Rosenheim/Kolbermoor – Ist die Gefahr, sich im öffentlichen Personenverkehr mit dem Coronavirus anzustecken, besonders hoch? Diese Befürchtung treibt viele Fahrgäste um. Um das Gefährdungspotenzial abzuschätzen, hat der Stadtverkehr Rosenheim jetzt eigene Messungen durchgeführt.
Das Ergebnis: Nach Angaben von Ingmar Töppel, Geschäftsführer der Stadtverkehr Rosenheim GmbH, ist das Infektionsrisiko speziell im Stadtbus „äußerst gering“.
Klassenzimmer
als Vergleich
Angeregt durch Vorträge an der Technischen Hochschule Rosenheim, die sich mit dem Thema „Verbreitung des Coronavirus“ befasst hatten, hat der Stadtverkehr Rosenheim die Luftqualität in den Bussen selbst untersucht. Zugrunde gelegt hatte das Unternehmen Untersuchungen zu Luftqualität und richtigem Lüften in Klassenzimmern, die sich nach Einschätzung von Töppel auch auf einen Linienbus übertragen ließen.
„Da der Innenraum relativ klein ist, sorgt schon die normale Lüftung, die sogenannte Frontbox, für einen Luftwechsel alle sechs Minuten“, so Töppel. Hinzu kämen der Luftaustausch beim häufigen Öffnen der je 2,5 Quadratmeter großen Türen an den Haltestellen und die „richtig heftige Leistung der sogenannten Turbo-Lüfter“, die laut Töppel in den Pausen gegebenenfalls für einen kompletten Luftwechsel innerhalb von zwei Minuten sorgen.
Diese Luftqualität hatte die Stadtverkehr Rosenheim GmbH nun durch Messungen des CO2-Gehaltes im Bus überprüft. „Sowohl in Spitzenzeiten im Schülerverkehr, als auch am Ende einer Betriebsschicht waren die Messwerte sehr gut“, teilte der Stadtverkehr-Geschäftsführer mit. Der sogenannte Pettenkofer-Wert, der angibt, dass ein bestimmter CO2-Wert erreicht und damit die Raumluft „verbraucht ist“, wurde dabei laut Töppel nie erreicht. „Vergleichsweise hat man in einem Klassenzimmer ohne technische Unterstützung kaum die Chance, diese Empfehlung für die Luftqualität einzuhalten“, ist sich Töppel sicher.
Der CO2-Wert gäbe zwar nur Aufschluss über die Luftqualität, diese sei aber auch für die Konzentrationsfähigkeit entscheidend. So würden laut Töppel beim Luftaustausch eben auch die eventuell mit dem Coronavirus belasteten Aerosole ausgeblasen. Die ermittelten Messwerte hält er daher für einen „wichtigen Indikator für das Gefährdungspotenzial einer möglichen Infektion“.
Positiv auswirken würden sich nach Angaben des Stadtverkehr-Geschäftsführers zudem die kurze Aufenthaltsdauer im Stadtbus, die im Schnitt pro Fahrgast bei rund zehn Minuten liegt. Lediglich der Fahrer sei länger im Fahrzeug – aber dieser habe seine eigene Klimatisierung und sei durch eine Infektionsschutzwand inzwischen noch mehr vom Fahrgastraum isoliert.
Töppel: „Aktuell ist noch kein einziger Fahrer oder Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt – auch eine Bestätigung, dass die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel im Stadtverkehr Rosenheim sicher ist.“
Mehr Busse,
weniger Fahrgäste
Der Geschäftsführer verweist zudem darauf, dass der Stadtverkehr Rosenheim alle begleitenden Ideen für ein Infektionsschutzkonzept umgesetzt habe. So werden beispielsweise mehr Busse als nötig eingesetzt, um die Einsatzdauer geringer zu halten. Gemeinsam mit der geltenden Maskenpflicht sowie der Tatsache, dass derzeit nur wenige Fahrgäste im Bus unterwegs seien, schätze Töppel die Gefahr, sich im Stadtverkehr mit dem Coronavirus anzustecken, als „äußerst gering bis unwahrscheinlich“ ein. Auch wenn er natürlich weiß: „Ein 100-prozentiger Infektionsschutz ist generell unmöglich.“