Die Märchenwelt des Stephan Lippert

von Redaktion

Der 29-jährige Künstler zeigt seine Modeausstellung in der Städtischen Galerie

Rosenheim – In der Städtischen Galerie findet im Rahmen der Veranstaltung „Sommer in Rosenheim“ die Modeausstellung „Es war einmal“ von Stephan Lippert statt. Eine Geschichte über Haute Couture, Märchen und einen Mann, für den die Kunst alles ist.

Ohne das kleine schwarze Buch ist Stephan Lippert (29) in den vergangenen Tagen nur selten irgendwohin gegangen. In ihm finden sich seine Ideen und Skizzen. Es gibt eingeklebte Märchen, eine Übersicht über die Bedeutungen verschiedener Farben und Fotos von seinen ersten Entwürfen. „Ich wollte schon immer selber gestalten und Mode machen“, sagt der 29-Jährige. Weil er jemand ist, der nach seinen Träumen greift, hat er sich nach seinem Abitur an der Kunsthochschule „Mozarteum“ in Salzburg beworben und wurde angenommen. Er belegt Fächer wie „Bildnerische Erziehung“ und „Textiles Gestalten“, lernt über die Jahre, sich mit Textilen und Mode auszudrücken.

Federn, Blüten und ganz viel Strass

Mittlerweile befindet sich der Raublinger in seinem letzten Master-Semester. Sein finales Projekt will er jetzt in der Städtischen Galerie präsentieren. Dabei sollen die Zuschauer in eine Fantasiewelt eintauchen, in der sich alles um Farben und Märchen dreht. Während er erzählt, blättert er durch sein schwarzes Buch und zeigt immer wieder auf einzelne Entwürfe. Zu sehen sind klassische Street-Style-Outfits, aber auch handwerklich anspruchsvolle Haute- Couture-Kreationen mit Federn, Blüten und viel Strass. Einige sind geschlechtsneutral, andere „extrem weiblich“. Alle Kleidungsstücke seien durch die Symbolwelten der Farben inspiriert, welche in den Grimm‘schen Hausmärchen zu finden sind. Lippert zeigt auf die eingeklebten Seiten in seinem schwarzen Buch. Da ist die Geschichte von Schneeweißchen und Rosenrot, von Schneewittchen und Rotkäppchen. In allen hat der 29-Jährige die Farben, um die es im Märchen geht, unterstrichen. „Farben dienen als tiefsitzende Symbolträger verschiedenster Gefühle, sie bedienen die Vorstellungskraft und gewähren mannigfaltige Bedeutungen“, sagt er. Aus diesen Möglichkeiten seien zahlreiche Kreationen entstanden. „Insgesamt habe ich 41 verschiedene Outfits entworfen“, sagt Lippert. Auch hierzu gibt es Seiten in seinem Buch, die den jeweiligen Entstehungsprozess zeigen. Da ist zum Beispiel das Kleid aus der Geschichte „Sterntaler“, für das der 29-Jährige insgesamt 230 Stunden gebraucht hat. Oder das Outfit von Rotkäppchen, das Stephan Lippert mit Blüten und Federn verziert hat. Alles in mühevoller Handarbeit. „Ich habe zum Teil Tage in der Universität verbracht, um an meinen Kreationen zu arbeiten“, sagt Lippert. Gestört habe das den 29-Jährigen nicht. Im Gegenteil. Er mag die Arbeit, das Rund-um-die-Uhr-beschäftigt-sein.

Die Ergebnisse können Interessierte bis Sonntag in der Städtischen Galerie bewundern. „Am Montag sind wir mehrmals über die Grenze gefahren, um alle Kleidungsstücke zu holen“, sagt Lippert. Die Tage danach habe er zum Großteil für den Aufbau genutzt. Er hat die Modepuppen aufgestellt, ihnen die Kleider angezogen und geschaut, dass jede Falte so sitzt, wie sie sitzen soll. Und auch die Gestaltung der Räume ist bis ins kleinste Detail durchdacht. „Jeder Raum hat eine Farbe bekommen“, sagt Lippert. Vom weißen Raum mit den weißen Kleidern geht es weiter in den roten und schwarzen Raum. Dazu gibt es Musik von der südkoreanischen Komponistin Mikyoung Lee. „Als Komponistin wollte ich die symbolhafte Farbgestaltung in der entsprechenden Vertonung wiedergeben und vertiefen“, sagt sie. Statt der klassischen Eröffnungsrede hat Stephan Lippert ein Märchen vorbereitet, das man sich über das Wochenende immer und immer wieder anhören kann.

Es ist ein Konzept, das auch die Leiterin der Städtischen Galerie, Monika Hauser-Mair, überzeugt hat: „Unser Haus ist ein Platz für Kreative und Kunstinteressierte. Ich will Begegnung und Austausch. Mit der textilen Schau bieten wir eine sinnliche und inspirierende Atmosphäre in unserem Haus.“

Traumberuf: Kunstlehrer

Für den 29-Jährigen ist es zwar nicht die erste Ausstellung, dafür aber die mit Abstand größte und umfangreichste. „Druck, Nervosität und Vorfreude sind dadurch noch einmal um ein Vielfaches höher“, sagt Lippert. Er blättert weiter durch sein Buch, erinnert sich an die Anfänge seines Projekts und den weiten Weg, den er seitdem zurückgelegt hat. Und auch für die Zukunft gibt es schon zahlreiche Pläne. Er will Kunstlehrer werden, träumt davon, noch mehr eigene Kleider zu entwerfen. Einen ersten Vorgeschmack gibt es bereits an diesem Wochenende.

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie ist Samstag und Sonntag jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Die Vernissage findet am heutigen Freitag um 18 Uhr statt.

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