„Für ihn hatte es etwas Magisches“

von Redaktion

Interview Der Künstler Cleff III. über seine Begegnung mit Siegfried Fischbacher

Rosenheim – Morgen eröffnet im Rosenheimer Ballsaal die Ausstellung „Siegfried und Roy – Meister der Illusion“ des Historischen Vereins Rosenheim. Unter den Exponaten sind auch Fotografien des Bamberger Künstlers Cleff III. Mit ihm sprachen die OVB-Heimatzeitungen über seine Begegnung mit den Magiern, den Umgang mit bekannten Persönlichkeiten und darüber, was Kunst kosten darf.

Ihr Siegfried-Porträt ist eigentlich eine Darstellung des Nibelungen-Helden Siegfried, nicht die des Magiers. Wie kamen sie ob dieser Umstände mit Siegfried Fischbacher zusammen?

Ich hatte eine große Ausstellung zu den Richard-Wagner-Festspielen auf dem Grünen Hügel in Bayreuth. Da in meinem Repertoire Wagner kein Thema war, malte ich einen Siegfried. Monate später folgte eine Präsentation beim Weltkonzern BASF. Dieser druckte einen Ausstellungskatalog mit dem Siegfried-Bild, der seinen Weg nach Las Vegas zu Siegfried und Roy fand. Ich bekam einen Brief von der Produktionsfirma. Siegfried in Öl gefalle ihnen sehr gut. Sie fragten, ob das Bild noch verfügbar ist und was es kostet. Das Team wollte es Siegfried zum Geburtstag schenken. Das war mir eine große Freude.

Sie übergaben das Bild selbst, statt es nach Las Vegas zu schicken. Warum?

Wenn sie schon Interesse haben, wollte ich das Gemälde auch persönlich übergeben. Schließlich war das eine einmalige Chance. Ich wollte rüber, Fotos machen und Siegfried persönlich kennenlernen.

Sprich: Die Bedingung war: Wenn ich das Bild schon verkaufe, will ich es auch persönlich übergeben.

Richtig. Das Praktische war, dass man auf diese Weise Schwierigkeiten mit dem Zoll vermeiden konnte. Da ich die Farbe nicht zu dick auf die Leinwand aufgetragen hatte, konnte ich das Bild vom Keilrahmen lösen, rollte es und trug es in einer Papprolle im Flieger bei mir. Im Hotel konnte ich das Bild wieder wunderbar auf dem Keilrahmen aufspannen.

Wie gestaltete sich die Übergabe und das Kennenlernen?

Zunächst nahm der Manager das Bild entgegen. Ich wurde abgeholt und hatte einen schönen Platz vorne in der Vorstellung. Ich war natürlich fasziniert und wusste gar nicht, wo ich hinschauen sollte, so viel ist auf der großen Bühne passiert. Beim Blick auf Siegfried dachte ich mir: Welche Parallele zu meinem Bild! Danach war ich auch ein wenig sentimental, denn ich betrachte mich noch immer als der „kleine Michael“. Da stehen diese Showgiganten und finden noch ein Bild von mir toll. Das hat mir geschmeichelt. Nach dem Ende der Show empfing mich der Manager, und ich wurde durch verschiedene Gänge zu Siegfried und Roy gebracht.

Und das erste Aufeinandertreffen?

Erst mal ist man ja irritiert, vorsichtig und unsicher. Es war aber ein sehr nettes und herzliches, natürliches Gespräch.

Worüber haben Sie mit Siegfried und Roy gesprochen?

Viel über das Bild, aber auch, woher ich komme. Sie haben mich zu meinem Beruf befragt, wie lange ich male und in Las Vegas bleibe. Ich konnte meine Begeisterung kundtun, welch fantastische Show ich sehen durfte. Dann hat man sich wieder verabschiedet. Später bekam ich noch einen Anruf des Managers, dass mich Siegfried gerne erneut sehen will. Hier hatte ich mit ihm noch mal eine Stunde ein angenehmes Gespräch.

Wie geht es einem emotional, wenn man solchen Weltstars leibhaftig begegnet? Wir groß war die Ehrfurcht?

Ich hatte insofern ein bisschen Übung, weil ich vorher schon in Deutschland mit anderen Persönlichkeiten zusammengekommen bin. Ich habe von mir selbst gelernt, einfach ich zu sein. Dann hat man auch die Chance, auf Augenhöhe zu sprechen.

Sie erwähnten ein separates Gespräch mit Siegfried. Darf man erfahren, worüber Sie sprachen?

Ich fragte, warum er mein Bild so faszinierend findet. Es ist ja schließlich kein Porträt von ihm. Er sagte mir, er habe das Bild gesehen, und es habe für ihn ein etwas unglaublich Magisches gehabt.

