Große Trauer um das „i-Tüpferl“ des Chorkreises St. Quirinus

von Redaktion

Gretl Hamberger stirbt im Alter von 94 Jahren – Musikleben der Stadt entscheidend mitgeprägt

Rosenheim – Der Chorkreis St. Quirinus Rosenheim-Fürstätt ist zwar offiziell von Rolf Hamberger gegründet worden, die musikalische Seele des Chors aber war seine Ehefrau Gretl. Sie ist nun im Alter von 94 Jahren gestorben. In einer launigen Rede zu einem Chor-Jubiläum ist sie einst wegen ihrer glockenhellen Sopranstimme als „Tüpferl auf dem i“ im Wort „Chorkreis“ bezeichnet worden. Nun ist das i-Tüpferl tot.

Hamberger stammte aus Konstanz. Ihr Vater, der badische Zentrums-Landtagsabgeordnete Anton Ziegelmaier, wurde von den Nationalsozialisten kaltgestellt, die Familie in die Nazi-Hochburg Bayreuth abgeschoben. Dort gründete die begeisterte Chorsängerin einen katholischen Jugendchor, dessen bester Tenor Rolf Hamberger war. Sie heirateten und kamen 1957 nach Rosenheim, wo Rolf Hamberger der erste Bewährungshelfer wurde.

Im 1960 gegründeten Chorkreis St. Quirinus Rosenheim-Fürstätt war Gretl Chorsängerin und begnadete Sopransolistin mit jugendlich-knabenhaftem, ja „obo- enhaftem“ (Fritz Kernich) Timbre, die in den zahlreichen Konzerten und Schallplattenaufnahmen alle Sopransoli sang. 1994 erhielt dieser Chor den Kulturpreis der Stadt. Auch im Ackermann-Chor von Fritz Kernich war sie die Sopran-Stütze: Gretl Hamberger hat das Musikleben Rosenheims entscheidend mitgeprägt.

Am „Lug ins Land“ in Fürstätt baute sich das Ehepaar Hamberger ein Haus, von dem aus Gretl Hamberger lange noch in die Fürstätter Rosenkranzkirche radelte, um dort die Orgel zu spielen. Rolf Hamberger ist 2013 gestorben, später siedelte sie altersbedingt in das Rotkreuz-Seniorenwohnheim in der Küpferlingstraße um, wo sie auch von den Kindern liebevoll umsorgt wurde. Nur allzu gerne besuchte sie das allmonatliche Treffen der noch lebenden Ackermann-Chor-Mitglieder, der Quirinus-Senioren und der Fürstätter „Klageweiber“ – und immer wollte sie dabei noch singen. Singen war ihr Leben bis zum Schluss.

Der Ehe entstammten vier Kinder sowie fünf Enkel und drei Urenkel. Alle vier Kinder sangen ebenso begeistert im Chorkreis St. Quirinus mit, Ursula Preißler gestaltet regelmäßig die Sopransoli im Kirchenchor von St. Nikolaus und im Rosenheimer Kammerchor, Luitgard und Thomas Hamberger machten das Singen zu ihrem Beruf. Beide sangen beziehungsweise singen noch im Chor des Bayerischen Rundfunks und sind begehrte Solisten im Raum Rosenheim. Thomas Hamberger erhielt den Kulturförderpreis der Stadt Rosenheim, genauso wie auch Gretl Hambergers Enkel, der Saxofonist Valentin Preißler. So stand und steht die Familie Hamberger immer noch ganz im Zeichen der Musik: Gretl Hamberger ist tot, die Musik lebt weiter. Rainer W. Janka

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