Rosenheim – Ob mit Milch, Zucker oder einfach schwarz: Für viele darf der Morgen nicht ohne Kaffee beginnen. Am heutigen Tag des Kaffees sprechen drei Röster aus Rosenheim über ihre Leidenschaft, den Trend hin zum Filterkaffee und worauf man beim Zubereiten zu Hause achten sollte.
Drei Zahlen,
ein Geheimnis
200 Milliliter, 93 Grad Wassertemperatur und 15 Gramm Kaffee: Das ist Günter Kollas Geheimnis für einen guten Kaffee. Er steht in seinem Geschäft in der Riederstraße 8. Im vorderen Bereich stehen Kaffeemaschinen aller Art, weiter hinten befindet sich die Rösterei. Kolla zeigt auf ein Regal mit Boxen, in denen er Bohnen aus Afrika, Asien und Südamerika lagert. Einige haben einen würzigen Geschmack, andere sind eher mild. Er wählt eine Box aus, wiegt die Menge der Bohnen ab und gibt sie in eine elektrische Mühle. Die 15 Gramm Kaffeepulver füllt er anschließend in einen sogenannten Handfilter und lässt das Wasser mit einer Temperatur von rund 93 Grad langsam darüber laufen. Während die Flüssigkeit in die Glaskaraffe tropft, erzählt er von den vergangenen Jahren. Ursprünglich hat Kolla als Weinhändler gearbeitet, sei dann durch Bekannte auf den Kaffee gekommen und habe einen Probenröster in seiner Garage betrieben. „Ich habe mir vieles selber beigebracht“, sagt er. Um sein Wissen noch mehr zu verfestigen, habe er angefangen, in einem Münchner Café zu arbeiten.
Veränderung im
verflixten siebten Jahr
„Dann kam das verflixte siebte Jahr und ich wollte etwas anderes machen“, sagt er. Also eröffnete Günter Kolla im Klepperpark seinen eigenen Laden. Er röstete Kaffee, reparierte nebenbei die Maschinen der Rosenheimer. Das Geschäft lief gut, trotz der Entfernung zur Innenstadt. Und dennoch entschied sich Kolla nach sechs Jahren im Klepperpark für den Umzug in die Riederstraße. Zeitgleich begann die Pandemie. „Über die Monate sind mir viele Kunden weggebrochen“, sagt er. Gastronomie-Betriebe und Privatkunden hätten ihre Bestellungen eingestellt, auch sonst sei der Verkauf nur schleppend vorangegangen. Damit Kolla aufgrund der mangelnden Einnahmen nicht zusperren musste, entschied er sich für eine Fortbildung, um in Zukunft sein Hauptaugenmerk auf die Reparatur von Kaffeemaschinen zu legen. „Die Rösterei betreibe ich dennoch weiter“, sagt er. Für ihn eine Herzensangelegenheit. Er will nach wie vor zwei- bis dreimal in der Woche rösten, immer neue Bohnensorten probieren, um auch weiterhin am Ball zu bleiben, wie er sagt. „Mir ist wichtig, dass der Kaffee stimmig schmeckt und gut im Mund liegt“, sagt er.
Auf guten Kaffee legen auch Sebastian Wolfarth und Johannes Nowak viel Wert. Die beiden Männer haben, wie berichtet, im Februar die Rösterei „93 Grad“ in den Räumen der „Glutsbrother“ in Pang eröffnet. „Unsere Rösterei wurde sehr gut angenommen. Wir sind ständig am Weiterentwickeln und am Ausprobieren von neuen Rezepten“, sagt Nowak. Der 32-Jährige ist zertifizierter Barista-Trainer und hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Während die Verkaufsschlager nach wie vor die Sorten „Franz Josef“ oder „Italian Stallion“ sind, bemerkt Nowak auch, dass die Nachfrage an Filterkaffee immer mehr zunimmt. „Das Rezept macht einen guten Filterkaffee aus“, sagt Sebastian Wolfarth und fügt hinzu: „Kaffee kochen ist wie backen“.
Wasser vor dem
Aufgießen filtern
Statt das Kaffeepulver einfach nach Belieben in die Maschine zu schütten, rät er dazu, es abzuwiegen. Nowak weist zudem auf das harte, kalkhaltige Wasser hin, das durch die Rosenheimer Leitungen fließt. „Dadurch können sich die Aromen im Kaffee nicht wirklich entfalten“, sagt er. Sein Tipp: Das Wasser filtern, anschließend auf circa 93 Grad erhitzen und die abgekühlte Flüssigkeit über das Kaffeepulver gießen. „Wir trinken nicht Kaffee, um wach zu werden, wir werden wach, um Kaffee zu trinken“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Große
Lieferschwierigkeiten
Der gelernte Schmied liebt die Arbeit in der Rösterei. Auch wenn die vergangenen Monate aufgrund der Pandemie nicht immer einfach waren. „Die Lieferschwierigkeiten waren gravierend“, sagt er. Denn nicht nur habe Corona dafür gesorgt, dass die Erntehelfer nicht in andere Länder einreisen konnten, auch die Ernteausfälle in Brasilien aufgrund des schlechten Wetters und die Situation im Suezkanal hätte man bis nach Rosenheim gespürt. „Das hat der Kaffeebranche geschadet“, sind sich die beiden Männer sicher.
Sie vermuten, dass sich diese Umstände spätestens zum Jahreswechsel auch beim Kaffeepreis bemerkbar machten. Und doch blicken Wolfarth und Nowak der Zukunft positiv entgegen. „Wir wollen noch mehr Menschen unseren Kaffee näher bringen“, sagen sie. Nicht nur am heutigen Tag des Kaffees.