Rosenheim – Der Pop-up-Radweg in der Briançonstraße ist Geschichte. Wie berichtet, hat die Stadt den Verkehrsversuch vorzeitig abgebrochen, nachdem sie zur Überzeugung gelangte, dass die Situation zu gefährlich sei. Doch die Entscheidung sorgt auch Tage später noch für Unmut. Nicht nur bei den Mitgliedern des Radentscheids.
Fehlende Ankündigung
Peter Rutz ist sauer. Und das schon seit Mittwoch. An diesem Tag nämlich hatte ihn die Verwaltung per E-Mail darüber informiert, dass der Pop-up-Radweg in der Briançonstraße wieder entfernt werden soll. „Für uns ist das enttäuschend“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Er kritisiert unter anderem die fehlende Kommunikation zu Beginn des Versuchs. „Jede Baustelle wird besser angekündigt. Die Einführung war genauso schlecht wie das Ende“, sagt er. Statt den Versuch vorzeitig abzubrechen, hätte er sich gewünscht, dass man sich bei einem Ortstermin Gedanken über mögliche Verbesserungen macht. Dass die Stadt jetzt im Alleingang die Sache beendet habe, sei für ihn „nicht nachvollziehbar.“
Bereits im Oktober 2020 hatten sich die Mitglieder des Verkehrsausschusses – mit Ausnahme von Stadtrat Franz Baumann (Freie Wähler/UP) – für den Vorschlag der Verwaltung ausgesprochen, provisorische Radfahrstreifen in der Briançonstraße einzurichten. Lob für diese Entscheidung gab es damals unter anderem von den Mitgliedern des Radentscheids. „Wir hatten uns auf die versprochene Umsetzung gefreut und darauf gedrängt, dass er bald kommt“, sagt Armin Stiegler. Umso größer sei die Bestürzung gewesen, als man von der sofortigen Beendigung des Verkehrsversuchs erfahren habe. „Mit wenigen Änderungen hätte die Maßnahme sicher gestaltet werden können“, schreibt er in einer E-Mail an die Fraktionsvorsitzenden und Oberbürgermeister Andreas März (CSU). So hätte der Pop-up-Radweg beispielsweise mit sogenannten Sicherheitsbaken geschützt werden können. Zudem hätte der Radfahrstreifen 75 Meter vor der Einmündung in die Kufsteiner Straße auf den alten Radweg geführt werden können, wodurch eine längere zweite Linksabbiegerspur vor der Ampel entstanden wäre. Maßnahmen, durch die sich die Gefährdung einfach beseitigen hätte lassen. Davon sind die Mitglieder des Radentscheids überzeugt. Sie fordern die Stadt auf, ihre Entscheidung zu überdenken und dem Verkehrsversuch „noch mal eine echte Chance zu geben, sodass er nicht umsonst war.“ Doch die gelben Streifen auf der Fahrbahn sind mittlerweile entfernt worden. Ein Überdenken scheint damit vom Tisch. „Es ist nicht glücklich gelaufen“, sagt Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. Er habe sich die Situation vor Ort selber angeschaut, glaubt nicht, dass sich die Briançonstraße generell für einen solchen Versuch angeboten habe. Er spricht von einer fehlenden Akzeptanz bei den Radfahrern. Eben auch deshalb, weil der ursprüngliche Radweg weiterhin genutzt werden konnte. „Ein Bereich ohne Alternative wäre besser gewesen“, sagt Multrus. Er hofft, dass an einer geeigneteren Stelle ein neuer Versuch gestartet wird. „Das Ergebnis sollte jetzt nicht sein, dass wir es bleiben lassen, sondern dass wir gelernt haben, wie es besser geht.“
Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, hätte sich gewünscht, dass man dem Versuch länger Zeit gelassen hätte. So würde es auch bei Baustellen eine längere Zeit dauern, bis sich „alles eingependelt hat.“ Insgesamt sei die Situation in der Briançonstraße seiner Meinung nach aber „unübersichtlich gewesen.“
Bessere Vorbereitung wünschenswert
Als „zu voreilig“ bezeichnet Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD, den Abbruch des Verkehrsversuchs. „Gewohntes ist immer leichter als Neues“, zeigt er sich überzeugt. Zwar findet auch er, dass ein Pop-up-Radweg in der Briançonstraße nichts zu suchen habe, trotzdem hätte man dem Ganzen mehr Zeit geben müssen. Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD, glaubt, dass eine Vorarbeit Sinn gemacht hätte. „Wir müssen solche Planungen in Zukunft besser vorbereiten“, meint er.
Ein neuer Pop-up-Radweg in Rosenheim ist derzeit allerdings nicht geplant. Das hat die Verwaltung auf Nachfrage bestätigt.