Rosenheim – Wahlsieger gemessen am Stimmenzuwachs, sind in der Stadt Rosenheim die Grünen. Deren Kandidatin Viktoria Broßart konnte knapp sieben Prozentpunkte mehr an Stimmen auf sich vereinen, als vor vier Jahren Korbinian Gall. „Die Basis“ mit ihrem Direktkandidaten Nino Kornhass konnte vom Stand weg in Rosenheim 3,7 Prozent der Erststimmen einfahren.
AfD stimmenmäßigfast halbiert
Hingegen mussten sowohl die Christsozialen wie auch die Sozialdemokraten beim Stimmenergebnis Federn lassen, allen voran die CSU. Konnte deren Direktkandidatin Daniela Ludwig 2017 noch mit einem Ergebnis von 40,8 Prozent in den Bundestag einziehen, musste sie zur Wahl heuer einen Verlust von neun Prozentpunkten verschmerzen. Doch auch Pankraz Schaberl als SPD-Kandidat konnte nicht so viele Erststimmen einfahren wie der Direktkandidat der Sozialdemokraten im Jahr 2017, Abuzar Erdogan. Der heutige Fraktionschef der SPD im Rosenheimer Stadtrat konnte damals 17 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Auch die AfD, die ihrem Fraktionschef im Rosenheimer Stadtrat, Andreas Kohlberger, antrat, musste Voten einbüßen. Mit 8,5 Prozent der Erststimmen hat sich die Partei gegenüber 2017 (14 Prozent) beim Ergebnis beinahe halbiert. Moderat fielen die Verluste bei der Linken aus, die gegenüber 2017 1,8 Prozentpunkte an Erstwählerstimmen einbüßen musste und deren Kandidat Ates Gürpinas nur noch drei Prozent auf sich vereinte. Er zieht jedoch über die Landesliste ins Parlament. Hingegen konnten sich die Freien Wähler (FW) mit ihrem Kandidaten Gerhard Schloots merklich verbessern. Während die FW-Kandidatin Mary Fischer 2017 gerade mal auf 2,3 Prozent der Erststimmen kam, konnte der Kandidat heuer um 4,7 Prozentpunkte zulegen und landete bei sieben Prozent.
Besonders groß fällt die Differenz zwischen Erst- und Zweitstimmenergebnis in der Stadt Rosenheim bei den Liberalen ins Gewicht. Direktkandidat Michael Linnerer erzielte mit 9,6 Prozent 2,2 Prozentpunkte mehr als zur jüngsten Wahl. Hingegen kam seine Partei auf einen Zweitstimmenanteil von 12,5 Prozent und lag damit 2,9 Punkte über dem Erststimmenergebnis. Ähnlich groß fällt die Differenz nur bei den Sozialdemokraten aus. Hier lag der Abstand bei 2,8 Prozentpunkten.
Starke Zunahmean Briefwählern
Gestiegen ist die Wahlbeteiligung in der Stadt, wenn auch nur marginal. Gaben 2017 74,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab, waren es heuer 75,3 (+1,1 Prozentpunkte). Dabei gab es erwartungsgemäß einen großen Zuwachs bei den Briefwählern. Forderten noch 2017 11211 Wahlberechtigte und damit rund 27 Prozent Wahlunterlagen an, waren es 2021 19113 Wähler (47 Prozent). Entsprechend schraube die Stadt Rosenheim in diesem Jahr die Zahl der Briefwahlbezirke von 15 auf 20 nach oben. Vor allem die Grünen-Wähler nutzten in der Stadt Rosenheim dabei die Möglichkeit, ihre Stimme postalisch abzugeben, aber auch bei der Union und den Freien Wählern ging der Trend hin zur Briefwahl. In Rosenheim zogen es vor allem Wähler der AfD vor, ihre Stimme in eine Urne
der 39 Wahllokale zu werfen.Jens Kirschner