Rosenheim – Wenige Tage vor der Bundestagswahl hatten jetzt auch die Jugendlichen bei der fiktiven U18-Wahl des Stadtjugendrings die Chance ihr Kreuz in der Wahlkabine zu setzen. Insgesamt haben 198 junge Menschen in der Stadt an der Aktion teilgenommen. Ein Großteil von ihnen stimmte für die Grünen.
Die politische
Meinung mitteilen
Julian Ühlein (15) war einer der ersten, der am Freitag seine Stimme abgegeben hat. Im Erdgeschoss der Stadtbibliothek lässt er sich von FSJ-lerin Luna Mohr Stift und Stimmzettel geben, dann verschwindet er in der Wahlkabine. Wenige Sekunden später kommt er wieder raus und wirft seinen Stimmzettel in die Wahlurne, die – passend zur Örtlichkeit – aus Büchern besteht. „Für mich war es relativ schnell klar, wen ich wähle“, sagt der 15-Jährige, während ihm Luna Mohr einen Stempel auf den Handrücken drückt, der das Symbol der U18-Wahl zeigt. Er habe sich vorab in den Medien über die jeweiligen Wahlprogramme informiert, freue sich über die Möglichkeit, trotz seines Alters, seine politische Meinung mitzuteilen.
Es ist eine Aussage, die auch Luna Mohr (16) unterstreicht. Sie absolviert im Moment ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Stadtbibliothek und kümmert sich um die Organisation der Wahl vor Ort. Von 13 bis 18 Uhr klärt sie Gleichaltrige auf und gibt ihnen die notwendigen Wahlunterlagen. „Ich interessiere mich sehr für Politik“, sagt sie. Und das schon, seit sie 14 ist. „Es ist wichtig, dass wir als Jugendliche unsere Meinung vertreten. Eben auch, weil es um unsere Zukunft geht.“ Aus diesem Grund würde sie sich auch wünschen, dass es ein Wahlrecht ab 16 gibt. „Ich freue mich sehr darauf, wenn ich endlich alt genug bin, um selbst wählen zu gehen“, sagt sie. Bis es soweit ist, setzt sie ihr Kreuz aber immerhin schon mal bei der fiktiven U18-Wahl, die der Rosenheimer Stadtjugendring bereits seit 2009 organisiert. An insgesamt acht Wahllokalen in der Stadt haben die jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Neben der Stadtbibliothek hat der Stadtjugendring auch ein Wahllokal auf dem Max-Josefs-Platz aufgestellt, das von Markus Bundil und Happi Wörndl betreut wird. Sie klären auf, verteilen Stempel und motivieren die vorbeilaufenden Jugendlichen ihr Kreuz zu setzen.
„Die U18-Wahl soll den Jugendlichen zeigen, wie wichtig die Demokratie ist“, sagt Bundil und fügt hinzu: „Für die Erwachsenen dient die Wahl zudem als Gradmesser, welche Partei die Jugendlichen wählen würden. Sie sind schließlich die Wähler und Wählerinnen von morgen.“
Grüne haben die
Nase deutlich vorn
Eine davon ist Elena Ostermann (16). Sie unterstützt Bundil und Wörndl am Stand und freut sich darüber, dass es eine solche Aktion gibt. „Ich finde es gut, dass man sich schon jetzt Gedanken darüber machen kann, wen man wählen würde“, sagt sie. Zwar gebe es im Moment noch keine Partei, die sie zu 100 Prozent überzeugt, ihre Stimme hat sie trotzdem bei der U18-Wahl abgegeben. „Ich habe mir die jeweiligen Programme ganz genau angeschaut und mit meinen Eltern gesprochen“, sagt sie. Geht es nach ihr, soll es auch in Zukunft beim Wahlrecht ab 18 Jahren bleiben. „Ich glaube, dass man davor noch zu unwissend ist.“
Und doch zeigt die Tatsache, dass 198 Jugendliche das Angebot angenommen haben, dass die Politik auch im Leben der jüngeren Menschen eine Rolle spielt und sie wählen gehen würden, wenn sie denn die Möglichkeit hätten. Insgesamt haben 37,7 Prozent der Jugendlichen, die gewählt haben, für die Grünen gestimmt, 14,6 Prozent für die CSU und 12,6 Prozent für die SPD. 8,5 Prozent setzten ihr Kreuz bei der FDP, 6,5 Prozent bei „Die Basis“, 6,0 Prozent bei den Linken und vier Prozent bei „Die Partei“. Freie Wähler und ÖDP erhielten drei Prozent der Stimmen, die AfD 1,5 Prozent.
Die Videos zur U18-Wahl finden Sie auf dem Instagram-Kanal der OVB-Heimatzeitungen.