Die Diskussion um die Biotonne

von Redaktion

Nach Antrag der Grünen und ÖDP Stadträte beraten über mögliche Kombi-Lösung

Rosenheim –Die Diskussion um die Biotonne geht in die nächste Runde: Die einen wollen sie, die anderen bleiben lieber beim häuslichen Komposthaufen. Die Stadt schlägt jetzt ein Kombi-System vor. Und erntet dafür parteiübergreifenden Zuspruch.

Gesetz schreibt
separate Trennung vor

Oberbürgermeister Andreas März (CSU) ist niemand, der sich wegduckt. Er geht Probleme an, versucht, eine Lösung zu finden. So auch in Sachen Biotonne. Während das Thema in den vergangenen Jahren immer wieder für Ärger sorgte, setzt März auf eine pragmatische Lösung. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie und Klimaschutz schlug er vor, die Einführung eines kombinierten Bring- und Holsystems zu prüfen. So könnten Grundstückseigentümer selber entscheiden, ob sie eine Biotonne wollen, auf Eigenkompostierung setzen oder ihre Essensreste und Gartenabfälle in Zukunft zu einem dafür vorgesehenen Standort bringen. „Wir müssen schauen, was für Rosenheim die sinnvollste Lösung ist. Dass wir etwas machen müssen, ist klar“, sagte März. Eben auch, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist. So herrscht seit fünf Jahren die verpflichtende Getrenntsammlung des Bioabfalls. Heißt: Garten- und Parkabfälle, aber auch Nahrungs- und Küchenabfälle müssen separat entsorgt werden.

Seitdem wurde das Thema im Gremium immer wieder diskutiert. Vor fünf Jahren einigte man sich schließlich für die Aufstellung der sogenannten Presscontainer. Seitdem holen sich Interessierte einen kostenlosen Chip aus dem Rathaus, mit dem sie die Container öffnen und ihre Bioabfälle entsorgen können. Laut Verwaltung nehmen derzeit 441 registrierte sowie 150 nicht registrierte Haushalte das Angebot wahr. Doch wirklich zufrieden scheinen die Rosenheimer nicht. Das zeige sich unter anderem an der gesammelten Menge an Biogut sowie an den Beschwerden der Bürger. Eine Ausweitung des Bringsystems auf mehrere Standorte mache deshalb aus Sicht des Umwelt- und Grünflächenamtes wenig Sinn. Bleibt die Frage, was Sinn macht.

Denn auch einer dezentralen Lösung mit einfachen Containern zur Sammlung von Bioabfällen steht die städtische Verwaltung kritisch gegenüber. Denn die könne, wenn überhaupt, nur über die bestehenden Wertstoffinseln erfolgen. „Die Standorte eignen sich jedoch nicht für die Aufstellung von Containern zur Sammlung von Bioabfall“, teilt die Verwaltung mit. Die Situation an den Wertstoffinseln sei bereits jetzt angespannt und würde sich durch den zusätzlichen Platzbedarf weiter verschlechtern.

Was bleibt, ist die Einführung eines flächendeckenden kombinierten Bring- und Holsystems. „Grundsätzlich würde bei diesem System für jeden Grundstückseigentümer die Pflicht zur Vorhaltung einer Biotonne bestehen“, so die Verwaltung.

Befreiung für
Eigenkompostierung

Doch es soll auch Ausnahmen geben. So könnten sich beispielsweise Grundstückseigentümer von einer Biotonne befreien lassen, wenn sie nicht genügend Platz haben. Hier würde der Eigentümer verpflichtend an einem Bringsystem teilnehmen. Vorstellbar seien beispielsweise Standorte im Baubetriebs- oder Wertstoffhof. Ein weiterer Grund für eine Befreiung wäre die Eigenkompostierung für Privathaushalte und die Eigenverwertung der Landwirte.

Schon jetzt zeigten sich die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Energie und Klimaschutz von den Vorschlägen überzeugt. Stadträtin Elisabeth Jordan (SPD) erinnerte an die Streitereien der vergangenen Jahre, sagte, sie freue sich, wenn es endlich mit einer Umsetzung klappe. Die Presscontainer seien „absolut gescheitert“, eine zusätzliche Aufstellung brauche es deshalb nicht. Stadträtin Daniela Dieckhoff (Grüne) begrüßte, „dass endlich ein Anfang gemacht wird“. Rosenheim sei nicht die erste Stadt, die eine Biotonne aufstelle, man „müsse das Rad nicht neu erfinden“. Sie riet davon ab, einen Container für Bioabfälle an den Wertstoffinseln aufzustellen, da diese bereits jetzt „eine Katastrophe sind“.

CSU fordert
wöchentliche Leerung

Etwas kritischer betrachtete Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU) die Vorschläge der Stadt. So sei das getrennte Sammeln der geringen Mengen an Bioabfällen „ökologisch und wirtschaftlich unsinnig“. Weil eine Diskussion über das Kreislaufwirtschaftsgesetz aber müßig sei, wolle er lieber darüber nachdenken, wie es in Rosenheim künftig weitergehe. Ginge es nach ihm, soll es eine „unbürokratische Lösung für Eigenkompostierer“ geben. Vorstellbar sei auch ein Bringsystem mit circa 20 Sammelcontainern an den Wertstoffinseln, verteilt über das Stadtgebiet. Aus hygienischen Gründen sollten die Biotonnen wöchentlich geleert werden. Auch sollten die Kosten „für alle so gering wie möglich gehalten werden“. Fakt ist: Wer eine Biotonne haben will, muss dafür bezahlen. Wer selbst kompostiert, dürfe nicht mit Gebühren belastet werden, da er „keine Serviceleistung in Anspruch nimmt“.

In den kommenden Monaten soll geprüft werden, wie sinnvoll ein kombiniertes Bring- und Holsystem für Rosenheim sein könnte. Die Ergebnisse sollen im Sommer 2021 vorgestellt werden. Einstimmig sprachen sich die Stadträte dafür aus.

So lösen Passau und Landshut das Problem

Passau: Verpflichtende Biotonne, Bioabfälle sind in den bereitgestellten Wertstoff-Behältnissen zur Abfuhr bereitzustellen, Altstadtbereich ist von der Aufstellung ausgenommen, eine Befreiung ist bei Eigenkompostierung auf Antrag möglich, Abholung: Biotonne 14-täglich im Wechsel mit der Restmülltonne, in von der Biotonne ausgenommenen Bereichen erfolgt die Restmüllabfuhr wöchentlich.

Landshut: optionales Holsystem für die Biotonne. Eine Biotonne wird für Wohngebäude mit mindestens zwölf Haushalten und einem entsprechenden Bedarf bereitgestellt. Bringsystem über öffentliche Standplätze. In den zehn Stadtteilen des Stadtgebietes befinden sich 1430 Biotonnen, Standorte befinden sich nicht an Wertstoffinseln, sondern im öffentlichen Raum. Reinigung: zweimal im Jahr. Quelle: Stadt Rosenheim

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