Rosenheim – Ausgebreitet auf einer Plane, fein säuberlich sortiert, liegt jegliche Art von Müll vor der 13. Jahrgangsstufe der FOS/ BOS Rosenheim. Gemeinsam mit Chemie- und Biologie-Fachleiter Dr. Wolfgang Bachleitner haben die Schüler am Innspitz den Fluss auf sein Müllvorkommen geprüft. Anlass hierfür war das länderübergreifende Projekt „Plastikpiraten“.
Mit echten Piraten hat das portugiesisch-slowenisch-deutsche Partnerprojekt aber nur wenig zu tun. Im Wesentlichen sind es Schulklassen, die im Rahmen der Aktion Müll aus Flüssen und dem näheren Ufer „kapern“. Dadurch werden nicht nur die Schüler für das Thema Plastik sensibilisiert, sondern auch wertvolle wissenschaftliche Daten gesammelt. Diese werden im Anschluss an ein Forschungslabor in Kiel weitergeleitet, in dem sie genauer analysiert, kategorisiert und zur allgemeinen Einsicht online veröffentlicht werden.
Keine Daten
für die Region
Da der Lehrplan der 13. Jahrgangsstufe ohnehin Kunststoffe und Mikroplastik behandle, habe sich das Projekt als praxisnahe Ergänzung angeboten, berichtet Lehrer Bachleitner. Außerdem gebe es bisher keine Daten für die Region Rosenheim, weshalb zusätzlich Lücken in der Forschung geschlossen werden könnten.
Zum Erheben der Daten haben die Schüler zusätzlich eine genaue Anleitung sowie ein genormtes Mikroplastiknetz erhalten. „Es gab drei Gruppen, die alle in verschiedenen Bereichen geforscht haben. Die erste hat am Flussrand, in der Böschung und der näheren Umgebung nach Müll gesucht. Die zweite Gruppe hat die gefundenen Gegenstände anschließend ausgewertet und die dritte kümmerte sich um die Analyse des Inns.“
Bei den Schülern kam die Sammelaktion gut an. Wie Lilli Lechner berichtet, sei es eine erfrischende Abwechslung zum Unterricht im Klassenzimmer gewesen. „Besonders gefallen hat mir auch, dass unsere Arbeit nicht umsonst war. Die gesammelten Daten kommen ja einer wissenschaftlichen Auswertung zugute.“ Besonders überrascht von den großen Müllmengen war sie aber nicht: „Im Sommer fahre ich oft am Innspitz vorbei, und da liegt teilweise sogar noch mehr Müll.“
Doch auch jetzt haben die Schüler eine Menge gefunden. „Vom Kondom bis zu einem verrosteten Fahrrad war alles dabei“, sagt Bachleitner. Dabei sei Letzteres mit Abstand der kurioseste Fund gewesen, mit dem niemand gerechnet habe, ergänzt Lechner.
Besonders auffallend war aber etwas anderes: die vielen Zigarettenstummel. 74 Stück haben während der zwei Stunden langen Aktion gefunden. Aber auch Plastikmüll wurde in großen Mengen an Land gespült. Über 100 verschiedene Einwegplastikteile kamen zusammen.
„Man wird sich erst nach einer Konfrontation bewusst, wie unachtsam wir im Alltag sind. Beim Spazierengehen fallen uns lediglich einige Zigarettenstummel hier und eine Plastiktüte dort auf, aber nach einer gründlicheren Suche kommt auf demselben Fleck eine schockierende Menge an Müll zum Vorschein“, sagt Bachleitner.
Fortsetzung
noch ungewiss
Vielen Menschen sei anscheinend das Ausmaß ihrer Unachtsamkeit immer noch nicht bekannt, weshalb es umso wichtiger sei, bereits in den Schulen für das Thema zu sensibilisieren. Nach der positiven Resonanz seitens der Schüler habe er definitiv vor, auch in Zukunft weitere Projekte dieser Art umzusetzen.
Ob die „Plastikpiraten“-Aktion fortgesetzt wird, steht allerdings noch nicht fest. Bisher konnte noch kein Geld für die Finanzierung aufgebracht werden. Lehrer Bachleitner hofft aber weiterhin, dass auch in den kommenden Jahren weiterhin viele Schüler über das Thema aufgeklärt werden.