Rosenheim – Die Stadt Rosenheim stellt ihre Bemühungen, Saatkrähenkolonien im Stadtgebiet zu vergrämen, ein. Das haben die Mitglieder des Umweltausschusses einstimmig entschieden.
Wie die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage schildert, hätten alle Bemühungen, die lärmenden Vögel sowohl mittels Schall als auch durch andere Methoden – darunter Nestentnahmen – zu verscheuchen, nicht gefruchtet.
Kein nennenswerter
Effekt feststellbar
Im Landschaftsschutzgebiet Mangfall sei der Versuch, die Vögel mit sogenannten „Birdgards“ mittels künstlicher Warnrufe zu vertreiben gescheitert. Die Reaktionen der Vögel seien unterschiedlich ausgefallen: Anfänglich seien die Tiere wie gewünscht geflüchtet, hätten die Warnrufe später jedoch schlichtweg ignoriert. „Spätestens vor Beginn der Brutzeit konnte an keinem der Standorte mehr ein nennenswerter Effekt auf die Saatkrähen festgestellt werden“, berichtet das zuständige Amt für Umwelt und Grünflächen.
Schlimmer noch: Am Kaiserbad-Parkplatz habe der Einsatz von „Birdgards“ zu einer starken Zersplitterung der Kolonien geführt. Die kleineren Zusammenschlüsse der Vögel hätten sich inzwischen im Norden Rosenheims niedergelassen.
Auch die Zahl der Brutpaare unter den Krähen sei wieder gestiegen. Habe man im vergangenen Jahr 465 gezählt, seien es heuer 610. Diese Steigerung sei jedoch zum Teil auch einer neuen Zählmethode geschuldet. Seit diesem Jahr zählen auch offensichtlich leere Nester als ein Brutpaar. Vorher blieben solche bei der Zählung außen vor.
Im Stadtgebiet seien inzwischen zwar kleinere Kolonien zu finden, dafür jedoch umso mehr. „Das führt wiederum dazu, dass die Anzahl betroffener Bürgerinnen und Bürger weiter anwächst“, schildert die Verwaltung.
2019 hatte der Umweltausschuss beschlossen, gegen die zunehmende Population von Saatkrähen im Stadtgebiet vorzugehen. Aber: „Insgesamt drohen die Vergrä- mungsmaßnahmen immer mehr den Charakter von Alibi-Maßnahmen ohne Nutzen zur Beruhigung einzelner Bürger anzunehmen“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage. Wobei die Vergrämung der Vögel „nicht unerhebliche finanzielle und personelle Mittel“ binde. Derweil war den Mitgliedern des Umweltausschusses die Frustration über die Hilflosigkeit der Stadt im Umgang mit den lautstarken Vögeln anzumerken.
SPD-Stadträtin Elisabeth Jordan berichtete, ihre Fraktion habe bereits darüber diskutiert, dauerhaft einen Wüstenbussart in Rosenheim einzusetzen, um die Krähen zu vertreiben. „Weil es die Menschen einfach belastet“, sagte Jordan zur Geräuschkulisse, welche die Tiere in ihrer Umgebung produzierten.
Eine solche Möglichkeit hatte das Rosenheimer Umwelt- und Grünflächenamt offenbar auch schon im Blick. Im vergangenen Jahr habe man sich mit einem Falkner hierüber ins Benehmen gesetzt. Doch der Einsatz der Greifvögel sei nur bei kleineren Kolonien im Stadtgebiet möglich, wie Amtschef Ralf Seeburger den Ausschussmitgliedern berichtete.
Auch mit dieser Methode verschiebe man das Problem lediglich von einem Ort zum anderen. Ebenso habe es Pläne zur Kastration der männlichen Exemplare gegeben, die jedoch nach Seeburgers Einschätzung ebenso wenig mit dem Artenschutz vereinbar seien wie ein Abschuss der Vögel. Dieser Vorschlag war während der März-Sitzung des Ausschusses zur Sprache gekommen.
Knallschreckgeräte
als Alternative
Der CSU-Stadtrat Florian Ludwig brachte die Installation sogenannter „Knallschreckgeräte“ in die Diskussion ein. Ludwig bezeichnete diese Methode der Vertreibung als „letzten Strohhalm“ für die Stadt Rosenheim. Doch auch diesem Vorschlag hielt Ralf Seeburger entgegen, dass es bereits bei den „Birdgards“ zu Beschwerden der Anwohner gekommen sei. Zumindest, wenn die Geräte falsch programmiert wurden. Ob man mit solchen Knallapparaten auf mehr Verständnis bei Anwohnern hoffen dürfe, stellte er in Zweifel. Zudem sei diese Methode vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen im Einsatz. Ludwigs Fraktionskollegin Maria Bichl brachte den wohl letzten Strohhalm für die lärmgeplagten Gemeinden ein: eine Änderung des Artenschutzrechtes, um die Population der Vögel wieder auf ein vertretbares Niveau zu reduzieren. Hierfür sollten sich die betroffenen Kommunen zusammenschließen, um in dieser Sache auf den Gesetzgeber einzuwirken.