Rosenheim – Wegen der Corona-Pandemie haben viele Eltern entschieden, ihre Kinder erst ein Jahr später einschulen zu lassen. In Rosenheim fehlen deshalb für das kommende Jahr 71 Kita-Plätze. Die ohnehin knappen Plätze werden dadurch noch knapper. Jetzt hat die Stadt Lösungen vorgestellt.
Kritik, weil langfristige Planung fehlt
Es ist ein Thema, das Stadträtin Sonja Gintenreiter (Grüne) sehr am Herzen liegt. „Wir sind jetzt genau dort, wo wir im vergangenen Jahr waren“, kritisierte sie die Verwaltung während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Zuvor hatte die Dritte Bürgermeisterin der Stadt, Gabriele Leicht (SPD), – die zum ersten Mal seit ihrem Amtsantritt die Sitzung leitete – bekannt gegeben, dass es für das kommende Jahr einen „unerwartet hohen ungedeckten Bedarf an Kindergartenplätzen“ gibt. So hätten sich die Eltern von 71 Kindern dazu entschlossen, sie noch ein Jahr länger im Kindergarten zu lassen. Dadurch fehlen Plätze, und die Zahl auf der Warteliste steigt auf 136 an.
Laut Sonja Gintenreiter ist diese Nachricht jedoch alles andere als unerwartet. So habe die Kita-Bedarfsplanung im vergangenen Jahr bereits gezeigt, dass es für die Zukunft mehr Plätze brauche. Ihre Fraktion habe sich deshalb wiederholt für die Erstellung einer konkreten mittel- bis langfristigen Planung eingesetzt. „Wir können nicht in jedem Herbst neue Provisorien aufstellen. Das will ich nicht weiter mit ansehen“, sagte sie. Doch für das kommende Kindergartenjahr wird es genau darauf hinauslaufen. Denn für die kurzfristige Schaffung von 125 zusätzlichen Kindergartenplätzen setzt die Stadt zum Großteil auf Containerlösungen. An der Meraner Straße, bei der Kinderkrippe Keferwald, soll eine zweistöckige Containeranlage entstehen, die ab Januar 2022 Platz für 50 Kinder bietet. Die bereits bestehenden Container am Kindergarten Heilig Blut sollen erneuert werden. In ihnen sollen 25 Kinder unterkommen. Zudem entstehen ab Oktober 50 zusätzliche Plätze in den Räumlichkeiten des Eisenbahner Sportvereins an der Hochfellnstraße (siehe unten). Hinzu könnten auch 20 Plätze im Kinderhort St. Quirin kommen, weil dort laut Stadt eine Hortgruppe wegfällt. „Mit den genannten Lösungen können voraussichtlich alle Bedarfe auf einen Kindergartenplatz gedeckt werden“, teilt die Verwaltung mit.
Zudem prüft das Amt für Schulen, Kinderbetreuung und Sport gemeinsam mit dem Zentralen Gebäudemanagement und Kooperationspartnern, wo in den kommenden Jahren zusätzlicher Platz geschaffen werden kann. Vorstellbar seien zwei Kindergartengruppen am Georg-Queri-Weg 5. Auch der Neubau eines Kinderhauses an der Pürstlingstraße (sechs Kindergartengruppen), in Westerndorf (sechs Gruppen) sowie eines integrativen Kinderhauses an der Goethestraße (vier Kindergarten- und zwei Krippengruppen) sind im Gespräch. Zudem könnte der Hort in Pang aufgestockt und an den Kindergarten in der Hailerstraße angebaut werden. Zusätzliche Plätze würden außerdem auf der BayWa-Wiese und im neuen Baugebiet Krainstraße Süd entstehen.
Optionen, wo Kinder untergebracht werden könnten, gibt es also viele. Dafür hat die Stadt mit einem anderen Problem zu kämpfen. „Wir können so viele Kitas bauen, wie wir wollen. Wenn kein Personal da ist, bringt uns das nichts“, sagte Bürgermeisterin Gabriele Leicht (SPD). Neues Personal zu finden, sei aufgrund der angespannten Lage auf dem Erziehermarkt nicht immer einfach. Zudem gebe es eine Konkurrenz zu München – dort werde besser gezahlt.
Sicherer Stellplatz, flexible Arbeitszeiten
Um Personal trotzdem nach Rosenheim zu locken beziehungsweise dort zu halten, hatten Grüne und ÖDP bereits im April einen Antrag gestellt und die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zur attraktiveren Gestaltung der Arbeitsplätze in Kindertageseinrichtungen zu erstellen. So könnten bereits Faktoren wie ein sicherer Stellplatz oder flexible Arbeitszeiten einen Unterschied machen. Das Amt für Schulen, Kinderbetreuung und Sport hat gemeinsam mit dem Personalamt einige Vorschläge erarbeitet. Ein Konzept soll den Stadträten in einem der kommenden Ausschüsse vorgestellt werden.