Hilfe für Flaschensammler

von Redaktion

SPD und „Die Partei“ fordern die Einführung von Pfandringen in Rosenheim

Rosenheim – Das Konzept der Pfandringe klingt vielversprechend. Die Konstruktion soll helfen, dass Flaschensammler leichter an Leergut kommen und nicht in den Mülleimern stochern müssen. Auch in Rosenheim haben sich SPD und „Die Partei“ für eine solche Anschaffung stark gemacht. Doch ein Blick in andere Städte macht stutzig.

Platz für drei
bis zwölf Flaschen

Flaschensammler gibt es auch in Rosenheim. Sie suchen in den Mülleimern nach Leergut und müssen in den meisten Fällen zwischen halb aufgegessenen Essensresten und gebrauchten Masken kramen. Das ist nicht nur unappetitlich, sondern kann in manchen Fällen sogar gefährlich sein.

Es ist eine Situation, die auch der Kölner Diplomdesigner Paul Ketz beobachtet hat. „Mir ist aufgefallen, dass Menschen aus Bequemlichkeit Pfand in den Müll werfen und andere in die Tonnen greifen müssen, um sich mit dem Pfandsammeln ein Zubrot zu verdienen. Daran habe ich mich gestoßen“, sagt er. Also hat Ketz vor fast zehn Jahren den Pfandring entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Metallgestell, das an Mülleimer oder Laternen montiert wird und in das leere Pfandflaschen gestellt werden können. „Es gibt Pfandringe für fast jeden Abfallbehälter eines jeden Herstellers. Je nach Model bietet er Platz für drei bis zwölf Flaschen“, sagt der Designer.

Mittlerweile verwenden laut Ketz bereits über 100 Städte in Deutschland die Pfandringe, darunter Bamberg, Speyer, Regensburg und Passau. Geht es nach der SPD und „Die Partei“ soll sich auch Rosenheim in die Liste dieser Städte einreihen. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) fordern sie die Verwaltung auf, im gesamten Innspitz-Bereich und Mangfallpark die Pfandringe zu installieren. „Hier werden viele Flaschen leider immer wieder einfach in die Gebüsche geschmissen, liegen gelassen oder zerbrechen in den Mülleimern, was für Pfandsammler unpraktisch bis gesundheitsgefährdend ist“, heißt es in dem Antrag.

Was sich wie eine gute Idee anhört und in vielen Städten gerade zu Beginn für Begeisterung gesorgt hat, erntet jetzt zunehmend Kritik. „Die Pfandflaschensammelringe haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt“, teilt Bambergs Pressesprecher Steffen Schützwohl mit.

Bamberg hatte bereits 2014 zwei Pfandringe in der Innenstadt eingeführt, damals für Kosten in Höhe von 666,40 Euro. „Ungeachtet des Vandalismus wurden neben wenigen Pfandflaschen Einwegflaschen und andere Abfälle darin abgelegt. Die Erwartungen, Obdachlosen das entwürdigende Stochern im Müll zu ersparen, konnte nicht festgestellt werden“, so Steffen Schützwohl weiter. Aktuell hänge von den ehemals zwei Exemplaren noch ein Sammelring am Zentralen Omnibusbahnhof. Der zweite Pfandring sei mehrfach beschädigt und daraufhin abgebaut worden. Weil eine „belastbare Aussage über Art und Intensität der Nutzung der Ringe“ nicht möglich gewesen sei, habe man sich in Bamberg – auch mit Blick auf die Haushaltslage – vorerst gegen die Anschaffung weiterer Pfandringe ausgesprochen. Und das trotz der gesunkenen Kosten. Den der Anschaffungspreis liegt laut Schützwohl aufgrund der erhöhten Nachfrage mittlerweile bei einem Stückpreis von circa 240 Euro.

Von der Kritik irritieren lässt sich Paul Ketz nicht. Für ihn sind die Pfandringe nicht nur ein „Kommunikationsobjekt, das die Realität ein bisschen besser macht“, sondern auch „ein Recycling-Zusatz für öffentliche Mülleimer“. „Selbst wenn niemand aus finanziellen Gründen auf das Sammeln von Pfand angewiesen wäre, ist die Trennung von Pfandgut und Restmüll schlichtweg sinnvoll, um Ressourcen nicht zu verschwenden“, sagt er. So sei im vergangenen Jahr allein in Deutschland ein Pfandwert von etwa 180 Millionen Euro nicht wieder zurückgegeben worden. Unter anderem auch, weil er im Restmüll vernichtet wurde.

Ob diese Begründung die Rosenheimer Politiker überzeugen kann, wird sich zeigen. Über den Antrag soll im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag, 22. Juni, diskutiert werden.

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