Rosenheim – Die Wein- und Adlzreiterstraße sollen künftig zu Fußgängerzonen werden. Das hatten SPD und „Die Partei“ in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) gefordert. Die Verwaltung soll den Vorschlag jetzt prüfen. Doch schon jetzt ist klar: Die möglichen Fußgängerzonen stoßen auf geteilte Meinungen.
Etliche Gäste beschweren sich
Wein trinken im Arte Vino, einen Kaffee genießen im Habana Café oder gemütlich essen in der neu eröffneten Weinlände: In der Weinstraße lässt es sich aushalten. Wären da nicht die Autos, die zum Teil nur wenige Zentimeter an der Außenbestuhlung vorbeifahren. „Viele Gäste beschweren sich darüber“, sagt Josef Zeilinger, Geschäftsführer des Arte Vino. Vor allem abends seien viele Fahrzeuge in der Weinstraße unterwegs. „Es handelt sich zum Großteil um Autoposer“, sagt Zeilinger. An das abendliche Durchfahrtsverbot halte sich so gut wie niemand.
Es sind Beobachtungen, die auch Poli Aktas gemacht hat. Vor zwei Wochen hat er das Habana Café eröffnet, seitdem ärgert er sich über den Verkehr vor seiner Bar. „Die Gäste sind zurecht sauer“, sagt er. Sowohl er als auch Josef Zeilinger würden es deshalb begrüßen, wenn die Weinstraße zur Fußgängerzone werden würde. Und auch unter den Politikern gibt es zahlreiche Befürworter. So hatte sich FDP-Stadträtin Maria Knott-Klausner bereits Ende 2019 für eine Erweiterung der Fußgängerzone starkgemacht. Ihrem Vorstoß folgten jetzt, wie berichtet, SPD und „Die Partei“. „Wir halten es für vertretbar und geboten, den Pkw-Verkehr sowohl aus der Weinstraße als auch aus der Adlzreiterstraße mit Ausnahme des Anlieger- und Lieferverkehrs zu verbannen“, teilten sie in einem Antrag mit. Die Schaffung einer Fußgängerzone würde die Aufenthaltsqualität erhöhen und zudem für eine Verkehrsberuhigung sorgen.
Doch mit dem Wegfall der Durchfahrtsmöglichkeiten macht sich bei einigen Geschäftsinhabern auch die Sorge breit, dadurch Kunden zu verlieren. „Die Autos können nicht ganz aus der Stadt verschwinden“, sagt Christa Mulzer, die gemeinsam mit ihrer Schwester das gleichnamige Geschäft am Ludwigsplatz betreibt. Ihrer Meinung nach müsste zumindest die Adlzreiterstraße als Durchfahrtsstraße erhalten bleiben. „Das ist sowohl für die Anlieger als auch die Kunden wichtig“, zeigt sie sich überzeugt.
Maria Knott-Klausner (FDP) kennt diese Argumente. Verstehen kann sie diese jedoch nicht. „Als der Max-Josefs-Platz in eine Fußgängerzone umgestaltet wurde, hat es die gleiche Diskussion gegeben“, sagt sie. Funktioniert habe es letztendlich trotzdem. Ihrer Meinung nach braucht es ein Gesamtkonzept für die „Altstadt Ost“. Neben der Wein- und der Adlzreiterstraße sollten – so sagt sie – auch die Färberstraße und der komplette Ludwigsplatz zur Fußgängerzone gemacht werden. „Die Stadt hat einfach nicht den Mut, ein Konzept zu erstellen, obwohl es seit Jahren versprochen wird“, sagte sie.
Umso mehr freue sie sich darüber, dass die SPD und „Die Partei“ ihren Antrag jetzt aufgegriffen hätten. „Der Autoverkehr in diesen Bereichen ist mehr als störend“, stimmte ihr SPD-Stadtrat Robert Metzger zu. Des Öfteren habe er beobachten können, wie die Autofahrer direkt bis zum Eingang des Lokals führen. Für ihn stehe deshalb fest, dass sich etwas verändern müsse.
Konkrete Vorschläge
in nächster Sitzung
Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, sprach sich für eine Fußgängerzone in der Weinstraße aus. In der Adlzreiterstraße schlug er vor, einen Poller aufstellen zu lassen, der nachts automatisch hochfährt und mit einer Fernbedienung für Berechtigte gesenkt werden kann. Seiner Meinung nach wäre das eine Aufwertung, die auch die Anlieger mittragen würden. Stadträtin Daniela Dickhoff (Grüne) sagte, dass sie jede Maßnahme begrüße, die das Ziel habe, den Verkehr aus der Stadt zu bringen. Ihr sei es wichtig, dass die Maßnahmen noch in diesem Sommer umgesetzt würden und nicht erst im Herbst.
Einstimmig sprachen sich die Mitglieder des Verkehrsausschusses dafür aus, dass die Verwaltung jetzt prüfen soll, ob in der Wein- und Adlzreiterstraße Fußgängerzonen errichtet werden können. In der nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses sollen die Ergebnisse dann vorgestellt werden. Die Sitzung ist allerdings erst im Oktober.