Rosenheim – „Wild und verwegen“ – das könnte man als das Motto für die gesamte Seniorenbegegnungsstätte des Rosenheimer Caritas-Zentrums bezeichnen. Auch wenn der Satz ursprünglich für die sommerlichen Kulturtage reserviert war, die seit der Landesgartenschau 2010 zum festen Veranstaltungskalender gehörten.
Vergangenes und dieses Jahr mussten diese zwei Wochen coronabedingt ausfallen, und damit auch die Höhepunkte, die in jedem Jahr für eine andere Überraschung sorgten: kein Poetry-Slam der Senioren, keine Atelierbesuche bei Künstlern, keine witzig-ironische Modenschau mit selbstbewussten Seniorinnen auf dem „Catwalk“.
Spannende
Erfahrungen
„Da fehlte eindeutig was im Jahresablauf“, meint Markus Reimann, der seit vergangenem Jahr die Seniorenbegegnungsstätte leitet. Und nicht nur den beteiligten Senioren, ergänzt seine Vorgängerin Ursula Flohr-Brumm, fehle etwas, sondern auch für die Außenwirkung: „Wir wollen ja immer zeigen, dass die Seniorenbegegnungsstätte nicht nur ein Treffpunkt ist, an dem man sich austauschen, ratschen und dabei auch Kaffee trinken kann. Sondern viel mehr: die Möglichkeit, richtig aktiv zu werden und neue spannende Erfahrungen zu machen. Nicht wenigen fehlte dazu in ihrem bisherigen Leben Zeit und Gelegenheit, sie haben gar nie erfahren, welche Fähigkeiten eigentlich in ihnen stecken.“
Weil aber Reimann und Flohr-Brumm genauso wie die Besucher der Seniorenbegegnungsstätte Hindernisse eher als Herausforderung sehen, wurde im Frühjahr die Idee eines Kalenders geboren. Warum das, was sonst die Kulturtage transportieren, Lebenslust, Abenteuergeist und Vielfalt, nicht in zwölf Bilder packen? Bilder, die die Betrachter zum Schmunzeln bringen, vor allem aber Lust darauf machen, Neues auszuprobieren, durchaus zusammen mit anderen? Ein Problem liegt ja darin, so Reimann und Flohr-Brumm, dass jemand, der heute 70, 75 ist, sich selbst gar nicht als Senior empfindet.
Und sich beim Stichwort Seniorenbegegnungsstätte denkt: „Was soll denn ich bei den alten Leuten?“ Um was es dort, aber auch ganz grundsätzlich geht, zeigt der Kalender: Spaß haben, sich ausleben und dabei durchaus selbstbewusst zeigen, dass das Klischeebild, das man von älteren Menschen hat, genau das ist: ein graues Abziehbild der bunten Realität.
Das Ganze sozusagen mit Bordmitteln der Seniorenbegegnungsstätte aufgezogen, keine berufsmäßigen Modelle, keine Studioaufnahmen, aber dennoch mit Anspruch und professioneller Unterstützung durch die Grafikerin Margarete Baumgartner. „Das, was den Kalender vor allem auszeichnet, ist, dass der Spaß zu spüren ist, den wir bei den ,Shootings‘“ hatten“, meint Markus Reimann, der bei den Fototerminen die Rolle des Mädchens für alles übernahm und für die Ausgestaltung der „Locations“ ebenso sorgte wie für die Requisiten.
„Unsere Fotomodelle zum Mitmachen zu überreden, war gar nicht schwer“, erzählt Ursula Flohr-Brumm, „die waren schnell überzeugt und ließen, was die ,Accessoires‘ anbelangt, ihr Netzwerk untereinander spielen. So kamen wir zum Beispiel für das Urlaubsbild zu einem optimal passenden Auto oder an den für das Julibild nötigen Swimming-Pool.“
Zahlreiche
Unterstützer
Möglich wurde der Kalender nicht zuletzt durch die Unterstützung von Sparkasse, Meine Volksbank, den Stiftungseinrichtungen der Stadt Rosenheim sowie dem Förderverein der Seniorenbegegnungsstätte. „Damit kommt der Erlös, den wir aus seinem Verkauf erzielen, der Seniorenbegegnungsstätte zugute“, erklärt Reimann. „So sind wir in der Lage, uns auch für nächstes Jahr besondere Höhepunkte zu überlegen, die dem Jahresverlauf mit seinen gut 45 Standardveranstaltungen, etwa den Sprach-, Gymnastik- und Handy-Kursen, dann noch Extra-Glanzlichter aufsetzen.“
Und wie seit Bestehen der Seniorenbegegnungsstätte üblich, ist jede und jeder gebeten, doch einmal völlig zwanglos vorbeizuschauen und sich ein Bild vom Angebotenen zu machen. Dazu muss man übrigens nicht von Haus aus „wild und verwegen“ sein – das kommt bei den Besuchen dann ganz von selbst.
Der Kalender ist für zehn Euro in der Seniorenbegegnungsstätte des Caritas-Zentrums Rosenheim, Reichenbachstraße 5, erhältlich.