Kommt jetzt die Verkehrswende?

von Redaktion

Münchener Büro stellt 243 Maßnahmen zur Umsetzung des Radentscheids vor

Rosenheim – Das Radeln in Rosenheim soll deutlich bequemer und sicherer werden. Dafür hatten sich die Stadträte im März 2020 einstimmig ausgesprochen. In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses hat das Münchener Büro „stadt+ plan“ jetzt 243 Maßnahmen zur Umsetzung des Radentscheids vorgestellt.

Lob für einige
Abschnitte in Stadt

Es gibt wahrscheinlich keinen Radweg in Rosenheim, den Paul Bickelbacher nicht kennt. Der Diplom-Geograf aus München setzt sich schon seit Jahren für eine zukunftsfähige Mobilität und Stadtentwicklung ein. Er sitzt für die Grünen im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, engagiert sich ehrenamtlich für den Fachverband Fußverkehr Deutschland. Jetzt wurde sein Büro „stadt+plan“ von der Stadt beauftragt, zu erarbeiten, wie der Radentscheid in Rosenheim umgesetzt werden könnte, welche Maßnahmen notwendig sind und mit welchen Kosten man rechnen müsste.

Seit März ist er deshalb immer wieder in Rosenheim gewesen, hat sich die einzelnen Straßen angeschaut, Fotos gemacht und überlegt, wie man die jeweiligen Abschnitte für die Fahrradfahrer verbessern kann. „An vielen Stellen, insbesondere im Nebenstraßennetz, findet der Radverkehr bereits gute Bedingungen vor, sodass keine Maßnahme nötig ist“, sagte er zu Beginn seines Vortrages. Zu erwähnen seien in diesem Zusammenhang beispielsweise ein Abschnitt in der Hubertusstraße, aber auch Teile der Ebersberger Straße.

Getan werden muss trotzdem allerhand. Das beweist auch der Maßnahmenkatalog, in dem Paul Bickelbacher fast 250 Verbesserungsvorschläge aufgelistet hat. Gesamtkosten: rund 28,5 Millionen Euro. Während sich einige Maßnahmen schnell und kostengünstig umsetzen lassen, sind andere mit langwierigen Umbaumaßnahmen verbunden.

„In Straßen mit höherer Verkehrsbelastung und höheren Geschwindigkeiten sind in der Regel eigene Flächen für den Radverkehr empfehlenswert“, erklärt Bickelbacher. An diese Flächen hätten sich die Breitenanforderungen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, weil es immer mehr Radfahrer gebe, die zum Großteil auch mit Lastenrädern oder Anhängern unterwegs seien. Die im Radentscheid geforderten und vom Stadtrat beschlossenen Breiten von 2,25 Metern für Radfahrstreifen und 1,85 Metern für Schutzstreifen seien das Resultat dieser Entwicklungen. „Häufig sind für die Umsetzung dieser Maßnahmen entsprechende bauliche Maßnahmen mit einer Versetzung des Bordsteins verknüpft“, sagte Bickelbacher. Beispiele, wo diese Maßnahmen erforderlich wären, seien die Kufsteiner und Äußere Münchener Straße, aber auch die Verbreiterung der Radwege in der Wittelsbacher Straße. „Erheblich preisgünstiger sind Verbesserungen von Radverkehrsanlagen mit reinen Markierungsarbeiten“, ergänzte der Diplom-Geograf während seines Vortrags und schlug neue Schutzstreifen in der Münchener Straße vor.

Auch sogenannte Piktogrammketten würden in Rosenheim Sinn machen. Darunter versteht man Radpiktogramme, die sich im Abstand von 25 bis 50 Metern auf der Fahrbahn befinden. Laut Bickelbacher könnten sie dann zum Einsatz kommen, wenn der Platz für regelkonforme Radverkehrsanlagen nicht ausreicht. Die Piktogrammketten würden den Radfahrern signalisieren, dass sie sich auf einer Route befinden. Autofahrer wüssten wiederum, dass sie mit Radfahrenden zu rechnen haben.

Während er seine Ergebnisse schildert, zeigt er immer wieder auf eine Karte, in denen er einzelne Abschnitte mit verschiedenen Farben markiert hat. Rot zeigt sich beispielsweise der Abschnitt in der Ebersberger Straße von der Burgfriedstraße bis zur Schillerstraße. Laut Bickelbacher seien nicht nur die Radwege zu schmal, es gebe auch Lücken im Verkehrsnetz. Er schlug in diesem Zusammenhang eine Verbreiterung der Gehwege vor sowie einen durchgängigen Schutzstreifen. Umsetzen lasse sich das allerdings nur, wenn es der Stadt gelingen sollte, Flächen zu gewinnen.

Weitere Schritte
spätestens im März

Ähnlich brisant sei die Situation in der Pernauerstraße zwischen der Ebersberger und der Erlenaustraße. Im Moment gebe es hier eine breite, zweistreifige Fahrbahn mit beidseitigen Gehwegen und einseitigem Parken. Geht es nach dem Diplom-Geografen könnte hier eine Fahrradstraße entstehen. Kosten: rund 81900 Euro. Lasse sich diese Variante nicht umsetzen, gebe es auch die Möglichkeit, Schutzstreifen einzurichten.

Es sind nur zwei von insgesamt 243 Maßnahmen, die Bickelbacher zusammengetragen hat. Lob dafür gab es von den Stadträten. Die wollen jetzt – gemeinsam mit der Verwaltung – die einzelnen Maßnahmen prüfen und „in Ruhe analysieren“. Einstimmig einigte sich das Gremium darauf, dass die Verwaltung spätestens bis März 2022 eine konkrete Liste mit Zeitplan und Priorisierung erstellt und im Ausschuss vorstellt.

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