Rosenheim – Ursprünglich war es ein trauriger Anlass, der in Rosenheim seit mittlerweile rund 20 Jahren für Freude sorgt. Nach dem Tod ihrer sozial engagierten Mutter im Jahr 2001 suchte Maria Francese eine Möglichkeit, es ihr gleichzutun und gründete den Rosenheimer Kaffeenachmittag an der Kontaktstelle Bürgerliches Engagement (KBE). Seit dem versammeln sich jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 20 und 30 Bürger in der Lessingstraße 77, um sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen. Pünktlich nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie feiert die Rosenheimerin im Bürgerhaus „Miteinander“ nun das 20-jährige Bestehen des Kaffeenachmittags.
„Meine Idee hat
voll eingeschlagen“
„Im Prinzip hat sich seit meiner Idee im Jahr 2001 kaum etwas verändert“, meint Francese rückblickend. Nachdem das hauptsächlich für Senioren ausgelegte Treffen „direkt voll eingeschlagen“ hat, ist die Rentnerin für das KBE aktiv und nicht mehr aus dem Bürgerhaus wegzudenken. Bereits über 200-mal organisierte sie die gesellige Runde, bei der gerade ältere Bürger zwischen 14.30 und 16.30 Uhr aus unterschiedlichen Gründen zusammenkommen. „Viele freuen sich, für zwei Stunden ein wenig Gesellschaft zu haben, während andere einfach gerne Kuchen essen“, erzählt die Halb-Italienerin.
Zu Beginn des Kaffeenachmittags backte die 78-Jährige noch regelmäßig bis zu fünf Kuchen selbst. Mit der Zeit wurde das jedoch so aufwendig, dass sie mittlerweile fertiges Gebäck einkauft.
Finanzielle Unterstützung erhält sie von der Rosenheimer Kontaktstelle. „Ich finde es großartig, wie sich Maria Francese über so einen langen Zeitraum engagiert“, schwärmt Karin Weiß, Leiterin der KBE. Das älteste Projekt im Bürgerhaus „Miteinander“ käme dank ihr nach wie vor bei vielen Bürgern gut an, die den regelmäßigen Austausch untereinander schätzen.
„Sie ist ein Gesicht der Stadt“, betont Rosenheimer Stadtdirektor Michael Keneder, der zusammen mit dem Leiter des Sozialamtes Rosenheim, Martin Wollny, das Jubiläum mit einem Strauß Blumen für Francese würdigte. Für ihn ist es „ein Wahnsinn“, was die Rosenheimerin seit 20 Jahren leistet, weshalb er hofft, dass sie der Stadt mit ihrem Angebot noch eine Weile erhalten bleibt.
Einige Teilnehmer sind laut Francese schon länger Teil des nachmittäglichen Kaffees. „Von dem ersten Treffen vor 20 Jahren sind zwar nicht mehr viele übrig geblieben“, meint sie. Aufgrund des hohen Durchschnittsalters sei das jedoch normal. Da über die Zeit außerdem neue Gesichter dazukamen, sei eine Vielzahl von Kaffeetrinkern immer gesichert.
Die Organisatorin fände es schön, wenn auch jüngere Leute teilnehmen würden, weshalb sie bereits in den ersten Jahren das Treffen nicht mehr nur auf Senioren beschränkte. Da am Dienstagnachmittag jedoch viele der jüngeren Einwohner keine Zeit hätten, sieht die Rosenheimerin dafür keine guten Chancen.
Besonders groß war die Freude bei dem Jubiläum, da sich die Teilnehmer nach eineinhalb Jahren endlich wiedersehen konnten. „Ich habe viel herum telefoniert und alle informiert, dass es nach der Corona-Pandemie wieder losgeht“, berichtet Francese freudestrahlend. Mit dem Spezialangebot von Leberkäse mit Kartoffelsalat, der vor dem Kaffeegenuss verteilt wurde, schossen die Voranmeldungen schnell in die Höhe. Um die Abstandsregeln einhalten zu können war das Limit allerdings bei 30 Personen erreicht.
Aktion soll unbedingt
erhalten bleiben
Francese ist glücklich, dass ihr Projekt bereits so lange besteht. „Ich glaube, das hätte auch meiner Mutter gefallen, sie war immer so engagiert“, meint sie ein wenig wehmütig. Dementsprechend motiviert ist die 78-Jährige, den Kaffeenachmittag so lange zu machen, „bis es eben nicht mehr geht“. Sollte sie die Organisationen irgendwann einmal nicht mehr schaffen, hofft sie, dass sich ein Nachfolger findet. Es wäre schließlich schade, wenn die älteste Aktion beim Bürgerhaus „Miteinander“ nach einer so langen Tradition einfach verloren gehen würde.