhard Zellner und sein Sohn Lukas im Garser Gymnasium ein Video erstellt, auf dem man das Duo in Aktion sehen und hören kann. Interessierte finden die Aufnahme auf YouTube unter „Duo Leni & Vicky.