Rosenheim – Kultur gegen Corona: Das ist der Kampf, den die Theaterinsel in Rosenheim seit Beginn des Jahres führen muss. Nachdem man mit den angesparten Rücklagen noch gut durch den ersten Lockdown kam, steht das ehrenamtliche Projekt jetzt mit dem Rücken zur Wand. Mit der neuen Aktion „Theaterinsel @Home“ hoffen die Mitglieder, den Verein und ihre Bühne zu erhalten.
Von der Bühne
auf den Bildschirm
„Wir vermissen unser Publikum“, klagt Pressesprecher Luca Kronast-Reichert und erklärt, wie er die Theaterinsel digital wieder zum Leben erwecken will. „Es wird eine Variation an Aufzeichnungen vergangener Stücke geben, die wir glücklicherweise vor der Pandemie erstellt haben.“ Diese werden über den Dezember verteilt zu bestimmten Zeiten auf der Webseite des Rosenheimer Theaters zur Verfügung gestellt. Um die Stücke abrufen zu können, müssen die Zuschauer ein Ticket im Online-Shop lösen. Für einen Preis von fünf Euro bekommt man dann einen Link und ein Passwort zugesandt, mit dem das ausgewählte Video für den gebuchten Tag zwischen 17 und 24 Uhr angeschaut werden kann.
Mit diesem Prinzip soll das „Theater-Feeling“ erhalten bleiben, da der Zuschauer wie bei einem normalen Besuch nur zu einer bestimmten Uhrzeit die Darbietung genießen kann. Technisch sollte das laut Kronast-Reichert ohne Probleme funktionieren. Durch den bereits vorher eingerichteten Online-Verkauf von Tickets sei man bereits digital erprobt und auch das Bereitstellen der Aufzeichnung auf der Webseite funktioniert gut.
Das so entstehende Programm für zu Hause soll neben der Kultur auch wieder etwas Geld in den Rosenheimer Verein bringen. Denn auch wenn die Einnahmen von den Aufführungen der 70 ehrenamtlichen Künstler wegfallen, müsse man nach wie vor die Miete für die Bühne bezahlen. Um die Theaterinsel am Leben zu halten, musste man sich laut des Presssprechers früher oder später etwas überlegen.
Daher feiert auch der vor einem Jahr entwickelte „Rosenslam“ am 18. Dezember seine Online-Premiere. Moderator und Vorstandsmitglied Thomas Eiwen will den rhetorisch geschulten Künstlern wieder eine Chance geben, ihre kurzen Texte vorzutragen. „Das wird eine noch nie da gewesene Show“, schwärmt Eiwen. Mithilfe einer Online-Kommunikationsplattform will er live in die Wohnzimmer der „Slamer“ schalten, die dann ihre Werke im Internet zum Besten geben. Wie gewohnt haben die Teilnehmer ein paar Minuten Zeit, die Zuschauer von sich und ihren selbst geschriebenen Texten zu überzeugen. Auch für das spezielle Livestream- Event können die Interessenten Karten kaufen und alles von ihrem Computer aus verfolgen. Eiwen wird dafür seine gewohnte Rolle als Moderator an die gegebenen Umstände anpassen und von der Theaterinsel aus die Teilnehmer ankündigen. Ohne die Bewertung durch die Zuschauer verliere der „Rosenslam“ zwar etwas seinen Wettkampfcharakter. Der aber stehe sowieso schon immer im Hintergrund. Viel wichtiger ist es dem Hobbykünstler, überhaupt wieder ein Kulturprogramm anbieten zu können und ein wichtiges Lebenszeichen zu setzen.
Online-Konzept
zur Adventszeit
Kombiniert mit Lesungen und anderen Auftritten erhofft man sich bei der Theaterinsel, die stille Adventszeit mit Rosenheimer Kunst ein wenig bereichern zu können und die Corona-Zeit „vom Sofa aus“ zu überbrücken. Im kommenden Frühjahr will Kronast-Reichert dann wieder möglichst viele ehrenamtliche Mitarbeiter zurück in das Theater holen, um die bereits mehrmals verschobene Premiere des neuen Stücks endlich auf die Bühne bringen zu können.