Schausteller beleben Rosenheim

von Redaktion

Bis September sind Karussells, Mandelbrennereien und Schießbude in der Stadt

Rosenheim – Es gibt eine Schießbude, Dosenwerfen, Karussells, süße Leckereien wie Mandeln oder Schokofrüchte und Deftiges wie Hotdogs, Burger und Pommes. Als Teil der Aktion „Sommer in Rosenheim“ finden Bürger die Stände regionaler Schausteller in der Stadt von Juni bis September. Ein Besuch bei der großen Familie.

Die Glocken bimmeln, die Lichter blinken, das Karussell dreht sich und den Kindern ist die Freude anzusehen. Sie strahlen übers ganze Gesicht. Denn anstatt auf dem Herbstfest können sie nun zwischen Mittertor und Ludwigsplatz eine Runde mit der „Bayern Rallye“ drehen. Max Fahrenschon betreibt das Fahrgeschäft und freut sich über Kunden: „Das ist unsere Berufung, wir mögen Kinder total gern.“

Ein Geschäft
mit Leidenschaft

Mit wir meint er seine Familie und besonders seine Frau Christine. Sie sitzt im Kassierhäuschen, mit ihrem Neffen auf dem Schoß. Das Schaustellerdasein ist eine Familienangelegenheit. Sein Vater hätte seit 1965 ein Karussell gehabt. Wer ihm zuhört, spürt Fahrenschons Leidenschaft. Daran hat auch Corona nichts geändert. Täglich desinfiziert er das Karussell, um seine kleinen Kunden zu schützen. „Wir haben ein bewährtes Hygienekonzept.“ Vor dem Start läuft der Kassierer mit einem Kescher ums Karussell, statt Fischen angelt er Fahrkartenchips.

Auf die Frage, wie die Rosenheimer das Angebot annehmen, zögert Fahrenschon. „Die Hitze war jetzt a bissl zu viel, es dürfte schon kühler sein“, meint er dann. Es sei halt Sommer. Durch die längere Zeit verteile sich der Andrang mehr. Im Vorjahr ging die Aktion von August bis Mitte September. Heuer startete sie im Juni.

Dennoch habe er viele Stammkunden. Leute, die in der Stadt wohnen, kämen nicht umhin, wenn sie mit ihrem Nachwuchs vorbeigingen. „Die Flugzeuge sind sehr beliebt, weil die Kinder sie selbst steuern können.“ Auch der Feuerwehrwagen – „ein Klassiker“ – und das Polizeiauto seien populär. Wer in der Landwirtschaft aufwachse, gehe auf den Bulldog. „Wir sind bunt gemischt“, sagt Fahrenschon.

Die Favoriten an Alexander Herrmanns Stand nebenan seien ganz klar die Mandeln, das Magenbrot sei auch beliebt. Bereits vergangenes Jahr sei er mit seiner Mandelbrennerei sehr erfolgreich gewesen. Aber auch er habe festgestellt, dass es für die Kunden noch „a bissl zu heiß“ ist. Er ist optimistisch, dass die Leute seinen Stand bald mehr registrieren.

Die Kunden verhielten sich jedoch anders als im Vorjahr. Seine Desinfektionsspender würden kaum benutzt. Herrmann glaubt, dass dies an der steigenden Impfquote liegt: „Die Leute sind zuversichtlicher.“ Corona spiele nicht mehr so eine große Rolle.

„Wir hoffen und bangen, dass es so bleibt“, sagt Claudia Horländer. Mit ihrem Mann Lothar betreibt sie mehrere Stände und verkauft Schmalzkuchen, Langos, Burger oder Hotdogs. „Wir waren letztes Jahr total überrascht, weil die Resonanz so gut war.“ Die Rosenheimer seien froh über das Angebot gewesen. Schließlich gebe es die Leckereien sonst nur auf Volksfesten.

„Die Leute haben uns schon sehnsüchtig erwartet“, meint die Schaustellerin deshalb. In diesem Jahr sei es sogar noch dramatischer, weil kein Weihnachtsmarkt stattgefunden habe. Den wünschen sie sich heuer zurück. Mit „gutem Gewissen“ könne der aber nur bei einer niedrigen Inzidenz stattfinden.

Ob in schlechten oder guten Zeiten – die Schausteller halten zusammen. „Es ist sehr familiär hier, wir kennen uns ja alle“, sagt Claudia Horländer. Max Fahrenschon ist ihr Onkel, Hendrik Branicki ihr Bruder und auch den Mandelbrenner, Werner Herrmann, habe sie schon vor ihrem ersten Geburtstag gekannt. Kämen kurzzeitig keine Kunden, freue sie sich deshalb auch mal zu ratschen. Ansonsten gilt: „Stillstand geht nicht.“

Denn Horländer will Schmalzkuchen verkaufen. Der Verkaufshit ist „bekannt, bewährt und beliebt“. Für den Hunger seien Burger und Hotdogs jedoch der Renner. Claudia Horländers Tochter Sarah verkauft Churros und Crêpes in der Heilig-Geist-Straße – mit ihrem Mann Xaver Sonntag. Nebenan finden Besucher eine Schießbude, Dosenwerden und einen Mandelwagen. Sie freut sich dabei zu sein, weil „die Rosenheimer offen und begeistert über das Leben in der Stadt sind“.

Ballons für
Kleine und Große

Nächste Station: Münchener Straße, entlang des Salingartens. Von Weitem sehen Besucher sie schon im Wind hin- und herwiegen – rote Herzen, blaue Kraken, grüne Traktoren und schwarz-weiß gefleckte Kühe. Heliumballons in allen Formen und Farben verkauft Irene Hanika normalerweise mit ihrem Mann, dem stadtbekannten Clown Rudi Balloni. Doch der ist gerade in Österreich.

Hanika hätte es satt gehabt, das „stupide Nix-Tun“. Verkaufen könne sie zwar etwas mehr, es sei halt keine Urlaubszeit, die Kinder hätten noch Schule. Die Schaustellerin ist aber überzeugt: „Ein Ballon ist auch was für Erwachsene.“ In der Münchener Straße gibt es auch Schokofrüchte, Spirituosen und noch ein Karussell.

Hanika sei dort immer die Erste, komme vor den Öffnungszeiten, um alles vorzubereiten. Montag bis Samstag von 11 bis 20 Uhr begrüßen die Stände ihre Gäste – je nach Andrang länger. Sonntag starten sie ab 12 Uhr. Und eines ist sicher: Die Schausteller sind eine Familie. Sind sie nicht blutsverwandt, sind sie dennoch verbandelt – durch ihre Leidenschaft.

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