Rosenheim – Die Kulturbranche leidet unter Corona. Damit das kulturelle Leben in der Stadt nicht komplett zum Erliegen kommt, haben das Kulturamt, die Stadtbibliothek und die Städtische Galerie ihr Möglichstes getan. Keinen Beitrag geleistet hat dagegen – laut Grünen und ÖDP – das Kultur-und Kongress-Zentrum (Kuko). Eine berechtigte Kritik?
Preisliste bei
Raummieten
Peter Lutz ist vorbereitet. Auf viereinhalb DIN-A4-Seiten hat der Geschäftsleiter der Veranstaltungs- und Kongress GmbH (VKR) zusammengefasst, welche kulturellen Aktivitäten im Kultur- und Kongresszentrum stattgefunden haben und welche für das kommende Jahr geplant sind. Der Grund für seine akribische Arbeit ist ein gemeinsamer Antrag von Grünen und ÖDP-Stadtrat Horst Halser. Darin kritisieren die Politiker, dass das Kuko während der Corona-Krise keinen Beitrag geleistet hat, um das kulturelle Leben und damit die Attraktivität der Stadt zu fördern.
Vorwürfe, die Peter Lutz so nicht stehen lassen will. Denn, das wurde auch in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses deutlich, gerechtfertigt sind diese nicht. Vielmehr wäre das eine Aufgabe der Stadt. Besonders, was die Eigenveranstaltungen des Kultur- und Kongresszentrums angeht. „Es fehlt ein konkret definierter Kulturauftrag“, sagt Peter Lutz. So stehe beispielsweise nicht fest, welche Sparten das Kuko dabei anbieten soll. Entscheidend für den Kulturauftrag sei lediglich, ob die Angebote vom Bürger angenommen würden. Ist dies nicht der Fall, so sei das Angebot zu überdenken. Hinzu komme, dass es nicht die Aufgabe der Veranstaltungs- und Kongress GmbH sei, die regionale Kulturszene zu unterstützen, sagt Lutz. Eine Unterstützung der Kulturszene könne derzeit nur über die Kulturförderrichtlinien der Stadt erfolgen.
Fakt ist, dass seit März 2020 im Kultur- und Kongresszentrum keine Eigenveranstaltungen stattgefunden haben, weil eine wirtschaftliche Durchführung laut Peter Lutz nahezu unmöglich war. Da aber bereits die Verträge abgeschlossen waren, mussten zum Teil – sofern im Lockdown Veranstaltungen nicht untersagt waren – Abfindungen an die gebuchten Künstler bezahlt werden. Sprich: Für zusätzliche Angebote ist kein Geld da.
Auch Fremdveranstaltungen waren nicht möglich. Da half es auch nicht, dass Lutz gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, eine „Covid-19-Pandemie-Preisliste“ bei den Raummieten festgelegt hat, solange die Pandemie-Auflagen gelten. Dadurch reduziert sich zum Beispiel die Raummiete im Saal Bayern mit Foyer von 1295 Euro auf 805,10 Euro bei einem Konzert. Abgerechnet werde die Saalfläche-Miete, die ohne Corona-Auflagen angemietet worden wäre. „Mit diesen reduzierten Preisen soll eine erleichterte Wiederinbetriebnahme jedweder Art von Veranstaltungen ermöglicht werden“, sagt Lutz. Doch durch den erneuten Lockdown, der die Ausführung jeglicher Veranstaltungen untersagt, ist auch diese Maßnahme im Moment hinfällig.
„Die Situation ist für alle Beteiligten sehr schwierig“, so der Geschäftsleiter. Eben auch, weil es keine Planungssicherheit gibt. So hatte beispielsweise der VKR-Aufsichtsrat, der sich aus verschiedenen Stadträten zusammensetzt, im Oktober als Zielvorgabe für 2021 beschlossen, dass pandemiebedingte Ausfälle im regulären Programm der Eigenveranstaltungen, soweit wirtschaftlich möglich, durch regionale Künstler ersetzt werden sollten. Diese Vorgabe habe man bereits mit dem geplanten Konzert „Weihnacht“ mit Quadro Nuevo umsetzen wollen, erklärt Lutz. Doch auch hier hatte die Corona-Krise andere Pläne. Die Veranstaltung musste abgesagt werden. Bis zur Absage waren 14 Eintrittskarten verkauft, kalkuliert wurde mit 200 Besuchern. „Es ist völlig unklar, ob zu Pandemie-Zeiten überhaupt eine ausreichende Nachfrage der Bürger für kulturelle Veranstaltungen vorhanden ist“, sagt Peter Lutz.
Großkonzerte auch
während Pandemie?
Dennoch hatte er den Eigentümer des Kultur -und Kongresszentrums – die Stadt – gebeten, den Einbau von Filtern in die Lüftungsanlage und die damit einhergehenden Kosten zu prüfen.
So hatte eine aktuell veröffentlichte Corona-Studie mit Tim Bendzko hinsichtlich sicherer Konzerte in Corona-Zeiten ergeben, dass Großkonzerte auch während der Pandemie unter bestimmten Voraussetzungen vertretbar sein können. Der entscheidende Faktor sei eine gute Belüftungstechnik in den Veranstaltungshäusern sowie die Einhalterung strenger Hygienekonzepte mit Abstandsregeln und einer Maskenpflicht während der gesamten Konzertdauer. Im Moment würden die diesbezüglichen Planungsunterlagen erstellt, sagt Peter Lutz.
Ob und wann Veranstaltungen im Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum wieder durchgeführt werden können, bleibt aufgrund der momentanen Situation offen. Doch schon jetzt steht für die Stadträte fest, dass man die Rolle und den Auftrag des Kukos neu definieren muss.