Schattenspender für die Gruppenräume

von Redaktion

Rosenheimer Sparkassenstiftung Zukunft spendet 9500 Euro an Oberwöhrer Tagesstätte Sonnenschein

Rosenheim – Die Heilpädagogische Tagesstätte Sonnenschein in Oberwöhr feiert nächstes Jahr ihren 20. Geburtstag. Ein Geschenk gab es aber in einem gewissem Sinn schon jetzt: Die Sparkassenstiftung Zukunft ermöglichte mit einer Spende von 9500 Euro den Kauf einer Rollmarkise, mit der das große Glasdach in einem der beiden Gruppenräume verschattet werden kann. Sparkassenvorstand Harald Kraus, Landrat Otto Lederer und Oberbürgermeister Andreas März schauten sich die Rollmarkise in Oberwöhr an und informierten sich bei dieser Gelegenheit über den Alltag in der Einrichtung.

Konduktiver
Förderansatz

Die Tagesstätte betreut derzeit zehn Kinder mit Hirnschädigungen anhand eines besonderen Konzepts – dem konduktiven Förderansatz des Ungarn Andras Petö. Dieser kam nach dem Zweiten Weltkrieg zur Erkenntnis: Das Gehirn sei nach Verletzungen sehr wohl in der Lage, beeinträchtigte Funktionen auf andere Bereiche zu verlagern. Damit ließen sich verlorene geglaubte Fertigkeiten zumindest in einem gewissen Maß ausgleichen. Voraussetzung hierfür sei eine ganzheitliche Förderung.

In der Tagesstätte Oberwöhr behandeln Betreuer die Kinder nicht als „Behinderte“, sondern als normale junge Menschen mit einer „gewissen Besonderheit“, auf die man sich einstellen muss. Medizinische Therapie und pädagogische Betreuung gehen in der Einrichtung ineinander über. Ein wesentlicher Bestandteil ist Gruppenarbeit: Die Kinder werden nicht isoliert betreut und gefördert, stattdessen passiert alles in Gemeinschaft. Kinder lernen durch Nachahmung und Erfahrung, und noch besser funktioniere dies, wenn beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Kinder diese zusammen durchleben könnten.

Mehr Platz für
Gruppenarbeit

Deshalb träumt man in Tagesstätte Sonnenschein davon, so viel Platz zu haben, dass auch einige unbeeinträchtigte Kinder mitaufgenommen werden können. Tatijana von Quadt, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft „Fortschritt“, zu der in Bayern mittlerweile drei Heilpädagogische Zentren und 33 inklusiv geführte Kindertagesstätten gehören, hat selbst einen Bruder mit kognitiven Einschränkungen. Er habe dank der konduktiven Förderung inzwischen seinen Platz im Leben gefunden. Noch im Alter von drei Jahren, erzählt von Quadt, habe ihr Bruder weder laufen noch sprechen können. „Seine Fortschritte während seines Aufenthaltes in Ungarn aber waren so überraschend, dass meine Eltern, Peter und Hanni von Quadt, seit 1995 versuchen, dieses Konzept in Deutschland zu etablieren.“ Ruben, ihren dreijährigen Sohn nehme sie öfter in die inklusive Tagesstätte nach Niederpöcking mit. Dort ist die zentrale Geschäftsstelle der 36 Einrichtungen. „In seinen motorischen Fähigkeiten ist er weiter als seine Schwester im gleichen Alter, weil er eben von der intensiven Betreuung und dem Austausch mit den anderen Kindern profitiert.“ Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März war so angetan, dass er versprach, die Idee einer Erweiterung auf jeden Fall mitzunehmen und sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was an diesem Standort noch möglich sei. Johannes Thomae

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