Rosenheim – Wer sind die Menschen, in den Häusern und Geschäften die rund um den Salzstadel leben und arbeiten? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine neue Ausstellung in und vor der Rosenheimer Stadtbibliothek. Die Bibliotheksmitarbeiterinnen Elisabeth Gröger und Birgit Graf haben sich im vergangenen Winter daran gemacht, die Menschen hinter den Salzstadel-Fassaden kennenzulernen. Ihre Ergebnisse sind seit heute bis einschließlich 1. November in und rund um die Bibliothek zu sehen.
Begegnung und
Austausch stärken
Ihr Vorhaben fußt auf dem Programm „hochdrei – Stadtbibliotheken verändern“ gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Dieses soll die Bibliotheken als dritten Ort neben Arbeit und Wohnen hervorheben. Zwei Jahre lang will auch die Stadtbibliothek Rosenheim Bürger in das Geschehen ihres Hauses einbeziehen, den Raum für Begegnung und interkulturellen Austausch stärken und dabei den Salzstadel beleben.
In diesem Zusammenhang hatten Gröger und Graf die Idee, auf die Vielfalt der Bewohner und Unternehmen rund um auf den Salzstadel aufmerksam zu machen. Beide trafen sich persönlich mit den Bewohnern und Unternehmern. Themen waren die Erfahrung mit der Umgebung Salzstadel und was sie sich für den Platz wünschen. „Ich fand besonders schön, diese Vielfalt zu erleben, wie jeder eine andere Perspektive mit eigenem Fokus auf den Salzstadel hatte“, berichtet Birgit Graf, welche die Texte zu den ausgestellten Bildern verfasst hat. Übereinstimmend hätten sich die Befragten mehr Grün für den Salzstadel gewünscht. Dieser Wunsch ist mit den Hochbeeten, die ebenfalls mit dem Projekt „hochdrei“ ihren Weg an den Salzstadel fanden, inzwischen in Erfüllung gegangen.
Die Fotografien hat Elisabeth Gröger geschossen – allesamt in Schwarzweiß. „Weil das mehr hermacht“, sagt sie. Jetzt, wo draußen alles bunt und bepflanzt sei, fielen Fotos ohne Farbe mehr ins Auge. Beim gemütlichen Schlendern über den Platz kann man die neun Motive und ihre Geschichten kennenlernen. Darunter die Fahrschule Chiemgau mit den Lehrern Antonio Basa und Bernhard Schmidl, die ihre Räume seit neun Jahren am Salzstadel haben. Beide schätzen unter anderem die Kulturveranstaltungen auf dem Platz, darunter die Kinowoche. Eine Ladesäule für E-Fahrzeuge wäre ein Wunsch, den sie noch an die Stadt für den Salzstadel hätten. „Davon gibt es in Rosenheim viel zu wenige“, findet Fahrlehrer Basa. Denn das erste Elektroauto für die Fahrschule hätten sie gerade bestellt.
Im Dachgeschoss des Hauses mit der Nummer 14 wohnt Christian Huber, Jahrgang 82. Der Salzstadel ist dem Rosenheimer vor allem noch als Spielplatz in Erinnerung. Seine Familie lebt schon seit Generationen in diesem Haus ohne Garten. Der fehlt ihm jedoch überhaupt nicht: „Schließlich liegen die Berge vor der Haustür“. Huber wünscht sich noch ein wenig mehr Leben am Salzstadel, vor allem aber würde er sich darüber freuen, würde der Bauernmarkt aus der Nikolaistraße auf den Salzstadel umziehen.
Skater sorgen
für Leben
An ihrer Bachelorarbeit schreibt gerade Alexandra Limberger. Sie wohnt in einer Wohngemeinschaft am Salzstadel. „Ein cooler Platz“, wie sie findet. Dort habe man Gelegenheit, abseits von den Verlockungen des Konsums zu verweilen und sei dennoch mitten in der Stadt, findet die Studentin im Studiengang „Holzbau- und -ausbau“. Und sie mag die Skater, die Leben auf die Fläche brächten. Das sind nur drei Beispiele für Menschen, die am Salzstadel leben und arbeiten. Insgesamt neun Porträts mit Text und Foto zeigt die Ausstellung, die im Treppenhaus der Stadtbibliothek weitergeht. Dort kommen Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Fördervereinsmitglieder der Stadtbibliothek mit ihren Meinungen, Ideen und Anregungen zum Salzstadel zu Wort.