Rosenheim – Spitzahorn, Paulownien und Hainbuchen: Rosenheim soll grüner werden. Im Rahmen des Sonderfonds „Innenstädte beleben“ haben sich die Stadträte jetzt dafür ausgesprochen, zahlreiche neue Bäume zu pflanzen. Diskussionen gab es trotzdem – nicht nur, weil durch die Bäume etliche Parkplätze wegfallen würden.
100 Millionen
Euro vom Freistaat
Ralf Seeburger hatte in den vergangenen Monaten viel zu tun. Der Leiter des Rosenheimer Umwelt- und Grünflächenamtes musste sich beispielsweise anschauen, wo in der Stadt neue Bäume gepflanzt werden könnten. Was sich einfach anhört, ist mit einem großen logistischen Aufwand verbunden. Denn nicht jede Fläche eignet sich für eine Bepflanzung – zum einen aufgrund bereits bestehender Leitungen, zum anderen, weil es nicht immer einfach ist, nachträglich in einen Straßenbestand einzugreifen. „Wir mussten viel ausschließen“, sagt Seeburger. Übrig geblieben sind neben der Hofmannstraße auch die Königstraße, die Münchener Straße, die Reichenbachstraße, die Reifenstuelstraße und die Salinstraße. Hier sollen unter anderem Paulownien, Spitz-ahorn und Scheinakazien gepflanzt werden.
Toiletten und
Fahrradständer
Wie berichtet, stellt das bayerische Bauministerium einen Sonderfonds in Höhe von 100 Millionen Euro bereit, um Innenstädte nach der Pandemie zu beleben. Jede Gemeinde Bayerns über 2000 Einwohner konnte Anträge stellen und sich Projekte zur Belebung ihrer Innenstadt mit 80 Prozent bezuschussen lassen. Rosenheim erhält in diesem Zusammenhang bis zu 1,12 Millionen Euro. Die Kommunalpolitiker hatten sich bereits in ihrer Juli-Sitzung für zahlreiche Maßnahmen ausgesprochen. Unter anderem für neue Fahrradständer, öffentliche Toiletten, die Errichtung von fünf Wohnmobilstellplätzen sowie eine Begrünung der Innenstadt.
Letzteres war jetzt Thema in der kombinierten Sitzung des Verkehrs- und Umweltausschusses. Geprüft wurde unter anderem, ob und wenn ja wie sich die Baumpflanzungen auf die Umsetzung des Radkonzepts auswirken und welche Parkplätze weichen müssten. „Die Planungen wurden sowohl mit dem Tiefbauamt als auch mit dem Ordnungsamt abgestimmt“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Nach Einschätzung der Verkehrsplanung hätten die geplanten Baumpflanzungen – mit Ausnahme der Königstraße – keine Auswirkungen auf die Umsetzung des Radkonzepts.
Für die Königstraße sei ein Radfahrstreifen, ein Schutzstreifen oder eine Einbahnregelung vorstellbar. Sollte ein einseitiger Grünstreifen zwischen der Rathaus-Tiefgarage und der Ecke König-/Bismarckstraße realisiert werden, wäre ohne Einbahnregelung ein Fahrradschutzstreifen, aber kein Radfahrstreifen möglich.
Etwas komplizierter wird es in Sachen Stellplätze. Denn durch die Baumpflanzungen am Fahrbahnrand entfallen Parkplätze in der Hofmannstraße (2), in der Königstraße (6), in der Münchener Straße (9), in der Reichenbachstraße (4 und ein Busparkplatz), in der Reifenstuelstraße (8) sowie in der Salinstraße (3). Einige davon sind kostenpflichtig, anderen stehen Anwohnern zur Verfügung. „Eine Reduzierung der gebührenpflichtig bewirtschafteten Parkmöglichkeiten im Stadtgebiet zieht zwangsläufig eine Minderung bei den Parkgebühreneinnahmen nach sich“, so die Verwaltung.
Während die Parkplatzsituation für überraschend wenig Diskussionen sorgte, waren es vielmehr die von der Verwaltung ausgewählten Stellen, über die länger debattiert wurde – vor allem über die geplanten acht Bäume in der Königstraße. „Natürlich wollen wir eine grünere Stadt haben“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Allerdings müsste man sich erst einmal über den Radverkehr unterhalten. So sollte man sich anschauen, wo beispielsweise eine Einbahnregelung Sinn mache. „Wir müssen erst schauen, wie die Verkehrsführung ist und dann können wir begrünen“, sagte er. Bedenken zur Königstraße äußerte auch sein Fraktionskollege Daniel Artmann sowie Franz Opperer (Grüne).
Thema Nachhaltigkeit
steht im Vordergrund
Stadtrat Robert Metzger (SPD) begrüßte das Projekt, unterstrich aber auch das Thema Nachhaltigkeit. „Wir können nicht in drei Jahren vor der Frage stehen, ob ein Baum für einen Radweg gefällt werden muss.“ Stadtrat Markus Dick (Freie Wähler/UP) schlug vor, auch über andere Plätze nachzudenken, beispielsweise könne vor dem ehemaligen Karstadt Sporthaus oder am Eingang des Salinplatzes ein Baum gepflanzt werden. Stadtrat Andreas Kohlberger (AfD) ergänzte, dass sich Bäume auch auf dem Max-Josefs-Platz anbieten würden. Während die Vorschläge auf wenig Begeisterung stießen, schaltete sich Peter Weigel (Grüne) ein. „Es geht nicht nur um eine Aufwertung der Stadt, sondern auch darum, dem Klimawandel zu begegnen.“
Königstraße vorerst
zurückgestellt
Nach einer einstündigen Diskussion einigte sich ein Großteil der Stadträte bei einer Gegenstimme darauf, die Maßnahme „Grün in der Innenstadt – Die grüne Stadt“ weiter voranzutreiben. Allerdings soll die Bepflanzung in der Königstraße vorerst zurückgestellt werden. Auch der Busparkplatz in der Reichenbachstraße soll bleiben. „Wir brauchen den Stellplatz für diejenigen, die den Lokschuppen mit dem Bus besuchen“, sagte Hans-Peter Lossinger (CSU).
Eine endgültige Entscheidung fällt am 14. Dezember in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.