Auf das Corona-Riff aufgelaufen

von Redaktion

Kultkneipe „Arche Nowak“ schließt nach 44 Jahren – Studentenwohnungen statt Bar?

Rosenheim – Schlechte Nachrichten für alle Nachteulen: Die Kultkneipe „Arche Nowack“ in der Frühlingsstraße hat die Corona-Krise nicht überlebt. Das haben die Verantwortlichen in den sozialen Medien bekannt gegeben. Damit endet die Geschichte eines der ältesten Nachtlokale in Rosenheim.

Eigentümer
kündigt Betreibern

Robert Stein (39) und die „Arche“ haben eine gemeinsame Geschichte. Seit fast 20 Jahren sind der Betreiber und die Kneipe eng miteinander verbunden. „Ich habe dort von 2000 bis 2014 als Türsteher gearbeitet“, sagt er am Telefon. Als er dann im Jahr 2018 erfuhr, dass ein neuer Mieter für das Lokal gesucht wurde, habe er sich kurzerhand gemeldet. Seitdem ist er der Mann für alles. Gemeinsam mit seiner Frau und den Mitarbeitern kümmert er sich um das Organisatorische, kauft ein und ist für die Gäste da. Doch die Corona-Krise hat all das zu einem abrupten Ende gebracht. Seit einem Jahr sind die Türen geschlossen, eine Party hat es in der Frühlingsstraße schon lange nicht mehr gegeben.

Vor vier Tagen folgte dann die Nachricht in den sozialen Medien, dass die Kneipe „auf das Corona-Riff aufgelaufen ist“ und „der Eigentümer den Betreibern gekündigt hat“. Besagter Eigentümer – Georg Weiß aus Schechen, besser bekannt als „Bussi-Schorsch“ – wollte sich dazu nicht äußern.

Die Entscheidung aber steht fest. Vor einer Woche hat Robert Stein seine Mitarbeiter informiert. Viele hätten sich aufgrund der Corona-Krise ohnehin bereits „anders orientiert“. Trotz des Endes erinnert Stein sich gerne an die vergangenen Jahre. An die Atmosphäre, das „gute Miteinander“ und die unterschiedlichen Veranstaltungen. „Es hat einfach alles gepasst“, sagt er. Die Gäste seien „bunt gemischt“ gewesen. Es habe Stammgäste und Studenten gegeben, hin und wieder auch Laufkundschaft. „Kinder von ehemaligen Stammgästen waren mittlerweile auch bei uns“, sagt Stein. Genau das habe die Atmosphäre in der Kneipe so besonders gemacht.

Gleiches bestätigen auch etliche Kommentare in den sozialen Nachrichten. „1985 war ich das erste Mal in der Arche, es war lange Zeit wie ein zweites Zuhause“, schreibt ein Nutzer unter der Nachricht, das die „Arche“ schließt. Ein anderer Nutzer ergänzt: „Das finde ich sehr traurig. Wie viele Generationen haben hier ihre ersten Kneipenerfahrungen gemacht?“

Ähnlich betrübt ist Maria Pledl (30). Mit 16 sei sie zum ersten Mal in der Arche gewesen. „Meine Mama hat mich damals in ihr Stammlokal mitgenommen“, sagt sie. Anschließend habe sie fast jedes Wochenende dort verbracht, entschied sich, vor fünf Jahren dort zu arbeiten. Sie habe sich unter anderem um die PR-Arbeit gekümmert. „Es war eine schöne, ungezwungene Zeit. Die ‚Arche‘ hat zu Rosenheim einfach dazugehört“, sagt Pledl.

Dass eines der ältesten Nachtlokale der Stadt jetzt schließt, kann sie immer noch nicht richtig begreifen. „Ich bin wahnsinnig traurig.“

Mit der Situation abgefunden hat sich mittlerweile Robert Stein. Dabei hätte auch die Corona-Situation geholfen. „Durch die Pandemie habe ich mich damit bereits arrangiert.“ Zumal der 39-Jährige dem Rosenheimer Nachtleben auch weiterhin erhalten bleibt: Er betreibt sowohl das „Revenge“ als auch das „Triple Inn“ in der Kaiserstraße.

Weitere Pläne
noch ungewiss

Ungewiss ist nach wie vor, was mit dem Gebäude in der Frühlingsstraße passiert. In den sozialen Medien heißt es, dass dort Studentenwohnungen entstehen sollen. Eigentümer Georg Weiß hält sich auch dazu bedeckt. Eines steht bereits jetzt fest: Die Geschichte von Robert Stein und der „Arche Nowak“ ist vorbei.

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