Rosenheim – Mit der Pandemie dringt die Endlichkeit des Menschen wieder ins Bewusstsein. Doch nur selten werden Krankheit, Schwäche, Sterben und Tod in unserer Gesellschaft thematisiert. In den kommenden Tagen soll sich das ändern. Dann findet die Aktion „Woche für das Leben – Leben im Sterben“ statt. Eine Initiative der Kirchen in Zusammenarbeit mit dem Jakobus Hospizverein.
Abschied nehmen teilweise unmöglich
Das Sterben gehört zum Leben dazu. Das weiß wahrscheinlich niemand besser als die Koordinatorin des Rosenheimer Jakobus Hospizvereins, Barbara Noichl. Sie betreut – gemeinsam mit 50 ehrenamtlichen Hospizbegleitern – Menschen, deren Leben zu Ende geht, lindert Symptome und spricht Trost zu. Daran habe auch die Corona-Krise nichts geändert, obwohl vieles durch sie erschwert worden ist. „Die Pandemie hat das Abschiednehmen nicht nur beeinträchtigt, sondern teilweise sogar unmöglich gemacht“, sagt Barbara Noichl. In den vergangenen Monaten sei ihr Beruf dadurch noch herausfordernder geworden. Umso wichtiger findet sie es, gemeinsam mit den Mitarbeitern ihres Vereins, an der ökumenischen Woche für das Leben unter dem Thema „Leben im Sterben“ teilzunehmen.
Nachdem die Woche im vergangenen Jahr aufgrund des bundesweiten Lockdowns nicht stattfinden konnte, wird die Sorge um schwerkranke und sterbende Menschen durch palliative und seelsorgliche Begleitung erneut aufgegriffen. „Wir wollen die Menschen für einen bewussten und wertschätzenden Umgang mit dem Lebensende sensibilisieren“, sagt Barbara Noichl. Stattfinden sollen unter anderem Führungen, Workshops und Gespräche zur Endlichkeit – entweder online oder corona-konform (siehe Kasten).
Doch es ist nicht nur während dieser Aktionswoche, dass sich die evangelische und katholische Kirche mit dem Themen Leben und Sterben auseinandersetzt. Das bestätigt auch Dekanin Dagmar Häfner-Becker. Gemeinsam mit den Klinik-Seelsorgern, den Pfarrern der Kirchengemeinde, der Notfallseesorge und den Kräften der Telefonseelsorge leisten die Kirchen in ökumenischer Gemeinschaft sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich einen großen Beitrag für die Menschen, die Beistand suchen. „Das ist gelebte Kirche. Das tun wir schon immer, aber besonders auch jetzt in Zeiten von Corona“, sagt die Dekanin. Der Blick gelte dabei „nie dem Sterbenden alleine“. Auch die Angehörigen und Pflegenden würden Zuwendung benötigen. „Dass Sterben ein Teil unseres Lebens ist, auch lange bevor wir selbst sterben, wird oft verdrängt“, weiß Barbara Noichl.
Unterstützung durch Diakonie und Caritas
Dekan Daniel Reichel weist bei dem Thema Tod auch auf die theologische Dimension hin. „Gerade kurz nach Ostern ist die Auferstehung von Jesus Christus noch sehr präsent. Sie bedeutet seine lebendige Gegenwart im Hier und Jetzt, die durch die Liebe eines Anderen spürbar wird.“ Mit der Gewissheit „Gott liebt mich“ verliere der Tod seinen Schrecken. Helfen würde auch, dass die Kirchen über ihre Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas viele Angebote für Menschen haben, die am Ende ihres Lebens angekommen sind und einen Weg suchen, damit umzugehen.
Mit der Aktion „Woche für das Leben – Leben im Sterben“ soll dieses Angebot noch einmal ausgeweitet werden.