Rosenheim – Die vermüllten Wertstoffinseln sind ein Dauerärgernis in der Stadt. Immer wieder klagen die Rosenheimer, dass die Container nicht oft genug geleert werden oder schlicht voll sind. Jetzt wollen die Stadtwerke die Sammelbehälter mit Sensoren ausstatten und somit das Problem in den Griff kriegen.
Aktueller Füllstand
wird gemessen
Kartonagen in allen Größen, Papiertüten voller Abfall und weggeworfene Dokumente: Die Papiercontainer in der Stadt quellen an manchen Tagen über und sorgen immer wieder für Verärgerung bei den Anwohnern. Weil das Problem nicht unbekannt ist, haben die Mitarbeiter der Rosenheimer Stadtwerke – gemeinsam mit der komro – nach einer Lösung gesucht und dieser möglicherweise gefunden.
Ziel ist es, an den Containern im Stadtgebiet sogenannte Füllstandsensoren anzubringen. Über die digitalen Sensoren können die Stadtwerke den aktuellen Füllstand der Container messen. So können die Mitarbeiter sehen, welche Container schneller geleert werden müssen und welche später, weil sie noch Kapazitäten haben. „Erreicht der Füllstand der Container ein zuvor festgelegtes Maß, erfolgt eine automatische Mitteilung an die Stadtwerke“, erklärt Thomas Albers, Bereichsleiter Entsorgung bei den Stadtwerken Rosenheim. Bis jetzt werden die Papiercontainer nach einem festen Tourenplan angefahren. Heißt: Die Touren sind statisch und können nur teilweise angepasst werden. Also beispielsweise dann, wenn es aus der Bevölkerung einen Hinweis darauf gibt, dass die Container voll sind und geleert werden müssen.
Mit den neuen Sensoren und den daraus resultierenden Daten hoffen die Mitarbeiter der Stadtwerke darauf, proaktiv handeln und volle Container in Zukunft verhindern zu können. Die technische Ausstattung der Behälter, die Übertragungstechnik sowie die Auswertung der eingehenden Information sind bereits in einer ersten Testphase mit unterschiedlichen Füllstandsensoren erprobt worden, teilt Thomas Albers mit. Dabei habe man vor allem auf die physikalische Stabilität sowie die Zuverlässigkeit bei der Datenaufnahme und Übermittlung geachtet. Ein Sensortyp habe sich als „ausreichend belastbar und langfristig funktionsfähig“ erwiesen.
Jetzt soll an jedem der 80 Wertstoffinseln in der Stadt jeweils ein Papiercontainer mit eben diesem Füllstandsensor ausgestattet werden. Die Datenermittlung erfolgt dabei über das bereits in ganz Rosenheim vorhandene komro-Lorawan-Funknetz. Die Daten und deren Visualisierung stellen die komro den Stadtwerken über das Portal „Internet of Things“ (siehe Kasten) zur Verfügung. In den kommenden Monaten soll so überprüft werden, inwieweit die Anzeige der Füllstandsensoren den tatsächlichen Füllgrad widerspiegelt. Außerdem soll das Sammelsystem optimiert werden und dadurch – so die Hoffnung – die lose Ablagerung von Papier sowie Kartonagen neben den Behältern reduziert werden. Anschließend müsse auch überprüft werden, ob die Bestückung einzelner Container auf einer Wertstoffinsel ausreichend ist oder ob gegebenenfalls sogar alle Container ausgestattet werden müssen. Die Füllstände könnten Interessierte nach Abschluss des Praxistests künftig sowohl über die Website der Stadtwerke als auch per App abrufen. „Wir hoffen, dass sich die Kunden künftig die Füllstände anschauen und so rechtzeitig entscheiden, welche Wertstoffinsel sie anfahren. Das soll zu einer ausgeglichenen Mengenverteilung führen“, sagt Thomas Albers.
Je nachdem wie erfolgreich das Projekt ist, sei auch eine räumliche Ausdehnung auf ländliche Gebiete vorstellbar. Doch bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Euphorisch ist man trotzdem. Auch in der Verwaltung. „Die Stadt sieht die füllstandorientierte Containerleerung als einen beispielgebenden Beitrag im Rahmen der Umsetzung von Smart-City-Strategien“, sagt Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl. Übervolle Container an den Wertstoffinseln würden immer wieder zu Unmut bei den Anliegern führen und auch bei privaten Haushalten, die ihren Müll ordnungsgemäß trennen und entsorgen wollen. „Dem Projekt ist zu wünschen, dass es sich im Praxisbetrieb vollumfänglich bewährt.“
Ähnliches Projekt gibt es bereits in Stuttgart
Dass sich ein solches Projekt durchaus bewähren kann, zeigt ein Beispiel in Stuttgart. Die Firma Remondis hat hier vor rund drei Jahren alle Glas-Container mit Sensoren ausgestattet. Diese hätten sich laut deren Pressesprecher Michael Schneider vor allem für die abgelegenen Sammelbehälter bewährt, die oftmals überfüllt waren, ohne dass es die Verantwortlichen mitbekommen haben.