Rosenheim – Das Gebäude wirke immer gleich. Schulleiterin Sigrid Rechenauer muss sich offenbar immer wieder vorhalten lassen, dass augenscheinlich nichts vorangehe. „Für diejenigen, die sich den Bau von außen anschauen, sieht das tatsächlich derzeit immer gleich aus“, berichtet die
Direktorin des Rosenheimer Karolinen-Gymnasiums. Derzeit gingen die Arbeiten vor allem innerhalb des Neubaus voran. Im Frühjahr 2019 begann dort, wo einst eine Doppelturnhalle stand, der Bau des neuen Gebäudes: mit fünf Geschossen, geplant waren ursprünglich vier, doch mit der Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit, habe sich der Raumbedarf erhöht. Die Schüler und rund 100 Lehrer sollen zum Beginn des neuen Schuljahr im Sommer die neuen Räume beziehen.
Fortschritte
beim Innenausbau
Was derzeit im Gebäude passiere, wirke wenig spektakulär, doch man merkt der Pädagogin an: Sie freut sich über die Fortschritte. Selbst wenn es nur die Toiletten sind, die gefliest werden oder dass Elektriker derzeit Strippen ziehen. Alles Voraussetzung dafür, dass die Schule ihr geplantes pädagogisches Konzept umsetzen kann: den einzelnen Schülern nach seinen Begabungen und Interessen zu fördern. „Schülerzentrierters Lernen“, laute gemeinhin die pädaogische Umschreibung dieses Konzepts. „Wir gehen vom Schüler aus, der sich später einer hochkomplexen teamorientierten Arbeitswelt bewähren soll.“ Dazu zähle auch, die Buben und Mädchen zur Eigeninitiative anzuhalten.
Mit Kosten von gut 50MillionenEuro plant die Stadt als Bauherrin für den Anbau an das Bestandsgebäude aus dem Jahr 1910. Der Freistaat fördert sowohl den Neubau, als auch die Umsetzung des geplanten pädagogischen Konzepts.
Den bestehenden Bau wiederum will der Schulträger Rosenheim ab Herbst erneuern. Mit diesem Zeitpunkt rechnet zumindest die Schulleiterin. Abschließen sollen die Arbeiten im übernächsten Jahr. Bis dahin will die Schule auch den Pavillon aus dem Jahr 1968 und das neue Gebäude nutzen, um die betroffenen Klassen auszulagern. Auf dem Gelände des Pavillons wiederum soll eine Dreifachsporthalle entstehen: Baubeginn 2023, Ende der Arbeiten: etwa zwei Jahre später.
Grundlage für die Überlegungen zum Neubau ist das geplante dreigliedrige pädagogische Konzept der Schule, geteilt nach Unter-, Mittel und Oberstufe. Dieses fußt auf einem „Lernclusterprinzip“: Die Klassenzimmer sind rund um einen „Marktplatz“ angeordnet. Eine Lerninsel, auf der die Schüler der Unterstufe Möglichkeiten finden, um selbstständig zu lernen.
„Dort können sie sich frei bewegen, vielleicht am Computer recherchieren und gehen anschließend wieder zurück in die Klassen“, berichtet Direktorin Rechenauer.
Für die Mittelstufe sind Differenzierungsräume vorgesehen, in denen die Jungen und Mädchen unter Aufsicht selbstständig arbeiten können. Für die Oberstufe gilt hingegen der klassiche Unterrichtsbetrieb in Vorbereitung auf die Aufnahme eines Studiums. Der Neubau sei so oder so nötig gewesen, die Schule platze mit ihren derzeit rund 1100Schülern verteilt auf 43Klassen raumtechnisch „aus allen Nähten“, auch weil die Fachräume für Naturwissenschaften einen größeren Platzbedarf in Anspruch nehmen.
Und mehr Flächen, um sich auszubreiten, gebe das umliegende Areal nicht her. Derzeit habe man alles an Gelände ausgeschöpft, was die Abstandsregeln hergäben.
Pausenhalle im
Eingangsbereich
Besonders freut die Direktorin, dass die Planungen für den Eingangsbereich der Schule einen völlig neuen Weg einschlagen. Dieser dient nicht nur als Pausenhalle für die Schüler. Ebenso sollen dort künftig Präsentationen möglich sein wie auch Jahrgangsversammlungen und Elternabende.
Heraus ragt für die Schulleiterin über eine Theaterlandschaft auf drei verschiedenen Höhen: Unten sitzt das Publikum, auf der ersten Ebene folgt eine Bühne. Auch die nächsthöhergelegene Fläche kann für Aufführungen genutzt werden. Andernfalls können die Schüler diese Fläche ebenso in Pausenzeiten nutzen. Für die Schule, deren Theaterklassen einen pädagogischen Schwerpunkt bilden, ein geradezu ideales Konzept, wie die Schulleiterin findet.