Rosenheim – Unterricht in der Turnhalle im Gasthof oder im Vereinsheim. An der Grund- und Mittelschule Westerndorf St. Peter wird die geteilte Rückkehr der Schüler mit einer außergewöhnlichen Raumaufteilung gelöst. Um gerade die zehnte Jahrgangsstufe vollzählig in die Präsenz zurückzuholen, nutzt man die Gebäude in der Umgebung. Auch an den anderen Rosenheimer Grundschulen werden die Kapazitäten aufgrund des Wechselunterrichts maximal ausgereizt.
Wirt schafft Platz für Lehrer und Schüler
„Das ist gelebte Nachbarschaftshilfe“, stellt Robert Mayr, Schulleiter der Westerndorfer Grund- und Mittelschule, fest. Er ist erleichtert, mit dem Ausweichen in den Gasthof Höhensteiger und das Vereinsheim des SV Westerndorf eine Lösung für sein Platzproblem gefunden zu haben. Denn um die Abschlussklassen wieder in voller Stärke zurückzuholen, brauchte man eine große Fläche, um den notwendigen Abstand zwischen allen Schülern einhalten zu können. Nachdem aber selbst die Turnhalle an der Schule bereits durch den Wechselunterricht der Grundschüler gut gefüllt war, stand Mayr vor einem Problem. Die Lösung brachte das gute Verhältnis zu Georg Höhensteiger vom gleichnamigen Gasthof: „Da die Räume coronabedingt im Moment sowieso leerstehen, haben wir gerne unsere Hilfe angeboten“, erklärt der Wirt. Nach Absprache mit dem Schulamt konnten die Schüler in den modern ausgestatteten Konferenzraum einziehen. Mit Leinwand, getrennten Tischen und eigenen Toiletten können alle Corona-Beschränkungen für den laufenden Unterricht erfüllt werden. Die Pausen finden in der nahegelegenen Parkanlage statt. Solange der Gasthof geschlossen bleibt und die Inzidenzzahl den Präsenzunterricht erlaubt, sind die zehnten Klassen somit versorgt. „Der Ausschank ist allerdings strengstens verboten“, betont der Schulleiter lächelnd.
Für zusätzliche Entlastung sorgt auch das nahegelegene Vereinsheim des SV Westerndorf, das ebenfalls nicht wie gewohnt genutzt werden kann. Hier wurde mit der Installation eines Projektors ein weiteres Klassenzimmer kreiert. Da beide Gebäude nur wenige Hundert Meter von der Schule entfernt sind, entsteht für Schüler und Lehrer kein großer Mehraufwand. Im Gegenteil: „Durch die großen Flächen bekommt man sogar noch mehr Jugendliche unter“, freut sich Robert Mayr. Sogar der Einsatz der Lehrkräfte ließe sich dadurch optimieren, da nicht alle Klassen geteilt unterrichtet werden müssen.
Ähnlich kreativ wurde man am Rosenheimer Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium. Um dort den Mindestabstand gewährleisten zu können, zog ein Teil der Schüler in die Städtische Galerie (wir berichteten).
Auf den ständigen Wechsel ist man auch an der Rosenheimer Grundschule Erlenau eingestellt. Die Aufteilung der verschiedenen Gruppen auf unterschiedliche Zeiten und Räume bezeichnet Rektorin Alexandra Bogris als ganz besondere Herausforderung. Trotz aller Unwegsamkeiten muss man dort allerdings nicht auf andere Gebäude ausweichen und freut sich, die Kinder endlich wieder in Präsenz begrüßen zu dürfen.
Auch an der FOS/BOS Rosenheim muss man gut mit den Ressourcen planen, da an der Schule sehr viele Abschlussklassen unterrichtet werden, wie Schulleiter Marko Hunger berichtet. Mit einer guten technischen Infrastruktur ließe sich das allerdings gut lösen, da dadurch viele Schüler problemlos nach wie vor von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen können.
Hoffnung auf Präsenz bleibt ungebrochen
Egal ob mit größeren Zimmern oder geschickter Aufteilung: Die Rosenheimer Schulen versuchen, möglichst flexibel auf die aktuellen Corona-Beschränkungen zu reagieren. Mit ihren zahlreichen Strategien hoffen die Schulleiter zudem, den Präsenzunterricht bald auch wieder für die Schüler aller Jahrgangsstufen ermöglichen zu können.