Rosenheim – Das Café Schick in der Gillitzerstraße gehörte einst zu den angesagtesten Café Rosenheims. Zwar hat das Lokal seit mehr als 40 Jahren geschlossen, die Erinnerungen aber bleiben. Jetzt ist die ehemalige Inhaberin Emma Schick im Alter von 96 Jahren gestorben.
Energisch, fleißig und eine „Geschäftsfrau durch und durch“: Das sind die Wörter, mit denen Franz und Edith Schick ihre Mutter Emma beschreiben. 1949 eröffnete die gebürtige Niederbayerin gemeinsam mit ihrem Mann Franz-Xaver ihr erstes Lokal am Salzstadel. 1954 folgte der Umzug in die Gillitzerstraße. „Von Anfang an ist das Café bei den Rosenheimern gut angekommen“, erinnert sich Franz Schick. Geschäftsleute, Jugendliche und Kaffeedamen hätten sich hier bei einem Schweinsbraten für 6,50 Mark oder einem Stück Kuchen getroffen. Auf zwei Ebenen mit mehreren unterschiedlich eingerichteten Räumen habe jeder Besucher seine Nische gefunden. Edith Schick erzählt vom sogenannten Aquarium-Tisch, an dem Geschäfte abgeschlossen wurden und von dem kleinen separatem Raum, in dem die Kartenspieler um das große Geld spielten.
Ein besonderer Höhepunkt seien die Faschingsdienstage gewesen. „Die waren legendär. Da war das Lokal so voll, dass es noch nicht einmal mehr Stehplätze gegeben hat“, sagt Edith Schick. Gemeinsam mit ihrem Bruder Franz habe sie ihre Eltern jahrelang tatkräftig unterstützt. Denn Arbeit gab es rund um die Uhr. Vor allem sonntags. „Da haben wir einen Straßenverkauf angeboten“, sagt Franz Schick. Sandkuchen und Schoko-Sahne seien die absoluten Favoriten der Rosenheimer gewesen. „Am Nachmittag waren wir meistens komplett ausverkauft“, ergänzt Edith Schick. Nach und nach entwickelte sich das Café Schick so zu einer Rosenheimer Institution und einem Mittelpunkt im gesellschaftlichen Leben. Die treibende Kraft hinter dem Erfolg war Emma Schick selbst. Sie kümmerte sich um die Gäste und die Organisation, sorgte dafür, dass das Geld in der Kasse stimmte. „Sie hat alles zusammengehalten“, sagt Franz Schick.
Reisen durch
die ganze Welt
Doch auch die schönste Zeit geht irgendwann einmal zu Ende. Und so beschloss die Familie 1980, vier Jahre nach dem Tod des Vaters, das Café aufzugeben. Schwer gefallen sei ihrer Mutter die Entscheidung nicht, sagen die beiden Kinder. Eben auch, weil sie bereits ihr ganzes Leben lang gearbeitet habe. Die neu gewonnene Freizeit nutzte Emma Schick zum Reisen. Sie sei in Südafrika gewesen, später in Russland, Mexiko und Thailand. Nie alleine, immer mit Freunden und Bekannten, die sie während ihrer Arbeit im Café kennenlernte. „Sie hatte einen wahnsinnig großen Bekanntenkreis und viele gute Verbindungen“, sagt Franz Schick. Und so habe seine Mutter auch nach der Zeit im Lokal, davon ist er überzeugt, das Leben in vollen Zügen genossen. Wenn sie nicht auf Reisen war, verbrachte sie Zeit mit ihrem Enkelsohn und kümmerte sich um den Haushalt. „Sie hat selbst mit 95 Jahren noch darauf geachtet, dass der Parkplatz vor dem Haus ordentlich aussieht und sauber ist“, sagt er.
So eine Frau sei seine Mutter eben gewesen. Fleißig, ordentlich und eine „harte Geschäftsfrau“. Jetzt ist Emma Schick im Alter von 96 Jahren gestorben. Die Erinnerungen an sie und ihr Café Schick werden den Rosenheimern aber noch lange in Erinnerung bleiben.