Rosenheim – 56 Wohnungen will die Rosenheimer Wohnbaugesellschaft „Beck & Fraundienst“ in der einstigen Eisenbahnersiedlung bauen. Darunter auch Appartements für die Bezieher „mittlerer Einkommen“. Zwei Geschosse sind nach den derzeitigen Planungen für geförderten Wohnraum vorgesehen. Als Zielgruppe definieren die Planer „Haushalte mit mittlerem Einkommen“.
Frage von Höhe
und Architektur
Zu diesen zählen sie Personen aus Sozialberufen, Arbeiter und Angestellte, die mit ihrem Gehalt auf dem Rosenheimer Wohnungsmarkt Schwierigkeiten haben, eine geeignete Bleibe zu finden. Doch im Ergebnis bedeutet dies, dass die Planer mit dem neuen Gebäude in die Höhe gehen müssen – von vier auf fünf Stockwerke.
Damit sticht das Gebäude aus der übrigen Gestaltung des Quartiers hervor. Nicht nur wegen der Höhe. „Was den Stil angeht, lässt sich darüber streiten, ob sich der hohe Glasanteil des Gebäudes in das Quartier einfügt“, sagt der Rosenheimer SPD-Fraktionschef Abuzar Erdogan. Er und seine Fraktionskollegen haben jedoch eine klare Präferenz. Es muss und soll mehr Wohnraum für jene geben, die sich ein Leben in der Stadt bislang nicht leisten können. „Wenn wir Baurecht schaffen, dann muss die Stadt schauen, dass die Allgemeinheit von jenem Wertzuwachs, den ein Einzelner bekommt, auch etwas hat“, sagt er und verweist darauf, dass Rosenheims Stadträte bei der Schaffung von Baurecht auch die Effekte im Blick haben müssten, welche die Bebauungspläne mit sich bringen. Der SPD gehe es um sozial gerechte Bodennutzung. Das bedeutet im Ergebnis auch, dass die Schmerzgrenze bei den Genossen in Sachen Höhe deutlich größer ist als bei anderen Fraktionen.
Vorsichtiger in dieser Sache äußert sich zum Beispiel CSU-Fraktionschef Herbert Borrmann, der in diesem Quartier aufgewachsen ist. Er findet das Vorhaben gut und will es mit seiner Fraktion 100-prozentig unterstützen. „Eine andere Frage ist jedoch, inwieweit man den Bau noch an das Stadtviertel anpasst, weil sich letztendlich dessen Grundstruktur in irgendeiner Art und Weise wiederfinden sollte“, meint Borrmann. Letztendlich gehe es darum, dass man alle vorhandenen Gebäude langfristig auf die gleiche Höhe bringt.
Am kritischsten betrachtet die Grünen-Fraktion das geplante Vorhaben. Für diese spricht deren Stadtrat Peter Weigel und klagt über eine „andere Architektursprache“ und eine „andere Dimension“, die durch das neue Gebäude im Quartier ihren Niederschlag finde. Er war einer von vier Stadträten, die zur jüngsten Sitzung gegen das Vorhaben stimmten. „Das größte Problem ist sicher, wie sich das Gebäude ins Quartier einfügt“, sagt Weigel. Nicht nur die Höhe des Hauses überrage den Rest der Gebäude, auch die Dachform weiche vom Standard des Gebietes ab. Zwar stemme man sich nicht gegen eine Nachverdichtung in Rosenheim. Diese müsse aber sicherstellen, dass die spezifischen Charaktere einzelner Gebiete erhalten bleiben.
Keine Probleme mit dem Projekt haben hingegen die Freien Wähler/UP. Deren Fraktionschef Robert Multrus sagt, dass es in seiner Fraktion keine Bedenken gegen das Vorhaben gebe.
Die AfD stimmt einem Neubau an der Ecke Küpferling-/Hubertusstraße prinzipiell zu. Entsprechend hat auch ihr Bauausschussmitglied Hans Raß für das Vorhaben gestimmt. Doch nach Gesprächen mit Anwohnern sei man inzwischen skeptisch, ob das Gebäude in dieser Form entstehen sollte. „Wir würden diesem Neubau, so wir er jetzt vorgeschlagen ist, nicht zustimmen“, sagt AfD-Fraktionschef Andreas Kohlberger.
Noch ist
nichts endgültig
In Stein gemeißelt ist das Vorhaben freilich noch nicht. Mit dem jüngst im Stadtrat beschlossenen Beginn des Bauleitverfahrens haben die Bedenkenträger während der beiden Auslegungsphasen der Pläne noch die Möglichkeit, ihre Zweifel und Vorschläge einzubringen.