Rosenheim – Viele Weihnachtstraditionen wird es in diesem Jahr nur eingeschränkt geben. Damit die Stimmung nicht gänzlich unter der Corona-Krise leidet, bringt das Rosenheimer City-Management, gemeinsam mit örtlichen Betrieben, einen Kripperlweg in die Innenstadt.
Verschneite Bauern, die vor einer Scheune stehen, aus Lindenholz geschnitzte Figuren und eine Krippe komplett aus Papier: In der Rosenheimer Innenstadt gibt es seit heute einiges zu entdecken. Da wäre zum Beispiel die mexikanische Feigenblattkrippe im Schaufenster des Weltladens in der Innstraße 7. Oder die neapolitanische Krippe aus Mugnano, die 1995 erbaut wurde und jetzt im Autohaus Vodermayer steht.
Über 20 Exponate
sind ausgestellt
Es sind zwei von mehr als 20 Krippen, die während der Weihnachtszeit in den Schaufenstern, Auslagen und der St.-Nikolauskirche zu finden sind. „Ein Bürger hat uns auf die Idee gebracht, die Krippen auszustellen“, sagt Sabrina Obermoser vom City-Management. Sie habe die Idee sofort aufgegriffen und Heinz W. Göppelhuber kontaktiert. Der 54-Jährige ist der Vorsitzende des Vereins für Krippen und religiöse Volkskunst Inn-Salzach, ist ein Experte auf dem Gebiet. Er sei von dem Vorschlag begeistert gewesen, habe sofort zugesagt. Auch, weil er glaubt, dass der Kripperlweg darüber hinweg helfen kann, dass es heuer keinen Christkindlmarkt gibt. Statt des alljährlichen Weihnachtsstresses habe man jetzt die Möglichkeit, in Ruhe durch die Innenstadt zu schlendern und sich die verschiedenen Krippen anzuschauen. Damit für jeden etwas dabei ist, haben er und die Mitglieder seines Vereins einen Großteil der Krippen zur Verfügung gestellt. Das größte Exemplar steht in der Sparkasse Rosenheim in der Kufsteiner Straße. Sie besteht aus Holz, wurde von dem Oberaudorfer Winfrid Schuster selber entworfen. Auch er ist Mitglied des Vereins, ist ein leidenschaftlicher Krippenbauer. Unzählige Stunden verbringt Schuster mit der Auswahl passender Materialien und der Gestaltung seiner Krippen. „Er hat für die Ausstellung sogar extra zwei zusätzliche Gebäudeteile entworfen“, sagt Göppelhuber am Telefon.
Der Vorsitzende hat für die Ausstellung in Rosenheim seine Familienkrippe zur Verfügung gestellt. Sie steht im Jack Wolfskin Store in der Hafnerstraße, besteht aus der Rinde eines Baumes. Sein Opa habe die Krippe 1963 gebaut. Seitdem werde sie für jedes Weihnachtsfest aufgebaut. Und auch in diesem Jahr ändert sich an der Tradition nichts – nur der Standort ist eben ein anderer. „Für mich ist die Pflege des Krippenbrauchtums ein besonderes Anliegen. Es gehört bei uns in Bayern mit seiner reichhaltigen Kulturlandschaft als Ausdruck unseres Glaubens zum Jahreslauf dazu“, sagt Göppelhuber.
Es ist eine Meinung, der sich Stadtpfarrer Andreas Zach nur anschließen kann. Auch der Geistliche hat für die Ausstellung seine private Krippe zur Verfügung gestellt, die in der Kirche St. Nikolaus aufgestellt wird. Die Krippe besteht aus Holz, Moos und weiteren Naturstoffen, wurde vor sechs Jahren in der Kastenau gefertigt. Von wem, daran kann sich Zach heute nicht mehr erinnern. Er weiß nur, dass sie für einen guten Zweck gebaut wurde. Jetzt soll sie dabei helfen, die Rosenheimer auf die „stade Zeit“ einzustimmen.
Aktion bringt
Leben in die Stadt
Ein ganz besonderes Exponat steht nur wenige Meter von St. Nikolaus entfernt. Im Schaufenster der Firma Bensegger können Interessierte eine Krippe bewundern, die komplett aus Papier besteht und vor 100 Jahren gebaut wurde. „Die Krippe passt zu uns“, sagt Geschäftsführer Andreas Bensegger. Auch aus diesem Grund habe man sie „prominent platziert“. Die Idee des City-Managements sei schön und bringe Leben in die Stadt.
Und genau das findet auch Heinz W. Göppelhuber: „Das staunende Betrachten der Krippe kann eine halbe Stunde, einen Nachmittag oder Abend ausfüllen. Oder ein ganzes Leben bereichern.“ Er hofft, dass die Ausstellung auch dabei hilft, seinen Verein attraktiver zu machen. „Wir haben keinen Nachwuchs“, sagt der 54-Jährige. Fast alle Mitglieder seien zwischen 40 und 80 Jahre alt. Und das obwohl die Krippen an Faszination und Vielfalt kaum zu überbieten seien.
Mehr Infos unter www.ro-city.de/kripperlweg.