Höhere Nachfrage nach Weiterbildung

von Redaktion

Wer eine Umschulung machen oder sich zur Fachkraft qualifizieren möchte, findet Unterstützung bei der Agentur für Arbeit Rosenheim. Die Pandemie hat auch hier Spuren hinterlassen. Doch es gibt gute Nachrichten.

Rosenheim – Dass Corona und seine Auswirkungen viele Menschen verunsichert haben, weiß Michael Schankweiler bestens. Der Chef der Rosenheimer Arbeitsagentur bemerkte besonders in der Anfangsphase der Pandemie, dass die Nachfrage nach Weiterbildungs- und Qualifizierungsangeboten sank.

Zahl der
Arbeitslosen steigt

Auch der Zugang zu diesen sei erschwert gewesen. Kurse bei Bildungsträgern in Präsenzform und Qualifizierungen am Arbeitsplatz seien aufgrund des Lockdowns oft nicht mehr möglich gewesen. Gleichzeitig sei die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen gestiegen. Waren es im März noch 4950 Menschen in Stadt und Landkreis Rosenheim, erhöhte sich diese Zahl auf 6800 im Juni.

Doch seit der Jahresmitte geht es wieder bergauf. „Wir bemerken – während die Arbeitslosigkeit von Monat zu Monat abnimmt – einen Anstieg an Qualifizierungsbedarf und der Nachfrage nach Fachkräften“, berichtet Schankweiler. Im medizinischen Bereich, wie bei der Krankenpflege, liege die Nachfrage mittlerweile über dem Niveau der Zeiten vor der Pandemie.

Die Rosenheimer Agentur für Arbeit und ihre Jobcenter in der Region haben innerhalb eines Jahres (von Juli 2020 bis Juni 2021) rund 710 Menschen mit Qualifizierungsangeboten unterstützt. Ein Großteil der Teilnehmer wollte die Kenntnisse in seinem Beruf vertiefen oder sie den aktuellen Verhältnissen anpassen. Beinahe 140 Menschen haben derweil an einem Programm teilgenommen, um einen Berufsabschluss zu erhalten. Die meisten davon fallen laut Schankweiler auf den Gesundheitsbereich und damit auf Berufe wie Krankenpfleger oder medizinische Fachangestellte. Einige hätten sich auch zum Maschinen- oder Anlagenführer qualifiziert.

Ein Beispiel für eine gelungene Umschulung ist die Geschichte von Andrada A. (30). Ihren vollen Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. Die junge Mutter stammt ursprünglich aus Rumänien und hat dort Konservierung sowie Restaurierung studiert. Anfang 2015 kam sie nach Deutschland und suchte sich dort eine Stelle als Raumpflegerin. Mitarbeiter der Agentur für Arbeit halfen ihr dabei, berufsbegleitend Deutschkurse zu besuchen. Als sie sicher genug in der Sprache fühlte, bewarb sie sich als Restaurateurin. „Ich habe mich rund 20-mal beworben und bekam leider nur Absagen“, sagt sie.

Deshalb sah sie sich mit ihrem Berater Stephan Dieterich nach Alternativen um. Andrada A. entschied sich für den Beruf der Kinderpflegerin. Im Studium hatte sie Pädagogikkurse belegt. Sie mag es, mit Kindern zu arbeiten. „Es ist toll und macht sehr viel Spaß.“

Die 30-Jährige ließ sich zur Kinderpflegerin ausbilden und machte ein Praktikum in einer Kindertagesstätte. Dort arbeitet sie auch heute noch in der Krippe. „Es war genau die richtige Entscheidung. Ich kann mir gut vorstellen, mich zur Erzieherin weiterzubilden“, sagt sie.

Betreuer Stephan Dieterich betont, dass er Andrada A. als sehr motiviert und zielstrebig erlebt habe. Sie habe vor allem schnell Deutsch gelernt. „Menschen wie sie sind ein Vorbild für andere“, fügt Michael Schankweiler hinzu.

Organisation
von Praktika

Die Berater der Agentur führten mit Programmteilnehmern wie Andrada A. viele Gespräche, um deren Bedürfnisse zu ermitteln, erklärt stellvertretender Agenturleiter Michael Vontra. Für Menschen, die der Agentur als arbeitslos gemeldet sind, suchen die Mitarbeiter Stellen, nehmen Kontakt zu Unternehmen auf und organisieren Praktika und Umschulungen. Rund 90 von 100 Menschen schlössen die „anpassungs- oder abschlussorientierten“ Programme erfolgreich ab, heißt es vonseiten der Agentur.

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