Neuer Versuch für Rosenheimer Norden

von Redaktion

Bauausschuss Planungen für Nahversorgungszentrum sollen vorangetrieben werden

Rosenheim – Es ist ein Thema, das die Stadt seit fast zehn Jahren beschäftigt: In Westerndorf St. Peter soll ein Nahversorgungszentrum (NVZ) entstehen. Weil es in der Vergangenheit keine Lösung für die Verkehrsproblematik gegeben hat, ist es ruhig geworden um das Vorhaben. Bis jetzt.

Mehrgeschossig und
ein urbanes Gebiet

Herbert Borrmann setzt sich seit Jahren für eine Entwicklung des Rosenheimer Nordens ein. „Wir müssen es in Angriff nehmen“, forderte der CSU-Fraktionsvorsitzende in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses. Aus diesem Grund hat er, gemeinsam mit der SPD, einen Antrag gestellt, der die Stadt zum Handeln auffordert. Ziel müsse sein, dass die Entwicklung des Geländes westlich der Westerndorfer Straße „unverzüglich wieder aufgenommen wird“. „Es ist höchste Zeit, dass wir uns mit dem Gebiet beschäftigen. Seit mehr als zehn Jahren ist nichts passiert“, ergänzte Stadträtin Gabriele Leicht (SPD).

Erste Planungen zum Areal gab es bereits in der Zeit von 2008 bis 2014. Damals hatte der Stadtrat betont, dass das Versorgungszentrum mit Discounter, Vollsortimenter und Drogeriemarkt nur dann realisiert werden könne, wenn der Kreuzungsknoten den zusätzlichen Verkehr, den ein NVZ mit sich bringen würde, bewältigen kann. Die Diskussion über die Notwendigkeit einer zweiten Linksabbiegespur von der Westerndorfer in die Ebersberger Straße und ungeklärte Grundstücksfragen wurde zum Anlass genommen den Beschluss vorerst ruhen zu lassen.

Jetzt soll das Vorhaben nach dem Willen von CSU und SPD erneut vorangetrieben werden. „Nicht zuletzt der steigende Bedarf an Wohnraum, sozialen Einrichtungen und einer Nahversorgung erfordert eine Entwicklung im Norden Rosenheims“, heißt es in dem Antrag. Doch statt – wie ursprünglich geplant – hauptsächlich erdgeschossig zu bauen, schlagen CSU und SPD jetzt vor, auf Höhe zu setzen. Auch soll auf den Flächen westlich der Westerndorfer Straße ein sogenanntes urbanes Gebiet entstehen. Heißt: Neben der Nahversorgung sollen auch Einzelhandel, Bildungseinrichtungen und Wohnungen angesiedelt werden. „Mit innovativer und kreativer Architektur können dabei Lebensräume entstehen, die eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität bieten“, betonen CSU und SPD. In ihrem Antrag erinnern sie auch an die Notwendigkeit einer neuen Grundschule und schlagen für diesen Neubau ebenfalls das Areal im Rosenheimer Norden vor. Wichtig sei jetzt, dass die Stadt so schnell wie möglich Gespräche mit den beteiligten Grundstückseigentümern und Bauherren sucht, um jeweilige Nutzungsvorstellungen einzuholen.

Es sind Anregungen, die auch Stadträtin Dr. Beate Burkl (Freie Wähler/UP) als positiv bewertet. Das Ganze habe jetzt eine „vollkommen neue Bebauungsqualität“ und ist nicht mehr nur ein „Einkaufscenter mit riesigen Parkplätzen“. Etwas anders schätzen die Grünen die Situation ein. So wolle man dem Vorhaben nur dann zustimmen, wenn ein deutlicher Mehrwert für Rosenheim zu erkennen sei, sagte Stadträtin Anna Rutz. Sie forderte, dass die Bürger in die Planungen miteingebunden werden. Eine andere Meinung hatte Franz Lukas (Grüne). Er sprach von „veralteten Konzepten“, forderte einen Neustart. Man brauche eine intensive Diskussion darüber, was mit den Flächen passieren soll. „Wir können nicht bei Null anfangen. Dann können wir die vergangenen Jahre komplett wegschmeißen“, kritisierte Herbert Borrmann. Man müsse weitermachen, das Areal weiterentwickeln.

Die Mehrheit des Gremiums (6:5) stimmte seiner Forderung zu. Was bleibt, ist die Frage, wie es verkehrlich weitergehen soll. „Die Situation in Westerndorf gehört verbessert, unabhängig von der Bebauung“, sagte Gabriele Leicht. Oberbürgermeister Andreas März (CSU) hofft auf eine Entlastung durch die Westtangente: „Für knapp 42 Millionen Euro kann man das erwarten.“

Fest steht, dass die Stadträte – wie auch schon vor einigen Jahren – an der nördlichen Erschließungsvariante über die Marienberger und die Westerndorfer Straße festhalten wollen.

Ingenieurbüro nimmt
sich der Sache an

SPD und CSU fordern außerdem, dass sich die Stadt das Grundstück an der Möslstraße sichert. So würden die Entwicklungen im Rosenheimer Norden eine Verlagerung des Aldi-Marktes von der Möslstraße an die Westerndorfer Straße mit sich bringen. „Es ist davon auszugehen, dass der Einzelhandelsbetrieb an der Möslstraße ersatzlos aufgelöst wird“, heißt es. Aus diesem Grund solle die Stadt versuchen, das Grundstück zu kaufen, um dort mittelfristig Wohnungen realisieren zu können.

Die Stadt will die Bearbeitung des Bebauungsplans jetzt an ein „leistungsfähiges externes Stadtplanungsbüro“ vergeben. Die Ergebnisse sollen dem Gremium noch vor der Sommerpause vorgestellt werden. Dann wird sich auch herausstellen, wie es mit dem geplanten Nahversorgungszentrum in Westerndorf St. Peter weitergeht.

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