Rosenheim – Rosenheim will seine Zahl an Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge ausbauen. Hierfür will sich die Stadt in den kommenden sechs Jahren um Fördermittel des Bundes bemühen, um die Ladeinfrastruktur auszubauen. Auch die Zahl an Schnellladepunkten will Rosenheim im Stadtgebiet steigern. Das haben die Mitglieder des Rosenheimer Wirtschaftsausschusses einstimmig beschlossen.
Zeit mitbringen fürs
elektrische Tanken
Seit gut vier Wochen habe ich keinen Tankstutzen mehr gesehen. Ich fahre inzwischen ein Elektroauto, einen Stromer, wie die Gefährte inzwischen auch heißen. Prinzipiell ist es mir egal, was mein Auto antreibt. Hauptsache, es fährt. Zum Umdenken brachte mich ausgerechnet ein Christsozialer. Seinerzeit durfte ich das Elektroauto des CSU-Fraktionschefs Herbert Borrmann testen (wir berichteten). Und ich war – Vorsicht Wortspiel – elektrisiert: vom Fahrgefühl und der Ruhe des Elektromotors.
Daheim
keinen Zugang
Eine Lademöglichkeit zu Hause habe ich keine, Mieter eben. Also bleiben nur die öffentlichen Ladepunkte. Inzwischen weiß ich: Wer sein Elektrofahrzeug in Rosenheim laden will, sollte Zeit mitbringen.
Acht Standorte mit öffentlichen Ladesäulen sind im Stadtgebiet verteilt, zwei neue werden gerade installiert. Hinzu kommen Ladepunkte auf privatem Gelände, deren Nutzung jedoch den Kunden der jeweiligen Unternehmen vorbehalten ist.
Die meisten öffentlichen Ladesäulen haben die Rosenheimer Stadtwerke installiert. Viele finden sich außerhalb des Zentrums, zum Beispiel im Aicher-Park. Im März dieses Jahres brachten die Christsozialen einen Antrag ein, in dem sie mehr und zentralere Lademöglichkeiten für Stromer forderten. Inzwischen hat die Stadt mehrere neue Ladepunkte ins Auge gefasst. Denn der Anteil an Stromfahrzeugen in Rosenheim ist noch einigermaßen bescheiden, aber er wächst. Waren es im Januar 2017 gerade mal 25 Autos, die elektrisch in Rosenheim gemeldet waren, sind es heuer schon 250. Und mit den Berufspendlern nach Rosenheim kommen laut Verwaltung noch mal geschätzte 95 Stromer hinzu.
Sieben neue Plätze für Ladestationen hat die Stadt ausgemacht, darunter an der Inn- und der Salinstraße wie auch am Eisstadion. Auch die Parkhäuser hat die Verwaltung ins Auge gefasst. Doch da die Stadt für die neuen Stromtankstellen Fördergelder beantragen will, müssen die Ladepunkte auch ohne Hindernisse zugänglich sein, was die Option Parkhaus ausschließe, wie die Verwaltung mitteilt.
50000 Euro will die Stadt hierfür investieren, der Großteil – 40000 Euro – soll aus besagten Fördertöpfen fließen.
Dabei waren die seitens der Verwaltung vorgeschlagenen neuen Standorte unter den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses durchaus umstritten. Während sich der Grünen-Stadtrat Peter Rutz wünschte, durch die Lademöglichkeiten in der Stadt nicht noch mehr Individualverkehr nach Rosenheim zu locken, brachte der CSU-Stadtrat Hans-Peter Lossinger die Loretowiese als Standort ins Spiel. Hier sah die Verwaltung jedoch Konfliktpotenzial, spätestens, wenn auf dem Gelände endlich wieder das Herbstfest eröffnet.
Die meisten bislang installierten Stromtankstellen haben einen Pferdefuß: Es sind keine Schnelllader. Wer hier seinen Wagen einstöpselt, nuckelt nur am Strom, und muss mitunter drei Stunden warten, bis der Akku wieder voll ist. Bei Schnellladern ist der Akkustand in der Regel nach einer halben Stunde bei 80 Prozent. Anders gesagt: Die Ladepunkte in Rosenheim sind eine nette Sache, den Wagen mal zwischenzuladen. Das war‘s aber auch schon. Die einzige Schnelllademöglichkeit, die ich für mich entdeckt habe, gibt es am Pendlerparkplatz an der Klepperstraße.
Ausweisung von
Schnellladesäulen
Dies könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Die Stadt Rosenheim will dem Bund einzelne Punkte in der Stadt melden, die sich für eine Schnellladestation eignen. Die Ausschreibung erfolgt dann im Rahmen des Bundesschnellladegesetzes durch die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur.
Doch noch etwas nervt den gemeinen E-Auto-Fahrer bei vielen öffentlichen Ladesäulen: Man muss sein eigenes Ladekabel aus dem Kofferraum kramen und einstecken. Bequemer ist es freilich, wenn die Ladesäulen selbst mit Steckern ausgestattet sind. Von der Unmöglichkeit, mit Kredit- oder Bankkarte zu bezahlen, will man schon gar nicht mehr reden.
App eines
Anbieters
Wer laden will, benötigt eine Ladekarte oder die App eines Stromanbieters, der mit möglichst vielen anderen Versorgern zusammenarbeitet. Das, wohlgemerkt, ist keine Nachlässigkeit der Stadtwerke. Alle anderen Anbieter von Ladesäulen verfahren ähnlich. Ändern soll sich dies zumindest bei neuen Ladesäulen, die ab Juli 2023 aufgebaut werden. Dann sind die Anbieter verpflichtet, auch die Zahlung mit gängigen Bank- und Kreditkarten anzubieten.