Rosenheim – In Rosenheim besitzen deutlich weniger Frauen ein eigenes Auto als Männer. Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) sind nur 34 Prozent der Pkws in der Stadt auf Frauen zugelassen. 51 Prozent hingegen gehören Männern, der Rest ist auf Firmen zugelassen. Die Besitzverteilung der Pkws in ganz Deutschland ist ähnlich. Da aber 43 Prozent der Führerscheine des Landes auf Frauen ausgestellt sind, stellt sich die Frage nach den Gründen für die männerdominierte Besitzverteilung. Uschi Bernegger, Geschäftsführerin des Autohaus Bernegger in Rosenheim, sieht eine ähnlich ungleiche Verteilung bei ihren Verkaufszahlen. „Das Besitzen eines Fahrzeuges ist noch immer eine Männerdomäne“, sagt sie. Einen Grund für dieses Ungleichgewicht bei den Zulassungen sieht sie darin, dass zwar viele Frauen ein Auto fahren, dieses aber nicht auf sie selbst zugelassen ist. „Viele Pkws sind als Zweitwagen auf Männer angemeldet, werden aber von deren Partnerinnen gefahren“, weiß die Geschäftsführerin von ihren Kunden. Bei jungen Frauen sei das ähnlich. „Hier im ländlichen Bereich fahren schon die meisten Mädels ein Auto“, meint sie. Dieses Auto sei meist auf den Vater zugelassen, tauchte also in der Statistik bei den Männern auf.
Der Trend geht für Frauen aber zum eigenen, auf sie selbst zugelassenen Wagen. Der Anteil der Pkws mit Halterin steigt von Jahr zu Jahr. Das zeigt die jährliche Besitzverteilungsanalyse des KBA. So befinden sich in Rosenheim bereits 2,2 Prozent mehr Autos in weiblichem Besitz als 2011. Herbert Zängerl, Geschäftsführer des Audi-Zentrums Rosenheim, bemerkt diese Entwicklung auch beim Verkauf: „Die Frauen als Kundengruppe sind in den vergangenen Jahren deutlich wichtiger geworden“, meint er. Auch große Firmen wie sein Zulieferer Audi reagierten bereits auf diesen Trend. Das merke er zum Beispiel an den Werbespots: „Die Motive haben sich geändert. Es sind immer öfter Frauen zu sehen, die auch selbst am Steuer sitzen.“ Er habe sich kürzlich bewusst für einen Werbespot entschieden, der eine erfolgreiche Athletin zeigte, erzählt Zängerl. Und damit gegen den Spot mit einem männlichen Schauspieler. „Ich denke, dass wir so mehr Frauen ansprechen können“, begründet der Geschäftsführer seine Wahl.
Auch Uschi Bernegger beobachtet einen wachsenden weiblichen Anteil bei ihrer Kundschaft. „Es gibt immer mehr berufstätige Frauen, die Arbeit und Familie gleichzeitig händeln“, lautet ihre Begründung hierfür. Um mobil zu sein, holten diese Frauen sich von ihrem Einkommen einen eigenen Wagen. Dass Werbung und Image Wirkung zeigen, beweisen Marken wie Citroën und Fiat. Dort ist die Bilanz im Verkauf bereits ausgeglichen. „Wir haben genauso viele weibliche Kunden wie männliche“, bestätigt der Geschäftsführer des Autohauses Strasser in Rosenheim, Toni Strasser. Er führt Modelle von Fiat und Citroën. „Unsere Marken sprechen Damen einfach genauso an“, begründet er. Zängerl und Bernegger vermuten, dass sich auch in ihren Autohäusern die Verteilung weiter angleichen wird. Zängerl ist sicher: „Frauen als Kundengruppe werden immer wichtiger.“ Giulia Schulz