Rosenheim/Bad Aibling – Im Rahmen des Wettbewerbs „Heimaterleben 2021“ haben sich zahlreiche Schüler aus Stadt und Landkreis mit dem Thema Heimat beschäftigt. Jetzt hat Oberbürgermeister Andreas März die Preisträger ausgezeichnet. Die eingereichten Arbeiten reichen von der Untersuchung der Motive der Wallfahrer im Raum Rosenheim bis hin zur Bedeutung des Tegernsees als Retentionsraum für den Hochwasserschutz im Mangfalltal.
Über Flüchtlinge
und Vertriebene
Antonia Kuhn (18) hat in den vergangenen Monaten viel zu tun gehabt. Neben der Abiturvorbereitung beschäftigte sich die Schülerin des Ignaz-Günther-Gymnasiums im Rahmen ihres W-Seminars im Fach Geschichte mit Flüchtlingen und Vertriebenen in Rosenheim nach dem Zweiten Weltkrieg. „Meine Urgroßmutter mütterlicherseits wurde mit meiner Oma, die damals noch ein Kleinkind war, aus Ostpreußen vertrieben, meine Urgroßeltern väterlicherseits aus dem Sudetenland“, sagt Kuhn.
Der familiäre Bezug sei für sie ein Antriebsfaktor gewesen. Ziel ihrer Seminararbeit sei es gewesen, die „spezifische Situation der Flüchtlinge im Rosenheim der Nachkriegsjahre“ zu beleuchten und der Fragen nachzugehen, ob es diesen Menschen tatsächlich gelang, dort eine neue Heimat zu finden. „Mich hat bewegt, dass die Flüchtlinge bei vielen Einheimischen damals nicht willkommen waren“, sagt Kuhn. Für ihre 20-seitige Arbeit hat sie jetzt den ersten Platz erhalten.
Mit einem ganz anderen Thema hat sich Maximilian Tutert beschäftigt. Der 18-Jährige ist ein ehemaliger Schüler des Bad Aiblinger Gymnasiums und hat sich in seiner Arbeit mit dem Thema „Bedeutung des Tegernsees als Retentionsraum für den Hochwasserschutz im Mangfalltal“ beschäftigt. „Im Rahmen des Klimawandels ist Deutschland vermehrt von Extremereignissen betroffen“, sagt Tutert. Aus diesem Grund habe er es sich zur Aufgabe gemacht, zu klären, wie die Schäden von zukünftigen Hochwasser-Extremereignissen im Mangfalltal möglichst gering gehalten werden können. Auch weil er selbst erlebt hat, wie beim Jahrhunderthochwasser 2013 große Teile der Ortschaft Willing bei Bad Aibling überflutet wurden. „In unseren Keller drang über Risse in der Wand sogar Wasser ein“, erinnert sich der 18-Jährige.
Seiner Meinung sei es deshalb umso wichtiger, dass der Tegernsee als Retentionsraum genutzt werde, da zu befürchten sei, dass die Hochwasserereignisse in den nächsten Jahrzehnten zunähmen. Um das Thema noch mehr in den Fokus zu rücken, habe er sich entschieden an dem Schülerwettbewerb teilzunehmen. „Es bleibt unsere Aufgabe, unsere Heimat zu wahren und zu schützen“, sagt Tutert. Mit seiner Arbeit belegte der 18-Jährige den zweiten Platz.
Entwicklung der
Marienwallfahrt
Der dritte Platz ging an Lucia Betz mit ihrem Projekt „Die Entwicklung und Bedeutung der Marienwallfahrt nach Tuntenhausen von ihren Anfängen bis heute“, und Sonja Rauschert mit „Maria Eck. Die Untersuchung der Motive und Anliegen der Wallfahrer im Raum Rosenheim und Umgebung früher und heute“. Beide Schülerinnen haben sich im Rahmen des W-Seminars „Wallfahrtswege“ am Karolinen-Gymnasium mit der Thematik beschäftigt. „Der Schwerpunkt lag darauf herauszufinden, ob sich die Motive und Anliegen der Wallfahrer über die Jahrhunderte verändert haben oder ob sie im Kern gleich geblieben sind“, sagt Rauschert. Um diese Frage zu beantworten, habe sie Interviews mit Gläubigen geführt, die etwas mit der Wallfahrt nach Maria Eck zu tun haben.
„Mit Heimat verbinde ich die Gegend, zu der ich mich verbunden fühle“, sagt sie. Während ihrer Recherchen habe sie festgestellt, dass es ihren Interviewpartnern ähnlich gehe und sie das Gefühl der Heimat insbesondere während einer Wallfahrt nach Maria Eck verspürten.
Auszeichnungen gab es außerdem für das Projekt „Geschichte in 50 Jahren – Die Corona-Pandemie in der Region Rosenheim“ und für das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium und sein Projekt „Radfahren in Rosenheim – eine historische Spurensuche“.
„Alle haben Heimat, alle können über Heimat reden, alle können Heimat denken, aber nur wenige können Heimat auch erforschen“, sagte Oberbürgermeister März. Die anwesenden Schüler haben hätten gezeigt, dass sie genau das können. Lob gab es auch von Christopher Kast, Leiter des Rosenheimer Stadtarchivs.
Die harte Arbeit von Antonia Kuhn, Maximilian Tutert, Sonja Rauschert und ihren Mitstreitern jedenfalls hat sich ausgezahlt.