Was genau?

Es ist ein besonderes Bild mit fließenden Linien. Und eine Linie verläuft genau durch das Auge Siegfrieds. Wenn man das auf den ersten Blick sieht, denkt man vielleicht: Um Gottes willen, das entstellt. Aber es entstellt eben nicht.

Ihre Porträts entstehen nicht mit den Porträtierten selbst, Sie fertigen ihre Bilder von Fotografien an. Warum?

Zeit ist heutzutage kostbar. Seit es die Fotografie gibt, haben Künstler diese Möglichkeit genutzt. Wobei diese Technik Anfang des 19. Jahrhunderts noch verschwiegen wurde. Es herrschte das Verständnis: Wenn das von einem Foto gemalt ist, ist das keine Kunst. Das hat sich heute radikal geändert.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Menschen aus, die Sie porträtieren?

Das fängt mit der Frage an: Wie gut ist eine Aufnahme? Ist eine Person interessant? Lässt sich das malerisch gut umsetzen? Beim Malen will ich auch meine persönliche Freude und Genuss haben. Wenn ich merke, dass ich mich quäle, sage ich Nein.

Gab es jenseits des Heldenporträts von Siegfried ein Porträt beider Künstler?

Natürlich habe ich nach Jahren auch von Roy ein Bild gemalt. Ein Foto davon habe ich nach Las Vegas geschickt. Erneut kam ein Brief, beiden gefalle das Werk sehr gut. Aber es hat den Managern wohl nicht gefallen, dass der Preis höher wurde. Dadurch ist das mit dem Ankauf von Roys Bild nicht zustande gekommen.

Wie schwierig ist es überhaupt für einen Künstler, für seine Werke Geld zu verlangen?

Der Grundsatz lautet: Man darf den Interessenten niemals für dumm halten. Wenn ein Vermögender bei mir ein Bild kauft, zahlt er den gleichen Preis wie jeder andere auch. Es gibt nichts Schlimmeres, als eine Persönlichkeit auszunutzen.

Welche Werke sind während der Siegfried-und-Roy-Ausstellung im Rosenheimer Ballhaus ausgestellt?

Es gibt ein Poster zu sehen, wie ich Siegfried und Roy ein Bild übergebe. Ebenso gibt es ein Foto, das mir Siegfried geschickt hatte. Es zeigt, wie das Siegfried-Bild in seinem Haus hängt. Als ich vor zwei Jahren im Oktober aus Salzburg zurückkehrte, machte ich einen Halt bei Rosenheim fotografierte das Ortsschild der Stadt mit Kirche im Hintergrund. Das Bild habe ich Siegfried geschickt– mit der Widmung: ein Gruß aus Rosenheim.

Hat er darauf reagiert?

Damals war er schon krank. Deswegen habe ich mich nicht gewundert, dass ich keine Reaktion erhalten habe. Dennoch habe ich mir zu seinem 80. Geburtstag noch etwas einfallen lassen: Eine Geburtstagskarte mit seinem Porträt. 300 hiervon habe ich drucken lassen und Siegfried nach Las Vegas geschickt. Damals kam von ihm ein großes „Wow!“ zurück. Fantastisch! Interview: Jens Kirschner

Vorne Glatze – hinten Zopf: der Künstler Michael Cleff

Mit bürgerlichem Namen heißt er Michael Cleff, genannt werden will er Cleff III. 1947 als Enkel des Kunstprofessors Erich Cleff dem Älteren zur Welt gekommen und in Bamberg aufgewachsen , machte er auf Wunsch seines Vaters, Erich Cleff dem Jüngeren, zunächst eine Lehre zum Dekorateur und absolvierte anschließend seinen Wehrdienst. Bei seinem Vater lernte er schließlich das Kunsthandwerk, wofür er 1974 aus München nach Bamberg zurückkehrte. Dort arbeitet er seit 1980 als freischaffender Künstler. Bekannt geworden ist er vor allem mit seinen Porträts prominenter Persönlichkeiten. Darunter sind der frühere Bundespräsident und Richter am Bundesverfassungsgericht, Roman Herzog, der einstige Außenminister Hans-Dietrich Genscher und der Schauspieler Sir Peter Ustinov. Ihm war er schon zuvor begegnet: In Max Ophüls Film „Lola Montez“ mit Ustinov aus dem Jahr 1955 spielte der junge Cleff III. als Komparse mit. Zu Ruhm brachte er es mit dieser Rolle jedoch nicht. Die Szene war in der Endfassung des Films herausgeschnitten worden. jek

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