Falsche Polizisten ohne Chance

von Redaktion

An DGB-Kreisvorsitzender Ingrid Meindl-Winkler beißen sich Betrüger die Zähne aus

Rosenheim – Es ist schon spät am Abend, als bei Ingrid Meindl-Winkler das Telefon klingelt. Die 63-Jährige hebt ab und der Anrufer erzählt, dass er von der Polizei ist. Es wären derzeit verstärkt Einbrecher bei ihr in der Gegend unterwegs und sie müsse auf ihren Schmuck aufpassen. Nach diesem fragt sie der angebliche Polizist sehr direkt. Meindl-Winkler kommt das komisch vor, sie legt auf. Und damit hat sie recht – der Mann war ein Betrüger.

Telefon erst
richtig auflegen

„Ich habe das gleich gemerkt, ich habe schon öfter darüber gelesen, dass es diese Betrugsanrufe gibt“, sagt Meindl-Winkler. Ein erstes Indiz sei gewesen, dass der Anruf so spät gekommen sei – viel später, als dass wirklich die Polizei anrufen würde. „Ich wollte wissen, wie sie das machen und habe mich ein bisschen auf das Gespräch eingelassen. Aber als der Anrufer dann meine genaue Adresse und meinen Namen wusste, wurde es mir unheimlich.“ Dass andere diesen Anrufen Glauben schenken, kann sie sich vorstellen: „Der falsche Polizist hat sehr souverän geredet, wenn einem das nicht sofort auffällt, wirken sie wirklich wie die echte Polizei.“

Nachdem sie aufgelegt hat, ist Meindl-Winkler aufgebracht. Sie schließt alles ab, fährt die Jalousien runter. Dann ruft sie bei der echten Polizei an, mit der sie in ihrem Beruf bei Verdi und als Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Rosenheim oft zu tun und deshalb die Nummer gleicht parat hat. Das ist ihr Glück, denn oft warten die Betrüger nur darauf, dass die Angerufenen während des Telefonats die 110 wählen – und dann in einer Leitung mit einem Komplizen landen.

Das bestätigt auch Carolin Englert von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd: „Wichtig ist, dass das Telefon richtig aufgelegt wird, bevor man den Notruf wählt oder direkt bei der Polizeiinspektion anruft. Sonst warten die Betrüger in einer anderen Leitung.“ Mit Anrufen von falschen Polizisten schlagen sich die echten Ermittler fast täglich herum. Das Muster ist immer gleich: Zuerst versuchen die Betrüger, Vertrauen zu gewinnen und Fragen dann gezielt nach Wertsachen. Und auch die Zielgruppe ist meist ähnlich: „Es sind oft Menschen, die schon älter und alleine sind. Die Betrüger suchen zum Beispiel im Telefonbuch nach ,altmodischeren‘ Namen und rufen dann an. Oft erkennen die Angerufenen das, aber manchmal entstehen auch erhebliche Schäden“, sagt Englert.

Nicht so bei Ingrid Meindl-Winkler. Die echte Polizistin am Telefon beruhigt sie und erzählt ihr, dass sie an diesem Abend nicht die Erste war, bei der es die Betrüger probiert haben. Nachdem sie noch einmal mit ihren Kindern telefoniert hat, geht Meindl-Winkler schlafen. Seitdem ist sie von derartigen Anrufen verschont geblieben. Sich auf so ein Gespräch noch einmal einlassen möchte sie nicht: „Damit sollte man nicht spielen“, sagt Meindl-Winkler.

Gezielte Fragen
nach Wertsachen

Auch Carolin Englert betont, dass man den Anruf sofort beenden solle. Doch wie erkennt man einen Betrüger, der sich als Polizist ausgibt? „Meist daran, dass relativ gezielt nach Geld oder anderen Wertsachen gefragt wird. Die echte Polizei würde das niemals machen, geschweige denn, Personen auffordern, ihr ganzes Erspartes von der Bank abzuheben oder so“, sagt Englert. Wenn einem das in einem Telefonat mit der angeblichen Polizei auffällt, sollte man sofort auflegen und die echte Polizei verständigen.

Wer von falschen Polizisten oder auch von falschen Enkeln angerufen wird, sollte also zuerst ordentlich auflegen und dann die Polizeiinspektion Rosenheim unter der Telefonnummer 08031/2000 anrufen oder den Notruf wählen. Denn nicht immer geht es so glimpflich aus wie bei Ingrid Meindl-Winkler.

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