So wird ein Schuh draus

von Redaktion

Rosenheimer Läden sammeln Korken von Weinflaschen zum Recyceln

Rosenheim – Zu jeder Weinflasche gehört ein Korken. Aber was passiert mit diesem Korken, wenn die Flasche leer ist? Entweder kommt er auf den Müll – oder in eine der Boxen, die im Rahmen der „Cork Collect Challenge“ bei verschiedenen Händlern in Rosenheim stehen. Dort können Korken gesammelt werden, die dann von der Rosenheimer Firma Doghammer zu Schuhen verarbeitet werden.

Elastisch und
wasserdicht

„Kork hat viele verschiedene Eigenschaften“, sagt Martha Trauwitz. Die Werkstudentin bei Doghammer leitet das Projekt „Cork Collect Challenge“. „Zum Beispiel ist er elastisch, er federt und ist wasserdicht.“ Doghammer produziert schon länger Schuhe mit Bestandteilen aus Kork. Die Firma möchte damit ein Zeichen für Nachhaltigkeit und Recycling setzen. „Kork ist eine natürliche, endliche Ressource. Deswegen: Je weniger Müll, desto besser“, sagt Trauwitz.

Die Idee hinter der „Cork Collect Challenge“ ist einfach: Kunden können die Korken von Weinflaschen oder anderen Getränken sammeln, zum Einkaufen mitnehmen und sie in einigen Läden in besondere Boxen werfen. Wenn diese Boxen voll sind, holen Mitarbeiter von Doghammer sie ab und verschicken sie mit Lastwägen nach Portugal. Dort wird der Kork so verarbeitet, dass daraus wieder neue Produkte entstehen können. Laut Trauwitz fahren die Lastwagen nie leer: Wenn sie neue Ware aus Portugal liefern, werden sie gleich wieder mit neuem Kork auf den Rückweg geschickt.

Eigentlich startete das Projekt bereits im vergangenen Jahr – die Idee, Weinkorken einzusammeln, sei im Büroalltag entstanden. „2020 haben wir 250 Kilogramm an Korken eingesammelt. Das war ein Riesenerfolg“, sagt Trauwitz. In diesem Jahr haben sie das Ziel deshalb heraufgestuft: „Wir wollen eine Tonne an Korken sammeln“, sagt Trauwitz. Dazu spendete die Firma pro Kilogramm einen Euro an die Alpenschutzorganisation CIPRA. Mit den ersten dreieinhalb Monaten ist Trauwitz zufrieden. „Wir sind ganz gut dabei, wir haben schon 60 Kilogramm Korken gesammelt.“

Kork entsteht aus der Rinde von sogenannten Korkeichen. Diese können laut dem Naturschutzbund Deutschland erst abgerindet werden, wenn sie etwa 25 Jahre alt sind – und erst neun bis zwölf Jahre später noch einmal. Der größte Teil des Korks wird zu Flaschenkorken, aber er kann auch in Böden, Schuhen oder sogar Raumschiffen verarbeitet werden.

Deshalb sei es sinnvoll, Kork zu sammeln und wieder zu verwerten, sagt Winfried Schneider vom Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit Rosenheim. Auch beim Institut in der Erlenaustraße stehen die Boxen. „Kork landet, wie so vieles, oft auf dem Hausmüll, da ist schon noch Luft nach oben“, sagt Schneider. Ähnlich sieht es Alexandra Stibane vom Unverpackt-Laden „Nimm’s Lose“ aus Rosenheim: „Es ist gut, diese Nachhaltigkeitsthemen unter die Leute zu bringen. Das gibt einen Anstoß, etwas Gutes zu tun.“

Für die Händler
kein Mehraufwand

Zu ihr seien die Kunden schon mit großen Tüten voller Korken an die Boxen gegangen. Für sie als Händlerin entstehe dabei aber kein Mehraufwand. Auch Monika Krawietz vom Weltladen in der Innstraße ist von dem Projekt überzeugt: „Wenn es darum geht, die Umwelt zu schonen, wollen wir mitmachen“, sagt sie.

Die „Cork Collect Challenge“ läuft noch das ganze Jahr. Trauwitz ist weiter auf der Suche nach Läden, in denen sie die Boxen aufstellen kann, auch in Kletterhallen will sie es versuchen. Läden können auch jetzt noch in das Projekt einsteigen. Damit die Korken der Weinflaschen vielleicht sogar die Umwelt schonen können.

Artikel 11 von 11