Rosenheim – Seit 2007 sind die Türen des Rosenheimer Mehrgenerationenhaus für alle Altersgruppen geöffnet. Damit sollen verschiedene Generationen auch jenseits der Familie zusammenkommen. An diesem Ort können sie sich Alt und Jung austauschen oder am Kursangebot teilnehmen. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen berichten die Sozialpädagogin und Projektleiterin
des Mehrgenerationenhauses, Christina Matousek, wie auch die langjährige Ehrenamtliche Sissi Schott über ihre Arbeit und künftig geplanten Projekte.
Wie steht es um die junge Generation im Mehrgenerationenhaus? Herrscht auch bei den Jüngeren ein Interesse an Ihrem Angebot?
Matousek: Mein Ziel ist, Vielfalt ins Haus zu bringen. Ich merke durchaus, dass bei jungen Menschen Interesse besteht. Ich sehe aber auch, dass unsere Lage an der Ebersberger Straße nicht die beste ist. Wir liegen eben nicht in einer Fußgängerzone. Erschwerend hinzu kommt, dass unser Haus von vielen noch immer nur mit Senioren in Verbindung gebracht wird. Bei uns gibt es schließlich auch die Seniorenbegegnungsstätte, weshalb ich mit Aktionen wie der Kleidertauschparty und dem Nähkurs für Jugendliche versuche, unser Angebot auch jüngeren Menschen und Familien näher zu bringen.
Welcher Gedanke steckt hinter dem Mehrgenerationenhaus?
Matousek: Die Idee, dass wir einen Ort für Menschen schaffen, indem diese zusammenkommen und sich wohlfühlen können – egal welcher Herkunft, welchen Alters oder welchen Milieus. Ein Miteinander-Füreinander eben.
Welche neuen Kurse haben Sie in Zukunft geplant?
Matousek: Mithilfe des Förderprogramms „Digitalpakt Alter“ werden wir im November drei Workshops für Senioren anbieten, die sich ein Handy kaufen wollen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit der Frage: Was ist mein Bedarf? Später beschäftigen wir uns mit der Installation des Gerätes und damit, welche Apps für Senioren wichtig sind.
Was ist neben den Workshops noch geplant?
Matousek: Bereits vergangenes Jahr haben wir uns dazu entschlossen, einen Kleidertauschmarkt zu machen. Was außerdem im November stattfindet, und zwar – am 17. November – ist das Filmfestival der Generationen. Das ist eine Filmvorführung mit anschließender Diskussionsrunde. Der Film wird hier im Haus gezeigt, und das Ziel ist, Menschen zusammenzubringen, die sich kostenlos einen Film anschauen und anschließend darüber austauschen können.
Welche Auswirkungen hatte der Corona-Lockdown auf Ihre Arbeit?
Matousek: Ich habe nach dem ersten Lockdown neu im Mehrgenerationenhaus angefangen. Dann ist es natürlich sehr ernüchternd, an einen Ort zu kommen, der als Begegnungsstätte fungieren soll, wenn keine Begegnungen stattfinden dürfen. Gerade die jüngere und ältere Generation sollte ja nicht aufeinandertreffen. Seit wir unseren Betrieb wieder aufnehmen durften, ist aber sehr schon zu sehen: Die Leute sind motiviert an den Kursen, Projekten und Patenschaften dabei, und freuen sich unglaublich über dieses Miteinander.
Als Ehrenamtliche, Frau Schott: Wie sind Sie zum Mehrgenerationenhaus gekommen?
Schott: Ich wohne seit elf Jahren an der Ebersberger Straße. Da hat sich das für mich im Vorübergehen angeboten. Ich habe immer nachgeschaut, ob es dort etwas gibt. Nachdem ich erwerbsunfähig geworden bin, hatte ich Zeit und wollte mich ein wenig beschäftigen. Neben meiner Kreativgruppe versuche ich außerdem, hier ein wenig Ordnung zu halten und der gute Geist des Hauses zu sein.
Matousek: Du nimmst dich auch einfach vieler Menschen an. Die Sissi begrüßt einfach alle, die uns hier besuchen, und nimmt auch die Nöte der Leute wahr.
Schott: Bei den Leuten liegt ab und an mal was im Argen, und das spüre ich einfach.
Wie haben Sie denn die Anfänge des Mehrgenerationenhauses erlebt?
Als ich hier angefangen habe, herrschte anfangs noch tote Hose. Es muss 2007 gewesen sein, im Anfangsjahr des Mehrgenerationenhauses, da haben wir bei einer Spielegruppe ganz alleine Halma gespielt. Damals ist kein Mensch gekommen, trotz des umfangreichen Angebots.
Das heißt, Sie haben frischen Wind in das Haus gebracht?
Schott: Ich habe mich zumindest bemüht. Schließlich hat es auch damals schon tolle Veranstaltungen gegeben, bloß mussten die Leute erst darauf aufmerksam werden. Aber es freut mich, dass hier, seit Frau Matousek da ist, so viel abgeht. Ihre Arbeit macht sie wunderbar.
Interview Killian Schmöller