CSU will mehr Ladesäulen für Rosenheim

von Redaktion

Unterwegs mit Fraktionschef Herbert Borrmann auf der Suche nach Stromtankstellen

Rosenheim – Man hört es kaum, wenn Herbert Borrmann mit seinem elektrischen VW vorfährt. Am zentralen Omnibusbahnhof in Rosenheim steigt der Fraktionschef der CSU aus dem Wagen und ärgert sich gleich das erste Mal. Über die Einbahnstraßenregelung des Parkgeländes dort. Zwei Ladesäulen der Rosenheimer Stadtwerke bieten E-Auto-Fahrern wie Borrmann dort die Möglichkeit, ihre Batterien zu laden. Nur: Bei seinem VW ist die Buchse am Heck rechts, die Ladesäule aber steht auf der gegenüberliegenden Seite.

Nach der Ladung zahlt man dennoch weiter

Sieben solcher Stromtankstellen gibt es laut Ladeatlas des Bayerischen Wirtschaftsministeriums in der Rosenheimer Kernstadt. Zu wenige, wie Borrmann und seine Fraktionskollegen finden. Und an der falschen Stelle. Der 63-Jährige meint: Rosenheim als Einkaufsstadt und Stadt für Touristen müsse mehr Ladesäulen bieten. Vor allem in zentraler Lage. Während die Akkus laden, könnten Besucher durch die Innenstadt flanieren, so seine Vorstellung. Am Bahnhof, für Pendler, ergebe eine Ladestation zum Beispiel keinen Sinn. Denn: Wer eine Säule nach erfolgter Ladung blockiere, zahle dennoch weiter – selbst wenn kein Strom mehr fließt. Die Christdemokraten haben inzwischen einen Antrag für mehr solcher Stationen an Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März (CSU) geschickt. Zumindest eine neue Lademöglichkeit soll am Kultur- und Kongresszentrum entstehen. Und wer sich hinter das Steuer von Borrmanns VW setzt und aufs Gas tippt, versteht, warum sich der CSU- Fraktionschef vom elektrischen Fahren hat begeistern lassen und nun für mehr Stromtankstellen eintritt. Vibrationen wie bei einem Verbrenner sind keine zu spüren. Das Auto fährt sich butterweich. Es fühlt sich an, als schwebe man über den Asphalt. Im Cockpit des Fahrzeugs muss sich der Fahrer eines Verbrenners freilich ein wenig umgewöhnen.

Die Steuerung für die Fahrmodi des Automatikgetriebes ist linker Hand an der Lenksäule angebracht. So etwas wie einen Schalthebel zwischen Fahrer und Beifahrer sucht man vergeblich. Beim Anfahren wiederum sollte man zärtlich auf die Pedale treten. Der Elektromotor zieht und beschleunigt schnell.

Auf der anderen Seite: Für lange Strecken ist die Batterietechnik noch nicht reif genug. Auf maximal 350 Kilometer beziffert Borrmann die Reichweite seines grünen ID4, im Sommer wohlgemerkt. Auch beim Ladestand sollte man tunlichst vermeiden, die Akkus bis knapp ans Limit zu entladen.

Während sich beim Verbrenner einigermaßen abschätzen lasse, wie viele Kilometer mit der Reserve im Tank noch drinstecken, schwanke dieser Puffer beim Stromer. Auf dem großen Bildschirm seines Bordcomputers kann der 63-Jährige ablesen, wo die Ladepunkte zu finden sind. Auch auf dem Gelände der Technischen Hochschule Rosenheim müsste es theoretisch eine solche Möglichkeit geben, das Fahrzeug zu laden. Doch trotz Navigation braucht es schon gute Augen, um jene Stelle auszumachen, an der eigentlich Strom fließen soll. Und dann die zweite Enttäuschung: „Diese Ladesäule ist vorübergehend geschlossen“, ist als Schild auf dem verbliebenen Klotz aufmontiert.

Auslastung
bei 15 Prozent

Auch die Station am Betriebshof der Stadtwerke fällt bei der ersten Vorbeifahrt nicht unbedingt ins Auge. Keine Schilder weisen auf sie hin. Doch es gibt sie, die Lademöglichkeit. Gerade nuckelt ein elektrischer Smart am Stromspender. Für Borrmann der Beweis, dass diese Elektrotankstellen durchaus angenommen werden.

Die Rosenheimer Stadtwerke geben sich nicht ganz so optimistisch und beziffern die Auslastung der Ladesäulen mit nur rund 15 Prozent, „sodass ein darüber hinausgehender Ausbau von Ladestationen durch uns nicht vorgesehen ist.“ Eben darin liegt für Herbert Borrmann das Problem. Denn umgekehrt werde ein Schuh daraus. Man müsse in Vorleistung gehen und zunächst Ladepunkte aufstellen. Dann würden sich mehr Menschen für ein Elektrofahrzeug entscheiden. „Oder kaufen Sie ein Auto, wenn sie keine Tankstelle haben?“, fragt er.

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